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Ich bin schizophren und es geht mir allen gut

Titel: Ich bin schizophren und es geht mir allen gut
Autoren: Dirk Bernemann
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die Bücherregale oder in euer Herz. Analysen sind auch hier zwecklos. Was bleibt, ist der Versuch, einen Schluck Wasser in den Händen von Simbabwe nach Ghana zu tragen.
    Die ganz schlauen Empathieträger kommen ja auch schon mal an und sprechen mir Folgendes auf die mentale Mailbox: "Man muss es auf sich zukommen lassen, die Fähigkeit entwickeln, das, was er tut, zuzulassen, und es fühlen, ganz einfach spüren, nichts einfordern, alles geschehen lassen." Sag ich zu: "Hippiescheiße!"
    Ja, Riesenproblem das. Alle, die meine Texte kennen, denken erstmal, ich sei dieser Depressive, der manisch fingernägelkauende und ewig beunruhigte Alptraumtänzer, der Weitdraußenstehende, der so far out of space zu sein scheint, dass er nur an Weltraumbahnhöfen verweltreist. Traumatisch wird es für diese Menschen tatsächlich, wenn ich in meiner charmanten und flauschigen Mineralwasserart daherzukommen gedenke und Dinge sage, die sich wie "Bitte" oder "Danke" anhören, statt Militäruniformen alte Siebzigerjahreanzüge trage und statt der Aufschrift "Psychopath" nichts auf mir steht, was mich in irgendeine Anstalt bringen könnte.
    "Ich bin die Kopfkrieg-Youth. Ich bin ein Modeschmuckgeschäft, in dem es lediglich Assoziationsketten gibt." So brülle ich es die Alleen entlang, auf denen die Holzfäller bereits ihre Kettensägen anwerfen. Ich habe aber weder ein Kinski- noch ein Glücksbärchi-Syndrom; ich bin einfach nur da und steh rum, steh im Weg wie Cottbus oder Urs Meier. Und da steh ich dann und zeige, was man so kennt von mir. Herausgerissene Herzen. Destruktive Theaterstücke ohne Bühne und Darsteller. Spiegelungen an durchsichtigen Wänden.
    Und dann werden wieder Schubladen gefordert. "Schublade, Schublade", brüllen sie auf den Straßen, machen Fackelzüge durch Innenstädte, kloppen auf Trommeln und brüllen "Schublade, Schublade." Zumachbare, geschlossene, solche, in die man bequem Kinderhände quetschen kann, wenn sie nach karieserzeugendem Süßkram langen, die dicken, bereits im Kindergartenalter verbitterten Biester. Menschen halten ja so gerne fest an dieser Schubladenromantik, denken immer "was draufsteht, ist drin" und so. Auch wenn auf der Lade ein Aufkleber mit der Aufschrift "Subkultureller Individualist" klebt, dann kann ein Typ drin sein, der so sehr auf Archivierung steht, dass er selbst zu einer geworden ist. Aua. Und in der Lade mit der "bequemen Kleidung", da ist ja auch meistens die Zwangsjacke drin.
    Ich plädiere hier nochmal für das undramatische Verbrennen von Schubladen. Die Dinger stören Abläufe, das Auf- und Zumachen ist Zeitverlust.
    Nicht schubladisierbar, nicht schubladesk, kein Stempel auf meiner chilligen Flauschigkeit, keine Demut in meiner Charmanz, nichts von alledem, sondern nur der Blick ist wichtig und die Auseinandersetzung. Also, ich befinde mich bereits im Kriegszustand.
    Und zwei Selbstverständlichkeiten: Ich bin der Sohn meiner Mutter Und die Liebe ist mein Futter.
    Ich danke mir.
Wir sind Weltmeisterin!!!
    Es geht um die Nacht vom 30.09. auf den 01.10.2007. Eigentlich passierte nichts, aber dann doch auch eine ganze Menge. Die Hindernisse des Lebens und deren Überwindbarkeit.
    Textzeile des Tages:
... che guevara in a laptop loves to parade himself spiderman has blue eyes shame on him it's night before 12 and counting nights change our life ... drinking and belonging to the sea ... looking at the stars ...
Phillip Boa and the Voodooclub - Drinking and belonging to the sea
    Es war der Tag der Entstoiberisierung Bayerns. Ja, der Mann gibt auf, vielmehr er wird zwangsberentet oder so. Ich frage mich, ob es nicht eine der größten Strafen ist, ein sogenanntes Ehrenmitglied der CSU zu sein. Lebenslänglich. Das sieht der bestimmt ganz anders. Der Beckstein, ja der Beckstein, der wird uns retten. Midlife- Crisis geplagten Leuten wird von Psychologen ja auch immer geraten, der CSU beizutreten. "Sie fühlen sich alt? Hier diese Partei wäre was für Sie, da sind Sie einer der Jüngsten. Ne, für Politik müssen Sie sich da nicht interessieren, das wird alles geregelt. Ja, genau, so eine Art Stammtisch."
    Ich finde mich wieder auf einer Party. Einige Freunde sind auch da. Die meisten Menschen hier sind im Durchschnitt sieben Jahre jünger als ich und hören Musik, die ich nicht verstehe. Also akustisch schon, weil sie Lautstärkefanatiker sind, sogenannte Volumenprolls. Sehr, sehr laut. Einige nennen es Punkrock. Ich weiß nicht, was ich zu diesem Scheißdreck sagen soll.
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