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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seiner Rückkehr von der Arbeit betritt. Alle vier stehen dort, ein Mörderkleeblatt, wie es in der deutschen Kriminalgeschichte bisher unbekannt war – und wie es bis heute auch einmalig geblieben ist.
    Nichtsahnend kommt Petermann nach Hause. Er ist wütend, denn Arbeitskameraden haben ihm erzählt, daß man im Ort sein Häuschen mit einem Namen benennt, den man unter anständigen Menschen nicht aussprechen kann. Er hat beschlossen, mit seinen Verwandten einmal ein ganz deutliches Wort zu sprechen.
    Er betritt den Flur. Der ist dunkel. Nanu, denkt er, sind die alle weggegangen? Er betritt die Stube. Auch sie ist dunkel. Aber in der Ecke neben der Tür stehen die vier Geschwister Weiggel, halten den Atem an und starren auf den Umriß des eintretenden Mannes.
    Petermann geht durch die Tür in den Raum. Da springt Heinrich Weiggel hinter ihn, hebt die Pistole, setzt sie an den Kopf Petermanns und drückt ab.
    Ein kurzer, dumpfer Knall.
    Genickschuß.
    Petermann sackt zusammen. Er ist sofort tot.
    Die vier Geschwister Weiggel sehen sich an. Wie einfach das ging, wie schnell, wie unauffällig! Warum hat man bloß so lange gewartet – man hätte das schon viel eher tun sollen!
    Gemeinsam tragen die Geschwister den Toten in den Garten, werfen ihn in die Grube, schaufeln sie zu, stampfen die Erde fest und pflanzen einen Busch darüber.
    Von Petermann spricht keiner mehr. Das lustige Leben geht weiter. Furioser als zuvor. Der dumme Mahner ist ja weg –
    Der Lauf der Dinge ist auch weiterhin normal. Die Nachbarn, die Arbeitskameraden, die Polizei fragen nach Hans Petermann. Ihnen fällt sein Verschwinden auf.
    Auskunft der vier Geschwister Weiggel, die wie Pech und Schwefel zusammenhalten: »Der Hans hat sich in die Sowjetzone ›abgesetzt‹. Er war das Leben hier leid.«
    Und Anna Petermann, geborene Weiggel, spielt die verlassene Frau. Sie quetscht ein paar Tränen hervor. Einige Leute haben sogar Mitleid mit ihr.
    Nanu, sagen sie, wer hätte das von dem stillen Petermann gedacht. Haut einfach ab in die Sowjetzone und läßt seine Frau zurück! Wie man sich in einem Menschen doch täuschen kann …!
    Später fragen die Nachbarn nicht mehr. Und auch die Polizei stellt die Ermittlungen ein. Es kommt 1947 laufend vor, daß Personen über den Eisernen Vorhang wechseln … hinüber und herüber. Es ist eine verrückte Zeit.
    Die Akte Petermann wird zu den anderen Akten gelegt. Sie kommt in die Rubrik ›Unaufgeklärte Fälle‹, denn da Petermann aus der Sowjetzone nicht schreibt und überhaupt keine Lebenszeichen mehr gibt, ist es gar nicht so ganz sicher, ob er überhaupt ›drüben‹ angekommen ist. Also – unaufgeklärter Fall.
    So bleibt es zehn Jahre lang.
    So bleibt es bis 1957!
    Da kommt das berühmte und bei allen Verbrechern berüchtigte Bundeskriminalamt in Wiesbaden auf die Idee, eine ›Sonderkommission unaufgeklärte Fälle‹ zu bilden. Aus der ganzen Bundesrepublik kommen nun die Akten der rätselhaften Fälle zusammen. Auch die Akte Petermann; zehn Jahre alt, verstaubt, vergilbt, hoffnungslos.
    Doch in Wiesbadens Bundeskriminalamt sitzen Beamte, die mit allen Wassern gewaschen sind und sich nicht bluffen lassen. Besonders die ›Sonderkommission unaufgeklärte Fälle‹ setzt allen Ehrgeiz daran, den Aktenstapel zu vermindern und eventuelle Verbrecher der Gerechtigkeit zuzuführen.
    Die Akte Petermann kommt zunächst in die Routinearbeit. Jeder Mörder macht einen Fehler, heißt es. Es gibt keinen perfekten Mord! Und wenn dieser Petermann ermordet wurde – die Kommission nimmt zunächst immer das Schlimmste an –, so wird auch der Mörder in seinem Alibigebäude eine Lücke gelassen haben …!
    Monatelang beobachtet man die Geschwister Weiggel. In aller Stille.
    Sie bekommen keine Post aus der Sowjetzone. Die haben sie nie bekommen.
    Wenn man aber mit ihnen – wie beiläufig – von dem verschwundenen Schwager spricht, benehmen sie sich komisch. Die Sache ist jetzt zehn Jahre her und die Geschwister Weiggel sind sich in allen Punkten nicht mehr klar, was sie damals alles gesagt haben. Die ersten Widersprüche tauchen auf. Andere Zeitangaben, andere Motive des Verschwindens von Petermann.
    Und da ist noch eins: Frau Anna, die Verlassene, hat vor Jahren wieder geheiratet! Wie ist das möglich? Petermann ist doch nur ›verzogen‹. Er ist weder für tot erklärt worden, noch liegt eine Vermißtenanzeige vor! Im Gegenteil: Die Geschwister Weiggel haben ausgesagt, daß sie wußten, warum Petermann in die
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