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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte Sylvia Hellmig untergefaßt und wischte sich mit der anderen Hand über die Stirn. Schweiß rann über sein Gesicht.
    »Ein herrlicher Abend, Sylvie«, sagte er leise. »Wollen wir wirklich schon nach Hause fahren?« Er sah sie kurz von der Seite an. »Ich weiß, ich habe mich wie ein dummer Junge benommen, und auch der Whisky war ein Fehler. Verzeihen Sie mir.«
    »Schon gut«, sagte Sylvia. »Gehen wir noch etwas spazieren. Ich glaube, es tut Ihnen gut. So ganz sicher würden Sie jetzt doch nicht am Steuer des Wagens sitzen …«
    Pattis nickte. »Gehen wir.«
    Sie wandten sich dem Wald zu. Die Musik folgte ihnen.
    Sie wanderten etwa zehn Minuten, bis der Weg in eine Schneise mündete, neben der ein Kahlschlag lag mit übereinandergeschichteten Baumstämmen. Pattis setzte sich auf einen der Stämme und zog Sylvia an seine Seite.
    »Müde?« fragte sie unbekümmert.
    »Nein. – Diese Stille tut gut. Ich höre nichts als Ihren Atem, Sylvie.«
    »Direkt romantisch.« Sie lachte wieder und warf den Kopf zurück.
    Plötzlich sah sie ein Gesicht über sich. Sie sah glänzende Augen, einen halbgeöffneten Mund. Alkoholdunst schlug ihr entgegen. Sie spürte Arme, die sie umfingen. Und der Mund kam näher, die Augen wurden groß und starr.
    »John!« sagte sie laut. »Sie sind betrunken!« Sie stemmte beide Fäuste gegen seine Brust und beugte den Kopf soweit zurück wie es ging. »Bitte, lassen Sie mich los.«
    »Ich muß Sie küssen, Sylvie«, sagte Pattis. Seine Stimme klang heiser und fremd. »Ich liebe Sie … Ich –«
    »Sagen Sie mir das bitte, wenn Sie nüchtern sind. Und lassen Sie mich jetzt sofort los!«
    Sie wehrte sich gegen seinen eisernen Griff, stemmte ihren Körper ab und wollte von dem Baumstamm aufspringen. Aber seine Arme umklammerten sie nur noch fester, sein Kopf fuhr vor und preßte sich auf den ihren. Sie spürte seine Lippen und kniff ihren Mund fest zusammen. Dann trommelte sie mit den Fäusten gegen seine Brust und stieß mit dem Kopf nach ihm …
    »Sind Sie verrückt?!« rief sie laut in die Nacht. »Lassen Sie mich los! Sie sollen mich loslassen –«
    John Pattis sagte kein Wort. Er schien von Sinnen. Er sah ihre Augen, die ihn wütend anblickten. Er spürte ihren Körper vor Angst zittern. Und er hörte ihre laute, helle Stimme, die ihn anschrie: »Wenn Sie mich nicht loslassen, sehen wir uns nie wieder …!«
    Nie wieder, durchzuckte es sein Gehirn. Nie wieder! Nie! Nie!
    Seine Hände fuhren empor, umkrallten ihre Schulter, glitten weiter zu Sylvias Hals …
    Ihre Augen verdrehten sich unter einer Wolke von Alkoholdunst. Ihre soeben noch grelle Stimme erstarb.
    Er wußte nicht mehr, was er tat … er hörte nur noch ihr Gurgeln und dachte, warum schreit sie denn nicht. Dann erlahmte die Kraft seiner Arme.
    Und es wurde Nacht. Um sie und um ihn …
    Kurt Meyer mit y erfreute sich in Essen bester Gesundheit. Als Friedrich Sandt hatte er einen Buchhalterposten angenommen und arbeitete seit drei Tagen zur Zufriedenheit seines Bürovorstehers, als die deutsche Behördengründlichkeit den ›Frieden‹ störte.
    Da das Werk alle Neueinstellungen dem Arbeitsamt meldete, kam von dort die selbstverständliche Frage, woher dieser Friedrich Sandt zugewiesen wäre, zumal die dem Arbeitsamt bekannte offene Stelle ohne dessen Vermittlung besetzt worden war. Die Personalstelle wiederum fragte bei Kurt Meyer zurück und bat, die bisher noch nicht vorgelegten vollständigen Papiere einzureichen.
    Für Kurt Meyer war dies ein Alarmsignal. Friedrich Sandt versprach deshalb dem Bürovorsteher, die restlichen Papiere am nächsten Tag mitzubringen und arbeitete fleißig und bieder weiter. Er machte sogar eine Überstunde, was dem Bürovorsteher besonders gefiel, denn als Gehaltsempfänger bekam er Überstunden nicht bezahlt.
    »Ein tüchtiger Mensch«, sagte er deshalb am Abend zu dem Personalchef, den er am Stammtisch traf. »Ich glaube, wir haben mit ihm einen guten Fang gemacht.«
    Etwas Ähnliches dachte auch Kurt Meyer, wenn er sich in die Lage der Polizei versetzte. Er packte deshalb seinen Koffer und verließ in der Nacht noch die Stadt Essen in Richtung Hamburg. Die Welt war ja so groß. Irgendwo würde er zur Ruhe kommen und sicher sein.
    Die Essener Polizei reagierte schnell. Sie hatte den Fahndungsbefehl nach dem fünffachen Mörder Meyer erhalten. Sogar mit einem genauen Signalement und einem Bild, das Meyer als Mitglied des Kirchenchores bei einer Probe zeigte.
    Der Lauf der Dinge war
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