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Irgendwie Top

Irgendwie Top

Titel: Irgendwie Top
Autoren: Chris P. Rolls
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1 Man muss ja nicht jeden Frosch küssen
     
    Flackerndes Licht beleuchtete die Tänzer nur unzureichend. Künstliche Blitze zuckten über nackte Haut, wurden von diversen Augen reflektiert und zeichneten muskulöse Körper nach. Beine und Arme bewegten sich ekstatisch in dem stroboskopischen Licht zum Rhythmus lauter Musik. Eine lebende Masse aus tanzenden Leibern zahlreicher Männer. Freitagsabends um 22 Uhr war es brechend voll im Gaytronic, dem angesagtesten Schwulenclub Hamburgs. Hier tanzten sie sich den Alltag aus Knochen und Kopf, fanden Vergessen oder neue Freude im Taumel der surrealen Welt aus hämmerndem Beat, Licht und Schatten.
    Markus schob seinen muskulösen Körper durch die zuckenden Leiber und einer Wolke aus scharfem Schweißgeruch zurück zur Bar. Sein gutmütig wirkendes Gesicht mit kantigem Kinn, blauen Augen und kurzen, braunen Haaren stand ein wenig im Gegensatz zu seinem mächtigen Oberkörper, bei dessen Anblick ihm automatisch Platz gemacht wurde.
    Markus war zufrieden mit dem ersten Teil des Abends. Er hatte im Darkroom einen passablen Blowjob erhalten und nun Durst bekommen. Er winkte den Barkeeper heran, bestellte Whisky-Cola und schenkte erst dann den Tänzern seine Aufmerksamkeit. Routinemäßig ließ er den Blick über das heutige Angebot schweifen.
    Kräftig, groß, muskulös. Sie tanzten neben dicken, schlanken oder hageren Körpern. Kantige, feine, harte und weiche Gesichter, mit Bart, sexy Stoppeln, jugendlich, bartlos. Schwarze Haare wurden zurückgeworfen, blonde aus der Stirn gestrichen, jemand wuschelte durch braune Strähnen. Lang, kurz, gelockt, abrasiert, ausgefallen, gegelt, gestylt. Es war alles da, was Mann sich vorstellen oder begehren konnte. Markus’ Blick galt allerdings nur einem bestimmten Typ Mann. Es gab immer einen davon, jedes Wochenende wieder. Ein Vergnügen für eine Nacht. Irgendetwas, das ihn kurzfristig vergessen ließ.
    Er drehte sich herum und nahm sein Glas in Empfang. Dabei fiel sein Blick auf einen Mann, der weiter entfernt im Halbschatten stand und ihn anscheinend genau musterte. Das flackernde Licht tauchte ihn abwechselnd in Licht und Schatten. Er war schlank, mindestens einsneunzig groß, definitiv kein Hänfling, sondern gut proportioniert und gut bemuskelt. Sein flacher Bauch wurde durch ein enges, schwarzes T-Shirt betont.
    Markus stutzte und hielt unwillkürlich den Atem an. Dieser Typ war auffällig. Dunkle, sorgfältig gestylte Haare und ein ungewöhnlich schönes Gesicht unterstrichen seine Attraktivität. Zudem strahlte er Selbstsicherheit, schon eher Arroganz aus. Dieser Mann wusste, was und wen er wollte.
    Markus erfasste instinktiv, dass er einem ebenbürtigen Mann gegenüberstand. Ein Jäger. Wie ich. Natürlich. Ich bin heute schließlich nicht der Einzige. Waidmannsheil.  
    Belustigt betrachtete er den anderen ausgiebig und wurde von diesem gemustert. Der Mann lächelte wissend, hob sein Glas und Markus erwiderte den respektvollen Gruß. Er kam heran und lehnte sich mit dem Rücken an die Bar. Er war einige Zentimeter größer, dafür war Markus wesentlich kräftiger.
    „Auch auf der Jagd?“ Markus drehte zu ihm herum und verblieb in nahezu identischer Pose.
    „So wie du.“ Der Blick ruhte auf ihm und Markus lächelte versonnen. Er wusste haargenau um seine beeindruckende Erscheinung. Regelmäßiges Training im Fitnessstudio hatte ihm zu deutlich sichtbaren Muskeln an den Armen verholfen, die das hochgekrempelte Hemd zu sprengen schienen. Sein breiter Oberkörper strahlte Kraft aus. Ein schwarzes Tattoo, in Form eines chinesischen Drachens, zierte seinen linken Unterarm. Das weiße Hemd trug er offen, sodass die großen Brust- und Bauchmuskeln gut zu erkennen waren. Die sonnengebräunte Haut schimmerte im künstlichen Licht kupferfarben. Sein Gesicht war markant männlich und sorgfältig rasiert. Zusammen mit den dunkelbraunen, kurzen Haaren ergab das eine unschlagbare Kombination, die ihre Wirkung weder auf Männer noch Frauen verfehlte.
    Auch der Fremde nickte anerkennend und spontan reichte Markus ihm die Hand. „Ich bin Markus.“
    „Alex.“ Der Händedruck dauerte länger als üblich und ihre Blicke ruhten abschätzend ineinander. Dunkle, braune Augen, ein feines Lächeln. Markus’ Puls beschleunigte sich. Alex war verdammt attraktiv. Einem solchen Mann begegnete man nicht jeden Tag. Nur zögernd löste er seine Hand.
    Gemeinsam besahen sie sich das Angebot.
    „Was ist denn dein Typ?“ Alex wandte ihm den Kopf zu.
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