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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten
Autoren: Alexander Borell
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einem Mörder zu tun haben? Wenn wir Dinahs Mörder jetzt fassen, und er hat tatsächlich die beiden anderen Morde auch begangen, werden wir es ihm niemals nachweisen können. Wenn auch der eine Mord für den elektrischen Stuhl oder die Gaskammer ausreicht, so fehlt uns doch die Gewißheit! Wir würden fein dastehen, wenn nach einiger Zeit Mrs. Buttom, oder Franky, an Lungenentzündung erkrankten. Ich fürchte, Stretcher, Ihr Scharfsinn hat nachgelassen. Vielleicht schalten Sie mal die junge Dame für eine Weile aus, ja?“
    Ich mußte zugeben, daß er recht hatte. Wir hatten den Mörder Dinahs, im Augenblick, wo wir Eve entdeckten. Aber es hatte keinen Sinn, ihn sofort festzunehmen. Wir mußten ihn uns, sozusagen, auf Eis legen und versuchen, gleichzeitig die beiden anderen Morde aufzuklären.
    Marting setzte sich wieder an seinem Schreibtisch, nahm drei Pistolenkugeln aus der Lade und baute sie vor sich auf der Tischplatte auf.
    „So“, sagte er, „das ist Doktor Howard — das ist Mrs. Buttom — und das ist Franky Buttom. Einer von den dreien hat Dinah ermordet und Eve fortgebracht. Kann sein, daß er auch die beiden alten Leute — wir sprechen immer von beiden, aber genau wissen wir es bis jetzt nur von Joshua Pickles —, kann also sein, daß er sie mit diesem blödsinnigen Staub ins Jenseits beförderte. Kann aber auch sein, daß es ein anderer war, dann haben wir nämlich zwei Mörder, und wer garantiert uns, daß sie nicht alle drei zusammengearbeitet haben? Wir müssen den Fall auf einen Schlag lösen, und wenn wir es nicht können, müssen wir solange warten, bis wir es können. Heißt nicht Doktor Howard mit Vornamen Roger?“
    „Doch, darüber denke ich schon längst nach.“
    „Der Autor des Buches heißt Roger. Er und der Arzt waren in der Südsee.“
    Er nahm die drei Pistolenkugeln in die hohle Hand und schüttelte sie durcheinander. Dann warf er sie wie Würfel auf die Tischplatte.
    „Eine davon, Stretcher, oder zwei, oder alle drei — oder gar keine. Ein nettes Spiel, nicht?“
    „Sehr nett.“
    „Nehmen wir mal an“, sagte er, „Roger Howard sei der Mörder. Er hatte die Möglichkeit, das Pulver zu machen, und er konnte es den beiden Alten unbemerkt beibringen. Er kann auch Dinah umgebracht haben, und da er Eve kennt, wäre ihm das Kind wahrscheinlich freiwillig gefolgt. Können Sie mir sagen, was aber den Arzt zu einer solchen Mordserie veranlaßt haben kann?“
    „Darüber zerbreche ich mir seit Tagen den Kopf. Ich finde kein Motiv. Er hat doch nichts vom Geld der Pickles.“
    „Er hätte etwas davon“, betonte Marting, „wenn er auch noch Mrs. Buttom umbrächte. Er ist nämlich Eves Vormund.“
    „Was!“ rief ich. „Das wußte ich noch gar nicht.“
    „Na ja“, grinste Marting, „irgendwas müssen wir ja schließlich herausbringen. Er ist also tatsächlich der Vormund von Eve, und das ist auch im Testament des alten Herrn erwähnt.“
    „Himmel“, sagte ich, „haben Sie das Testament auch schon?“
    „Natürlich“, nickte er, „ich habe, jemanden zum Notar geschickt, und wir haben uns eine Abschrift holen lassen. Aber nun unterbrechen Sie mich doch nicht dauernd, dabei kann ja kein Mensch geradeaus denken! Wo war ich... ach ja — wenn Howard auch noch Mary-Ann Buttom um die Ecke bringt, dann erbt sein Mündel, die kleine Eve, allein das gesamte Vermögen. Es ist dann für jeden Vormund eine Chance, besonders aber, wenn er von vornherein ein Gangster ist.“
    „Aber das ist doch unmöglich!“ rief ich erregt. „Er kann ja nicht an das Picklessche Vermögen herankommen, ohne gleichzeitig mit Eve herauszurücken! Und dann würde doch alles auffliegen, er würde gar nichts von dem Gelde haben.“
    „Sie sind ein Naseweis, Stretcher, aber Sie haben recht — leider. Das sagte ich mir eben auch. Wenn’s anders wäre, hätte ich den Arzt längst verhaftet. Aber bedauerlicherweise ist es nicht anders, und wir bleiben wieder bei unseren drei Personen.“
    Er schüttelte die Kugeln wieder durcheinander und fuhr fort:
    „Wenn wir bei Mary-Ann anfangen, dann sieht das viel freundlicher für uns aus. Ihre Mutter und ihr Onkel haben ihr das Leben sauer gemacht, saßen auf dem Geld und rückten vor allem keins ‘raus, sobald sie merkten, daß es letzten Endes in Frankys Taschen floß. Mary-Ann konnte sehr wohl von Howards Buch Kenntnis haben. Er war lange genug Hausarzt in der Familie und hat es vielleicht nicht nur Dinah, sondern auch Mary-Ann verehrt. Außerdem dürfte es
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