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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten
Autoren: Alexander Borell
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bedeutungslosen Gesicht blühten prachtvolle Sommersprossen!
    „Oh“, sagte er und zuckte zurück, als er mein Büro betrat, „Sie... Sie sind...“
    Ich war diese Begrüßungszeremonie schon gewohnt und nickte.
    „Ja, ich bin Allan Stretcher.“
    Er kam zögernd näher, starrte mich an, und dann hellte sich sein mißtrauisches Gesicht plötzlich auf.
    „Tun Sie was dagegen?“ fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Nein, ich hab’s längst aufgegeben.“
    Er seufzte tief und ließ sich krachend in meinen alten Besucherstuhl nieder.
    „Ich auch“, sagte er, „bei mir wird nur die Haut drum herum heller, und man sieht sie dann noch besser als vorher.“
    Wir unterhielten uns noch eine Weile über Sommersprossen, und ich hatte ihn schon im Verdacht, daß er nur gekommen sei, um sich mit einem Leidensgefährten zu unterhalten, als er endlich sagte:
    „Ich bin Victor McFellow.“
    „Freut mich“, sagte ich, „freut mich wirklich sehr.“
    Er machte ein etwas erstauntes Gesicht, musterte mich scharf durch seine dicken Brillengläser und fuhr fort:
    „Vermutlich kennen Sie mich nicht?“
    Ich schüttelte betrübt den Kopf.
    „Nein, Mister McFellow, leider nicht. Aber Sie müssen bedenken, daß Los Angeles nahezu zwei Millionen Einwohner zählt, von denen ich nur anderthalb Millionen kenne.“
    Er lächelte ein wenig gequält. Humor schien keineswegs seine Stärke zu sein. Er lächelte so, als wolle er mir an seinen Silberzähnen die saubere und preiswürdige Arbeit eines Zahnarztes demonstrieren.
    „Aber“, sagte er, „Mister Pickles kennen Sie hoffentlich? Ich meine Mister Joshua Pickles?“
    „Wenn es sich um den Erfinder von ,Pickles Eiskrem mit Zucker’ handelt, dann kenne ich ihn. Ich wollte, ich hätte das Geld als Jahreseinkommen, das hier in der Stadt an einem Tag an seiner Eiskrem verschleckt wird.“
    Nun nickte mein Besucher beifällig.
    „Ich bin nämlich sein Sekretär. Aber Mister Pickles ist nicht mehr persönlich im Geschäft. Er hat sich schon vor vier Jahren zurückgezogen. Er lebt von seinem Vermögen und seinen Anteilen.“
    „Hätt’ ich an seiner Stelle schon früher getan“, murmelte ich vor mich hin und fuhr laut fort: „Und was haben wir denn für ein Wehwehchen?“
    „Wissen Sie“, erklärte Mister McFellow und preßte seine rundlichen Finger mit den Spitzen gegeneinander, „eigentlich handelt es sich um eine Kleinigkeit. Es ist eine — wie soll ich sagen — eine beinahe etwas lächerliche Sache. Aber Mister Pickles legt großen Wert auf die Aufklärung dieses Falles, und deshalb bin ich zu Ihnen gekommen. Ich…“
    „Weshalb gerade zu mir?“ fragte ich ihn. Meistens kamen sie nämlich zu mir, wenn Lester & Lester den Fall als hoffnungslos abgelehnt hatten oder zu teuer waren.
    „Ach Gott“, sagte er harmlos, „Lesters sind eine sehr bekannte Firma, und ich dachte, daß Sie vielleicht billiger sind. Außerdem ist es ja keine große Geschichte. Es wird nicht viel dabei herauskommen. Die Hauptsache ist, daß der alte Herr seinen Willen hat. Was verlangen Sie denn?“
    „Das hängt ganz davon ab“, sagte ich, „um was es sich handelt. Vielleicht erzählen Sie mir’s mal?“
    „Ich bin ja dabei. Also passen Sie auf: Mister Pickles hat sich, seit er sich aus dem Geschäft zurückzog, ganz seiner Liebhaberei hingegeben. Er besitzt sehenswerte Treibhäuser und züchtet wunderbare Blumen. Nun hat ihm leider irgend jemand die Hibiskusblüten heimlich abgepflückt. Wissen Sie, was Hibiskus ist?“
    Ich war in Botanik von jeher sehr schwach, konnte aber trotzdem eine Gurke von einem Leberblümchen einwandfrei unterscheiden. Was aber Hibiskus war, wußte ich... oder halt — doch!
    „Ist das nicht…“ fragte ich zögernd, „sind das nicht die Blüten, die sich die Hulamädchen in Hawaii ins Haar stecken und um den Hals hängen, wenn sie für die Fremden in Südseezauber machen?“
    „Ja, ganz richtig“, bestätigte er, „es sind tatsächlich sehr schöne Blüten. Mister Pickles hat sie in verschiedenen Farben gezüchtet, vom reinen Weiß bis zum tiefen Dunkelrot, und er hatte immer sehr viel Freude daran.“
    „Und die hat ihm jemand geklaut?“
    „Ja. Wir möchten nun wissen, wer das getan hat. Das sollen Sie herausbekommen.“
    Wie gesagt, meine Seele war gesund und tatendurstig, meine Kasse ziemlich leer, und dieser Mister Pickles war ein reicher Mann.
    „Klar“, sagte ich, „das wird sicherlich herauszubringen sein. Wozu kann man diese Blüten
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