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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament
Autoren: Karl May
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ERSTES KAPITEL
    Attentat auf den König
    Die Schenke war ein ärmliches Gebirgshäuschen, fast nur eine Blockhütte zu nennen, da das auf sie verwendete Baumaterial fast nur aus Baumklötzen bestand. Doch machte sie einen freundlichen Eindruck mit ihren kleinen, spiegelblank geputzten Fenstern und den Efeu- und wilden Weinranken, welche die Wände bis an das niedere Dach und die beiden Giebel bis zum First hinauf mit ihrem grünenden Kleid umzogen.
    Vor der Hütte standen einige Tische nebst den dazugehörigen Bänken, aus rohen Holzstangen zusammengenagelt. An einem dieser Tische saß ein Gast, ein einzelner, welcher die Nahenden mit erfreutem Blick musterte. Er stand auf, ergriff seinen alten mit allerlei Blumen und Kräutern geschmückten Hut, wirbelte ihn in die Luft, fing ihn wieder auf und rief dabei:
    „Wer kommt denn da angedampft! Das ist doch der Ludwigen vom Kery-Hof mit seiner Muttern! Nein, so was! Wer hätt denn das denkt, daß man hier heroben mit so einem feinen Bub und mit so einer hübschen, jungen Damen zusammentreffen tät! Nein, so eine Freuden! Hier ist meine Hand! Willkommen auch! Setzt euch herbei und trinkt, was euer Herz begehrt! Ich zahl alles, alles, was nicht über fünfzehn Pfennigen ist.“
    Die Frau hatte bereits, als sie ihn von weitem erblickte, im ganzen Gesicht gelacht. Jetzt antwortete sie, ihm die Hand reichend:
    „Grüß Gott auch, Wurzelsepp! Bist und bleibst doch immer der alte Schabernack!“
    „Was sagst? Ich ein Schabernack! Wannst das nochmals sagst, mußt mich gleich mit einem Kuß versöhnen!“
    „Mich eine junge, hübsche Damen zu nennen!“
    „Bist's etwa nicht? Dem Methusalem seine Urgroßmüttern ist achttausend Jahren alt worden. Bist etwa nicht jung gegen diese?“
    „Ja, gegen so eine Achttausendjährige! Das ist richtig!“
    „Also hab ich doch recht. Und nun hast auch du eine Hand von mir, Ludwig. Wie kommt's, daßt mal vom Kery-Hof fort darfst? Hast eine Kindtaufen daheim, oder so eine andere ähnliche Festivitäten?“
    „Nein.“
    „Also einen Urlauben?“
    „Auch nicht. Ich bin fortjagt worden.“
    „Fortjagt? Bist auch ein Hallodri, der mir da einen Bären aufbinden will!“
    „Es ist kein Bär, sondern die Wahrheit.“
    „Das glaubt dir der Teuxel, ich aber nicht. Der Ludwig war eben ein Kerlen, den einer fortjagt! Und der Kery weiß ganz genau, wen er an dir hat.“
    „Er hat's so genau wußt, daß er mich eben fortschickt hat. Aber reden wir davon nicht. Ich hab einen Dursten und auch einen Hungern. Da setz dich herbei, Muttern! Jetzt wird gessen und trunken, was das Hotel hier zu schaffen vermag.“
    „Holst doch recht groß aus!“ lachte der Wurzelsepp. „Hast eine Lotterie gewonnen?“
    „Nein; aber eine Fröhlichkeiten hab ich in mir, die muß heraus.“
    „Worüber wohl?“
    „Über dich.“
    „Willst gleich das Maul halten! Wer wird über den alten Sepp fröhlich sein!“
    „Ein jeder. Wer dir begegnet, der freut sich sicherlich. Bist eben ein Sonntagsmensch, wie es selten einen gibt. Wo kommst her?“
    „Von Oberdorf, wohin ihr wollt.“
    „Und wohin willst?“
    „Hinüber nach Hohenwald.“
    „Hast wohl dort Geschäften?“
    „Ja. Ich hab jetzund meine Stationen dort, wannst mich mal besuchen willst.“
    „Dazu kann Rat werden und die Zeit dazu hab ich ja auch.“
    „So ist's also wirklich wahr, daßt fort bist aus dem deinigen Dienst?“
    „Ja.“
    „Himmelsakra! Warum denn eigentlich?“
    „Weil – weil – na, weil ich eben nur so ein armer Teuxeln bin.“
    „So! Ein armer Teuxeln! Was geht das dem Kery an, wannst deine Arbeiten machst und dir nix zuschulden kommen läßt.“
    „Aber ich hab mir was zuschulden kommen lassen.“
    „Du? Das glaub ich nicht. Was denn?“
    „Nix, als eben nur, daß ich arm bin.“
    Der Sepp blickte ihm forschend in das Gesicht, stieß dann einen Pfiff aus, schnippte mit den Fingern und rief:
    „Verdorium! Da hab ich's fest! Da ist auch wiederum ein Dirndl schuld daran! Oh, ihr jungen Leutln, was seid ihr doch für ein unnützes Volk! Kaum sieht einer ein Dirndl, so vergafft er sich in sie, obgleich's die Tochter seines Herrn ist. Und kaum sieht's Dirndl den Buben, so langt sie mit allen zehn Fingern nach ihm, obgleich er der Knecht ist und sie einen ganz andern bringen soll, nämlich den Osec!“
    „Ah! So weißt auch davon?“
    „Was könnt der Wurzelsepp nicht wissen?“
    „Ja, du bist der Vetter von aller Welt, und ein jeder teilt dir seine Geheimnissen mit. Aber der
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