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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Verständnis von Ihrer Seite hoffen, wenn ich meinen Weg fortsetze, wenn ich meine Ideen aufrechtzuerhalten versuche?«
    Dr. Hellmig sah zur Seite.
    »Erlassen Sie mir bitte die Antwort, Herr Doktor. Ich wäre in meinem jetzigen seelischen Stadium noch nicht fähig, die Dinge so real zu sehen, wie ich sie sehen sollte.«
    Er sucht das Leben wieder, dachte Doernberg. Er ringt die eigene Seele nieder und will nur gerechter Richter sein, einer der sagen kann: Das ist das Recht!
    Die erste Schwurgerichtssitzung unter Landgerichtsdirektor Dr. Hellmig – nach seiner Genesung – gestaltete sich zu einem internen Gerichtsereignis.
    Oberstaatsanwalt Karlssen hatte Dr. Doernberg mit der Anklagevertretung betraut … Wachtmeister Kroll, der wie immer die Zeugen aufrief, hatte sich den Kopf gekratzt, als er die Besetzung des Gerichtes erfuhr.
    »Wenn das mal gutgeht«, sagte er zu einem jungen Kollegen. »Ausgerechnet in der Sache Weiggel. Toller Mordfall. Da wird der Doernberg wieder sagen – na, warten wir es ab!«
    Der Mordfall Weiggel lag elf Jahre zurück.
    Im Jahre 1947 bewohnten die vier Geschwister Weiggel mit ihrem Schwager Petermann, dem Mann der älteren Schwester Anna, ein kleines Häuschen an der berühmten Bergstraße, der ›deutschen Blumenriviera‹.
    Hans Petermann war ein biederer Zigarrenmacher, rechtschaffen, fleißig, ehrlich und in Dingen der Moral sehr engherzig … nach Ansicht seines Schwagers jedenfalls. Denn Schwägerin Maria, damals 21 Jahre alt, hatte ein sehr enges Verhältnis mit einem farbigen amerikanischen Soldaten, der wöchentlich zweimal, beladen mit Lebensmitteln, Schokolade, Konservenbüchsen, Kaffee und Zigarren, ins Weiggelsche Häuschen kam, und so die ganze Familie ernährte. 1947 – das war eine böse Zeit, wo man für eine Stange Camel-Zigaretten die halbe Welt kaufen konnte und wo der Besitz von einem Pfund Kaffee genügte, gehaßt und beneidet zu werden. Es war die berühmte ›Maisgrieß-Zeit‹, in der das Brot staubte, wenn man es anschnitt, und wo es kaum noch Lebensmittel gab, die nicht – infolge Beimischung dieses amerikanischen Maismehls – gelblich aussahen.
    Diese Negerbesuche waren gegen die moralische Auffassung des biederen Zigarrendrehers Petermann. Da aber außer Maria auch die Schwägerin Rosa und der Schwager Heinrich ein flottes Leben führten und das Grau der RM-Zeit auf ihre Art aufhellten und selbst Frau Anna nach den Fettöpfen schielte, die so dick auf den Tischen ihrer Geschwister standen, kam es in dem Haus an der Bergstraße zu erregten Debatten über Moral und Unmoral, die am Ende damit schlossen, daß Petermann drohte, die ganze Familie Weiggel an die Luft zu setzen.
    Für die Weiggels bekam diese Drohung eine aktuelle Realität, denn Petermanns Frau, Schwester Anna Weiggel, gliederte sich in das freie Leben ihrer Geschwister ein, sehr zum Mißfallen des ohnmächtigen und unbeholfenen Petermann. Es kam zu Streitigkeiten. Vielleicht hatte Petermann auch seine Frau Anna geschlagen … Wer wollte es ihm verdenken, wenn Neger und andere Soldaten ein und aus gingen und ihre Lebensmittelpakete nicht ohne Gegenwert im Hause zurückließen!
    Eines Tages erklärt Frau Anna ihren aufhorchenden Geschwistern:
    »Der Hans muß weg! Ich kann ihn nicht mehr sehen!«
    Heinrich, Rosa und Maria stimmen ihr zu.
    Was Anna denkt, ist richtig und logisch: Petermann stört die Idylle an der Bergstraße. Man könnte viel mehr aus den Soldaten herausholen an Zigarettenstangen, an Fett, an Kaffee … Mit drei schmucken Mädchen …
    Der Mordplan der Familie Weiggel wird genau durchgesprochen. Er gleicht einem kleinen Feldzugsplan:
    Bruder Heinrich gräbt im Garten ein Loch. Ein schönes, großes Loch … zwei Meter lang, ein Meter breit und sogar vier Meter tief!
    Schwester Maria, die jüngste der Weiggels, ist eines Nachts besonders zärtlich zu ihrem Freund Jim, dem Negersoldaten, und schwatzt ihm seine Dienstpistole und ein Magazin mit Munition ab. Nur leihweise. »Der Heinrich will im Wald Kaninchen schießen!«
    Fürs Darling ist Jim alles recht. Der Negersoldat gibt die Pistole her. Dann spricht man nicht mehr darüber.
    Schwester Rosa hat die Sicherung zu übernehmen, und Anna Petermann ist besonders lieb zu ihrem Mann. Ein gemeiner, verzuckerter Abschied von der Welt.
    In der Nacht – es ist März 1947 – wird die ›Hinrichtung‹ des unbequemen Petermann vollzogen.
    Einträchtig stehen die Geschwister Weiggel in einer dunklen Ecke der Stube, die Petermann bei
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