Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Strafe verdient. Sie sind schuldig des gemeinschaftlich begangenen Mordes, weil sie aus niederen Motiven handelten.
    Bevor ich meine Strafanträge stelle – und jeder hier im Saal weiß, wie sie lauten werden und müssen –, möchte ich eines nicht unerwähnt lassen: Als die Angeklagten die Mordtat ausführten, in jenem Jahre 1947, galt im deutschen Strafgesetz noch für den § 211 die Todesstrafe! Erst 1949 wurde sie abgeschafft. Hätte man also 1947 die Mörder, die hier vor uns sitzen, überführt, so hätte jedes Gericht sie ›nach dem Recht‹ zum Tode verurteilt! Heute – elf Jahre nach einer Tat, die man damals gerecht bewertet hätte – stehe ich hier als Vertreter des Staates und muß sagen: Ich beantrage wegen gemeinschaftlichen Mordes lebenslanges Zuchthaus, statt sagen zu können: Ich beantrage Todesstrafe! Die elf Jahre ihrer verbissenen Schweigsamkeit haben den Mördern genützt: Das Gesetz rettet ihnen das Leben!«
    Generalstaatsanwalt Dr. Bierbaum sah kurz zu Dr. Karlssen neben sich. Der Oberstaatsanwalt hatte einen roten Kopf bekommen.
    »Das ist toll«, flüsterte er.
    Bierbaum atmete erregt. »Ein Staatsanwalt, der während des Plädoyers das Gesetz anklagt … das ist ein Affront!«
    »Doernberg hat recht!« sagte Oberstaatsanwalt Karlssen. »Wir drehen uns immer im Kreise, Herr Generalstaatsanwalt. Als Dr. Doernberg bei Katucheit die Todesstrafe erwähnte, explodierte Dr. Hellmig. Jetzt schweigt Dr. Hellmig … er verlor seine Tochter durch Mörderhand. Dafür erregen Sie sich …«
    Sie sahen sich an, und sie verstanden sich plötzlich. Landgerichtsdirektor Dr. Hellmig sah zu ihnen hinüber, als sie sich erhoben und den Saal verließen.
    Sein Blick war müde und weltabgewandt. Für mich gibt es keine Probleme mehr, dachte er.
    Dr. Doernberg saß hinter seinem Tisch und machte sich Notizen. Über dem Saal lag eine gespannte Stille. Die Gerichtsberichterstatter der Zeitungen stenographierten.
    Sechs Stunden Verhandlung.
    Ein Tag wie alle Tage. Eine Verhandlung wie Hunderte Verhandlungen an diesem Tag an den Gerichten in aller Welt.
    Plädoyer des Staatsanwaltes.
    Plädoyer der Verteidiger.
    Beratung des Gerichtes.
    Urteilsverkündung und Begründung.
    Vielleicht als Schlußlicht die Ankündigung einer Revision.
    Immer dasselbe.
    Tagaus, tagein.
    Und die Schicksale kommen und gehen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher