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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht. Ich bin ein friedlicher Mensch! Sie sind drei gegen einen! Warum die Fesseln?!«
    »Mitgehen!« Er wurde mit der Hand im Rücken gefaßt und stolperte auf den Flur des Hotels. Über sein Gesicht rann plötzlich kalter Schweiß.
    »Die Fesseln weg!« keuchte er noch einmal. Er schnellte die Hände hoch und riß an den Handschellen. In seine ausdruckslosen Augen trat eine ungeahnte Wildheit. »Loslassen!« schrie er. »Ihr Lumpen! – oder ich renne mit dem Kopf gegen die Wand!«
    Schreiend wie ein Irrer wurde Kurt Meyer die Treppe hinuntergetragen. Der Portier duckte sich hinter den Tisch seiner Loge, als man Meyer vorbeischleppte.
    In der Zelle des Polizeigefängnisses verlangte Kurt Meyer nach Abnahme der Handschellen sofort Papier und Federhalter. Er schrieb eine geharnischte Beschwerde über das Benehmen der Polizeibeamten. Auch als der diensttuende Kommissar der Mordkommission erschien und ihn verhörte, brachte er zuerst seine Rügen vor, ehe er im Plauderton sagte:
    »Und nun fragen Sie, Herr Kommissar.«
    »Sie geben zu, fünf Menschen umgebracht zu haben? Es sind …« Der Kommissar wollte die Namen und die Mordtaten vorlesen, aber Kurt Meyer winkte ab.
    »Bitte – sparen Sie sich das! Ich habe das alles in der Presse gelesen.«
    »Sie geben es zu?«
    »Durchaus nicht. Es wird die Aufgabe der Untersuchungsbehörden sein, mir diese Taten nachzuweisen.«
    »Sie haben in einem Brief an den Zuchthausdirektor Moll geschrieben …«
    Meyer hob wieder die Hand. »Herr Kommissar«, sagte er mild. »Was in dem Brief steht, weiß ich genau. Es steht nichts von einem Mord darin! Gar nichts!«
    »Und warum flüchten Sie durch ganz Deutschland?«
    »Flüchten? Ich sehe mir die Welt an. Habe ich kein Recht dazu? Die einen fahren an die Riviera oder nach Mallorca – ich reise durch Deutschland. Ich liebe mein Vaterland …«
    Der Kommissar schloß die Vernehmung abrupt ab. Er schrieb in seinem ersten Bericht:
    »Kurt Meyer ist ein kalter, zynischer, intellektueller Typ, der nie ein Geständnis ablegen und der nur durch Beweise zu überführen sein wird.«
    Während der Kommissar diesen Bericht diktierte, bestellte sich Kurt Meyer ein vollständiges Frühstück aus dem nächstgelegenen Café. Er hatte als Polizeigefangener das Recht, sich selbst zu verpflegen …
    Nach dreitägigem Suchen wurde in der Waldschneise, zugedeckt mit abgerissenen Tannenzweigen, die Leiche von Sylvia Hellmig gefunden. Zwischen den Händen, die der Mörder ihr gefaltet auf die Brust gelegt hatte, hielt sie einen Feldblumenstrauß.
    Als Landgerichtsdirektor Dr. Hellmig die Nachricht von der Auffindung seiner Tochter erhielt, brach er lautlos zusammen.
    Frau Ruth Hellmig trug die schreckliche Nachricht gefaßter als ihr Mann. Sie saß starr an seinem Bett, während sich der Arzt bemühte, durch eine Herzinjektion den Schwächeanfall aufzufangen. Sie wußte bereits, was Hellmig noch bevorstand: Der Mörder war John Pattis.
    Der Kriminalrat der Mordkommission und Oberstaatsanwalt Karlssen saßen über dem ersten gerichtsmedizinischen Bericht. Sie sprachen lange kein Wort. Sie rauchten stumm.
    »Einwandfreier Sexualmord«, sagte Karlssen endlich. »Begangen von einem jungen Juristen aus Übersee! Ich habe diesen Pattis einmal selbst gesprochen und mich mit ihm über die amerikanischen ›dicken Fälle‹ unterhalten. Nun ist er selbst ein ›dicker Fall‹! Er muß verrückt gewesen sein.«
    »Betrunken. Die erste Vernehmung des Kellners des Gartenlokals zeigt, daß Pattis innerhalb einer halben Stunde vier doppelte Whisky pur getrunken hat. Danach aber schien in seinem Gehirn ein Defekt aufgetreten zu sein. Wir haben es schon bei der Sache mit Dicaccio gesehen … statt den Raubüberfall anzuzeigen, betrank er sich – drei Menschenleben kostete das.«
    »Aber ein Mord?« Karlssen schob den Bericht und die Bilder zur Seite, die der Fotograf der Mordkommission angefertigt hatte. »Es war doch bekannt, daß er die Tochter von Landgerichtsdirektor Hellmig verehrte.«
    »Irgend etwas muß ihn in seinem Alkoholdunst um den Verstand gebracht haben. Wir werden es bald wissen.«
    »Sie wissen, wo Pattis sich aufhält?«
    »In der Schweiz. Er hat die Grenze am Morgen nach der Mordnacht überschritten. Er muß die ganze Nacht durchgefahren sein. Da er Amerikaner ist, hat man an der Grenze nicht lange gefragt. Er ist anstandslos übergewechselt.«
    Karlssens Finger spielten nervös mit dem Aktenstück.
    »Sie haben über die Interpol die Auslieferung
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