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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten
Autoren: Alexander Borell
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dieses Buch auch zu kaufen gegeben haben. Sie wußte auch genau, daß Eve sich die Blüten klaute, und konnte im Anschluß daran den Rest abgepflückt haben. Für niemanden war es so leicht, den alten Leutchen diesen heimtückischen Tod zu bereiten, als für Mary-Ann Buttom. Wenn wir annehmen, daß Dinah sich an dieses Buch erinnerte und ihre Schwester durchschaute, vielleicht sogar eine Auseinandersetzung mit ihr hatte, dann blieb Mary-Ann ja gar nichts anderes übrig, als ihre Schwester ebenfalls ins Jenseits zu befördern, da sie sonst wegen zweifachen Mordes in die Gaskammer gekommen wäre. Bei zwei Morden spielt ein dritter keine Rolle mehr. Davon aber brauchen weder Doktor Howard noch Franky etwas gewußt zu haben.“
    Nun stellte er eine einzelne Kugel vor sich auf.
    „Das hier“, sagte er, „ist nun schließlich Franky Buttom. Auch er wußte, daß für ihn Ägyptens Fleischtöpfe unerreichbar waren, solange die beiden Alten lebten. Ich halte es für ziemlich ausgeschlossen, daß er dieses Pülverchen selbst in der Gegend herumgepustet hat; er könnte aber jemanden gefunden haben, der es für ihn tut. Vielleicht Mary-Ann, vielleicht das Mädchen Isabel? Wer weiß das? Er traf sich mit seiner ehemaligen Frau öfters bei Dinah, und natürlich haben sie von dieser Sache gesprochen. Dinah hatte das Buch, und es kann sich zwischen ihr und Franky die gleiche Szene abgespielt haben, wie ich sie vorhin zwischen ihr und Mary-Ann umrissen habe.
    Es kann sein, daß wir schon in einer Stunde, oder in zwei Stunden wissen, wer Eve zum Pfeilspitzensee brachte. Wir wissen damit auch, wer Dinah umbrachte. Aber wir können dadurch nicht auf die beiden anderen Morde schließen.“
    „Und?“ fragte ich. „Haben Sie nun trotzdem einen Plan?“
    „Ja. Wir bluffen alle drei. Der oder die Mörder werden sich uns dann ganz von selbst in die Hände spielen. Sie übernehmen Doktor Howard, ich Mary-Ann und Franky.“
    „Und was ist mit Doktor Howards Teddy?“
    „Mit dem fangen wir an, wenn wir wissen, daß diese drei es bestimmt nicht waren.“
    Wie auf der Bühne war dies das Stichwort für den Auftritt von Mary-Ann und Franky Buttom.
    Franky, den ich nun zum ersten Male sah, war mittelgroß, etwa vierzig Jahre alt, hatte eine glatte, sonnengebräunte Haut und paßte in seiner sportlichen Erscheinung gut zu seinem Chef in der IAC. Er trug seine blonden Haare ziemlich lang. Seine blauen Augen wirkten durch einen ganz leichten Basedow größer, als sie in Wirklichkeit waren. Es wäre mir lieber gewesen, er hätte mir weniger gut gefallen.
    Marting bot Mary-Ann und Franky Stühle an.
    „Ich habe eine gute Nachricht für Sie“, begann er. Ich hockte still ein wenig abseits und war neugierig, was er nun zum besten geben würde.
    Mary-Anns etwas starres Gesicht belebte sich augenblicklich.
    „Wirklich?“ rief sie voller Hoffnung. „Haben Sie etwas von Eve gehört?“
    „Ja“, sagte Marting. „Unmittelbar ehe ich Sie holen ließ, hat sie Mister Stretcher angerufen. Sie hatte sich seine drollige Telefonnummer zufällig gemerkt.“
    Mary-Ann sprang auf. Sie schaute abwechselnd zwischen mir und Marting hin und her.
    „Wo ist sie? Kann ich zu ihr? Geht es ihr gut? O bitte — wo ist sie?“
    „Bitte, Mrs. Buttom“, sagte Marting, „bitte gedulden Sie sich noch ganz kurze Zeit. Wir wissen, in welchem Ort sie sich aufhält, wir wissen aber noch nicht genau, bei wem. Es ist eine kleine Stadt in San Bernadino droben.“
    Ich bemerkte, daß sich Mary-Ann und Franky einen ganz kurzen, zögernden Blick zuwarfen — aber es war so gering, daß ich mich auch täuschen konnte. Marting nahm anscheinend auch keine Notiz davon, sondern fuhr ruhig fort:
    „Ich habe natürlich meine Anweisungen gegeben, und morgen früh findet eine große Suchaktion statt. Für heute ist das leider aus technischen Gründen schon zu spät — aber morgen fangen wir an, und wir werden sie bestimmt bald gefunden haben.“
    Franky stand auf.
    „Gott sei Dank“, sagte er, „mir ist das alles sehr an die Nieren gegangen. Ehrlich gestanden, ich habe nicht gedacht, daß ich so rasch aus dem Schlamassel herauskommen würde. Ich muß Ihnen doch recht verdächtig vorgekommen sein?“
    „Ja“, sagte er fast gleichgültig, „Sie waren uns sehr verdächtig. — Übrigens können Sie beide jetzt nach Hause gehen. Wir haben unsere Gründe zu der Annahme, daß Sie nicht mehr gefährdet sind. Ich möchte Sie beide jedoch bitten, vorerst mit niemand über diese Sache
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