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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten
Autoren: Alexander Borell
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daran, merkte ihn offensichtlich gar nicht. Auch konnte ich am nächsten Tag keinerlei Krankheitssymptome finden. Ich wiederholte hierauf den Versuch am folgenden Abend, und am nächsten Tag zeigten sich an dem Tier hohes Fieber und Atembeschwerden. Innerhalb zweiunddreißig Stunden war er tot.
    So wird diese unschuldige Zierpflanze zu einem der tödlichsten Gewächse, das die Südsee kennt. Hauptsächlich bedienen sich Frauen dieses Todesstaubes, um damit aus Eifersucht die verhaßte Nebenbuhlerin zu morden.
    Ich wies einige Ärzte auf meine Entdeckung hin, doch wurde mir übereinstimmend erklärt, daß man nichts dagegen tun könne: die Anwendung dieses Staubes sei so einfach, daß es bestimmt niemals gelingen werde, den Mörder zu entdecken.“
    Ich klappte das Buch zu und wischte mir den Schweiß von Stirn und Lippen. Das also war das Geheimnis der Hibiskusblüten! Das war, wie Lewis sagte, der blühende Tod!
    Und C. Roger hieß der Mann, der vor neun Jahren hierüber geschrieben hatte. Er war es auch gewesen, der Dinah dieses Buch schenkte!
    Ich rief Marting an. In Stichworten teilte ich ihm meine Entdeckung mit und bat, er möge mir jemand mit einem Kanister Benzin entgegenschicken. Hierauf zog ich mich splitternackt aus, spritzte mich mit dem lauwarmen Wasser aus dem Gartenschlauch von oben bis unten ab, fuhr naß in meine Kleider und rannte mit John die Straße zu meinem Wagen hinunter.
    Schon von weitem entdeckte ich den Polizisten mit seinem Motorrad, der gerade damit beschäftigt war, meinen Tank aufzufüllen. Ich bedankte mich bei ihm, fuhr noch ein Stück bergwärts, bis ich wenden konnte, tankte unten in der Ortschaft voll und fuhr in die Spring Street zurück.
    Schweigend legte ich Marting das aufgeschlagene Buch auf den Tisch. Er überflog den Artikel, klappte das Buch zu, machte es wieder auf und studierte die Widmung. Dann tippte er auf den Namen des Verfassers.
    „Dieser Mister C. Roger...?“
    Er schaute mich fragend an.
    „Ja, dieser Mister C. Roger. — Haben Sie schon was von Eve gehört?“
    „Noch nicht, Stretcher, aber wir haben nun zwei weitere Jahrmärkte gefunden. Heute ist Samstag, und heute sind überall welche. Der eine davon ist in Twin Peaks, das liegt etwa zwei Meilen vom Pfeilspitzensee entfernt.“
    „Das wird er sein“, sagte ich.
    „Das denke ich mir auch. Ich habe deshalb…“
    Er wurde wieder am Telefon verlangt, und ich hörte ihn sagen:
    „Ja — ein kleines Mädchen — zehn Jahre alt, ziemlich groß für ihr Alter — ja — ja — genau — dunkle Augen, ja — schwarze lange Haare — jawohl — bei Ihnen? Ja — danke schön. Was? — Ja — ja — ja — danke schön!“
    Er wandte sich mir zu.
    „Das hätten wir, Stretcher. Ich habe gerade mit dem Postamt gesprochen, von dem aus sie telefoniert hat. Es ist tatsächlich Twin Peaks. Nun müssen wir nur noch diesen Onkel Bobby und sein Haus finden, das anscheinend direkt am See liegt, aber das dürfte keine Schwierigkeit mehr sein.“
    Er gab seine Anweisungen, teils den anwesenden Polizeioffizieren direkt, teils telefonisch an andere Dienststellen. Er tat dies mit einer Ruhe, als ob nicht mehr als ein entflogener Kanarienvogel auf dem Spiel stünde.
    Als wir allein im Büro waren, erteilte er seine letzte Anordnung: er ließ Franky und Mary-Ann Buttom hierher ins Hauptquartier bringen.
    „So, mein Lieber“, sagte er, „nun haben wir eine kurze Pause und dann beginnt der letzte Akt. Mein Plan hierbei ist folgender.“
    Er erklärte mir seine Absichten in kurzen Zügen. Seiner Ansicht nach war es nun nur noch eine kurze Zeitfrage, bis man Eve gefunden hatte.
    „Dann haben wir also auch den Mörder“, warf ich ein, „wir brauchen Eve doch nur zu fragen, wer sie hinbrachte und...“
    „Moment“, sagte er, „es ist sehr wahrscheinlich, daß die Person, die Dinah erwürgt hat, Eve zum Pfeilspitzensee brachte. Wollen Sie aber Ihre Hibiskusmorde ins Wasser fallenlassen?“
    „Wieso?“ fragte ich.
    „Woher wissen Sie denn“, fragte er mit seinem teuflischen Grinsen, „daß der Mörder Dinahs auch der Mörder von Mrs. Clearney und Joshua Pickles ist? — Hab’ ich Ihnen das übrigens schon gezeigt?“
    Er reichte mir ein Formular. Es war der Obduktionsbefund im Falle Joshua Pickles. Das Labor hatte staubfeine Fremdkörperchen in den Bronchien des Toten festgestellt, die durch Reizung zur Lungenentzündung und zum Tode geführt hatten.
    „Wer aber sagt uns“, fing Marting wieder an, „daß wir es mit nur
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