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Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einfach. Der Bürovorsteher meldete am nächsten Morgen das Ausbleiben Friedrich Sandts, der Personalchef ließ in der Wohnung Sandts nachfragen und erfuhr, daß dieser in der Nacht verreist war. Um neun Uhr dreizehn merkte der Bürovorsteher, daß aus der Portokasse vierhundertsechzig Mark fehlten. Die Polizei wurde benachrichtigt, und dem Personalchef wurde bei der Polizei ein Bild vorgelegt. »Das ist Friedrich Sandt!« sagte er, worauf der Kommissar antwortete: »Das ist der fünffache Mörder Kurt Meyer!« – und dann lief die polizeiliche Fahndung über eigenen Fernschreiber weiter. Steckbrief und die neuesten Ermittlungen wurden durchgegeben. Der wegen fünffachen Mordes gesuchte Kurt Meyer ist gestern gesehen worden … Für seine Ergreifung sind zweitausend Mark ausgesetzt … Meyer ist vermutlich bekleidet mit …
    Die ersten Morgennachrichten brachten Einzelheiten der Polizeimeldung. Kurt Meyer hörte sie frühstückend im Wartesaal zweiter Klasse des Hamburger Hauptbahnhofs. Zufällig, weil er in der Nähe des Büfetts saß, wo das Radiogerät stand, das das Büfettmädchen zur eigenen Unterhaltung angestellt hatte.
    Er bezahlte ohne Hast und verließ ebenso ruhig den Wartesaal. Keiner beachtete ihn. Selbst als er die Morgenzeitung kaufte und sein Gesicht, etwas verzerrt und verschwommen, auf der dritten Seite sah, fiel es keinem auf, daß der zeitunglesende Mann der gesuchte mehrfache Mörder war.
    Er ging zur Binnenalster hinunter und stand eine Weile nachdenklich im Schatten der großen Büro- und Handelshäuser und starrte über das im Morgendunst liegende Wasser hinweg.
    Am Nachmittag fuhr Kurt Meyer mit einem Fernschnellzug von Hamburg nach München. Er durchquerte unangefochten Deutschland von Nord nach Süd und bezog in der Isarstadt ein Zimmer in einem kleinen Schwabinger Hotel. Nur für eine Nacht. Den Meldezettel, sagte er, wollte er am Morgen ausfüllen. Dann legte er sich zu Bett.
    Es war wiederum nur ein ganz dummer Zufall, daß der Nachtportier des kleinen Hotels die alten Zeitungen sortierte, um die zerfledderten Nummern am Morgen in der Heizung zu verbrennen. Dabei fiel sein Blick auf das Bild des fünffachen Mörders Kurt Meyer.
    »Jesses!« sagte der Portier. »Dös is er!«
    Er rief sofort die Polizei an und wartete an der Haustür, bis der Polizeiwagen lautlos vor dem Haus hielt.
    »Zimmer fünf!« sagte er. Dann setzte er sich in seine Portiersloge und lauschte nach oben.
    Die Polizisten stießen mit dem Fuß die Tür von Nummer 5 auf und stürmten in das von ihren Scheinwerfern erhellte Zimmer.
    »Nanu?!« sagte Kurt Meyer, als er aus dem Schlaf gerüttelt wurde. Er schlug die Augen auf, sah die Uniformen der Polizisten, sah vorgestreckte Pistolen und lächelte mild.
    »Schon da?« Er setzte sich aufrecht und sah sich um. »Eigentlich wollte ich mir noch München ansehen. Es soll eine schöne Stadt sein.«
    »Sind Sie Kurt Meyer?!« fragte einer der Polizisten.
    Meyer sah ihn groß an. »Ich nehme an, daß Sie deswegen gekommen sind und Sie sich Ihrer Sache sicher sind.«
    »Beantworten Sie die Frage: Sind Sie Kurt Meyer?! Und reden Sie nicht!«
    »Wie kann ich Ihnen antworten, wenn ich nicht reden soll?«
    »Aufstehen!« brüllte der Polizist.
    »Bitte!« Meyer stieg aus dem Bett. Er trug einen gestreiften Pyjama und suchte mit den Zehen nach seinen Reisepantoffeln. »Ich möchte Sie vor allem darauf aufmerksam machen, daß ich es nicht gewöhnt bin, angeschrien zu werden! Sie verhaften mich unter einem bestimmten Verdacht. Verdacht – ich bitte das zu bemerken! Dieser Verdacht rechtfertigt nicht ein Benehmen, als sei ich wirklich der Täter! Der Täter bin ich erst, wenn ich geständig oder überführt und verurteilt bin! So lange bin ich höchstens Untersuchungsgefangener und habe noch die Rechte jedes Staatsbürgers.«
    »Anziehen! Mitkommen!« brüllte der Polizist. Er kannte ja Kurt Meyer nicht. Und er war deshalb sehr erstaunt, als Meyer in ruhigem, aber festen Ton meinte:
    »Ich werde mich über Sie beschweren.«
    Er zog sich sorgfältig an, packte seinen kleinen Koffer und zog sogar seinen Sommermantel an.
    »Wir können gehen, meine Herren.«
    Seine Hände wurden nach vorn gerissen, Handschellen schnappten um seine Gelenke. Kurt Meyer wurde plötzlich blaß und sah seine gefesselten Hände an.
    »Was soll das denn?!« fragte er laut.
    »Los! Gehen Sie!«
    »Nehmen Sie die Handschellen ab!« schrie Meyer plötzlich auf. »Nehmen Sie sofort die Fesseln ab! Ich flüchte
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