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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten
Autoren: Alexander Borell
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und deutlich zu Marting:
    „Ich gestehe hiermit vor Zeugen, meine Frau Virginia mit voller Überlegung ermordet zu haben. Es ist der einzige Mord, den ich begangen habe, und ich stehe für meine Tat ein. Wenn Sie sofort ins Krankenhaus nach San Fernando fahren, werden Sie sie noch lebend antreffen. Sie wird im Angesicht des Todes nicht versuchen zu leugnen. Aber sie wird genauso wie ihre Opfer sterben: an Lungenentzündung. Mehr habe ich nicht zu sagen.“
    Marting machte eine Kopfbewegung, und die Polizisten wollten Howard wegführen. Ich sprach ein paar Worte mit Marting, dann wandte ich mich an Howard.
    „Zwei Fragen noch, Doktor: War es Ihre Frau, die auf mich schoß?“
    Er hob den Kopf ein wenig, und es schien mir fast, als ob er eine Spur lächle.
    „Ich sagte es Ihnen doch schon: wenn ich der Mörder Dinahs gewesen wäre und geschossen hätte, dann hätte ich Sie bestimmt getroffen.“
    „Und was hätten Sie getan, Doktor, wenn ich das Pulver nicht entdeckt hätte? Wären Sie mit hierher gefahren? Hätten Sie sich Eve gegenüberstellen lassen?“
    Er schüttelte den Kopf und lächelte nun wirklich. Aber es war ein sehr schmerzliches Lächeln.
    „Nein“, sagte er, „ich war mir schon den ganzen Weg, schon als Sie mich abholten, im klaren, was ich tun wollte. Ich hätte schon noch eine Gelegenheit gefunden, mich zu erschießen, glauben Sie mir das.“
    Ich nickte und war überzeugt davon, daß er es getan hätte.
    „Und das Pulver?“
    Er senkte den Kopf.
    „Es war meine allerletzte Chance, nicht in die Gaskammer zu kommen.“
    Marting gab nun wieder den Polizisten ein Zeichen. Sie brachten Howard fort. Zwei Minuten später jagte Marting mit seinen Leuten davon.
    Mitten auf der Straße saß John und kratzte sich andächtig und ausdauernd. Plötzlich wurde er seiner Einsamkeit gewahr und fing an, jämmerlich zu winseln.
    Ich hob ihn auf und ging zu Mary-Ann, die mit Franky noch immer in ihrem Wagen saß.
    „Dort vorn ist Eve“, sagte ich, „es hat jetzt niemand mehr was dagegen, wenn Sie hingehen.“
    Dann rannte ich mit Muriel und John voraus.
    Ich drückte Eve den kleinen Hund in den Arm.
    „Er heißt John“, sagte ich.
    Sie runzelte ein wenig die Stirn.
    „John?“ sagte sie, „das ist aber kein schöner Name. Darf ich ihn nicht Allan nennen?“
    „Meinetwegen“, sagte ich und dachte, daß er ja seine Laufbahn als Detektiv bereits begonnen hatte, „aber du kannst ihn auch Siegfried nennen, weil seine Mutter Walküre heißt.“
    Dabei war ich mir über die verwandtschaftlichen Beziehung gen dieser beiden keineswegs im klaren; aber wer würde das hier in Los Angeles schon merken.
    „Nein“, sagte sie, „er soll Allan heißen.“
    „Auch recht — aber schau mal, wer dort kommt!“
    Sie hob den Kopf, und dann rannte sie, mit John unter dem Arm, ihrer Mutter und Franky entgegen.
    Ich hörte ihren Jubelschrei und sah ihre weitausgebreiteten Ärmchen, mit denen sie Mary-Ann und Franky zu umschlingen versuchte.
    Dann schaute ich Muriel an, und sie schaute mich an.
    „Meinst du“, fing ich zögernd an, „meinst du, daß unsere Kinder auch so eine große Nase kriegen werden?“
    In ihren Augen tanzten kleine Lichter, und um ihre Lippen zuckte es.
    „Wenn ihre Nasen so schön werden wie deine, Allan — dann können sie gar nicht groß genug sein. Und nun hör’ endlich auf, immer mit deiner Nase zu kokettieren. — Du hast das jetzt wirklich nicht mehr nötig.“

    ENDE
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