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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Stunde umkehren. Sollte er sich ruhig in der Kuppel aufhalten, wenn Carter zurückkehrte…
    »Carter hat seinen Vorschlag zurückgewiesen«, sagte Timmy. Er hockte vor dem Funkgerät und hielt die Kopfhörer mit beiden Händen gegen seine Ohren gepreßt, damit ihm auch kein Wort der nur noch sehr schlecht verständlichen Unterhaltung entging.
    »Er hat etwas vor«, sagte Gondot unbehaglich.
    »Natürlich«, erwiderte Shute. »Er hat die Absicht, Alf abzuschütteln, hierher zurückzukehren und die Kuppel einzureißen. Gibt es für ihn noch eine andere Hoffnung?«
    »Aber dabei ginge er mit drauf«, sagte Timmy.
    »Nicht unbedingt. Wenn er uns alle umbrächte, könnte er den neuen Riß ohne Schwierigkeiten flicken und von den verbleibenden O-Tanks leben. Ich glaube bestimmt, daß er die Kuppel für seine Bedürfnisse ausreichend in Schuß halten könnte.«
    »Mein Gott! Was können wir nur tun?«
    »Nun mal langsam, Timmy. Wir können uns das ganz einfach ausrechnen.« Es fiel Major Shute nicht schwer, seine Stimme ruhig klingen zu lassen. Er wollte Timmys Aufregung nicht noch mehr steigern. »Wenn Alf um zwölf Uhr umkehrt, kann Carter nicht vor morgen mittag hier sein. Um vier Uhr wird dann auch sein Luftvorrat verbraucht sein. Wir müßten also nur vier Stunden lang jeden Mann in die Anzüge stecken.«
    Insgeheim fragte er sich, wie die zwölf Männer einen Riß flicken konnten, ehe der noch verbleibende Flaschensauerstoff verbraucht war. Ein Tank reichte nur für zwanzig Minuten …
    Aber vielleicht kam es nicht zum Äußersten.
    »Fünf Minuten vor zwölf«, sagte Carter. »Kehr um, Alf. Du wirst die Kuppel gerade noch erreichen.«
    Der Sprachforscher lachte leise. Der blaue Fleck seines Buggys bewegte sich nicht.
    »Gegen eine so klare Rechnung kannst du nichts machen, Alf. Kehr um!«
    »Zu spät.«
    »In fünf Minuten wird es wirklich zu spät sein.«
    »Ich hatte von Anfang an einen O-Tank zu wenig, Jack. Ich hätte schon vor zwei Stunden umkehren müssen.«
    Carter mußte seine Lippen befeuchten, ehe er antworten konnte: »Du lügst! Wirst du wohl endlich mit diesen blöden Witzen aufhören?«
    Alf lachte. »Schau doch, wie ich umkehre!«
    Sein Buggy näherte sich unaufhaltsam.
    Es war zwölf Uhr, und die Jagd war noch nicht zu Ende.
    Mit einer Geschwindigkeit von vierzig Kilometern in der Stunde, kaum fünfhundert Meter voneinander entfernt, bewegten sich die beiden Mars-Buggys durch die orangefarbene Wüste. Seltsame grüne Flecken wurden auf dem Boden sichtbar und glitten vorüber. Die Hänge der Dünen wanderten langsam vorbei wie die Wellen eines Ozeans. Der geisterhafte Blitz eines Meteoriten zuckte kurz über den nördlichen Horizont. Die Hügel wurden steiler. Die kleine, helle Sonne brannte an einem roten Himmel, der zum Horizont hin dunkler wurde.
    Hatte die Jagd wirklich um zwölf Uhr begonnen? Genau um zwölf? Aber es war inzwischen halb eins, und Carter war sicher, daß es nicht so spät gewesen war.
    Alf hatte sich selbst geopfert, um Carter zu vernichten.
    Aber so etwas konnte es doch nicht geben …
    »Große Geister entsprechen sich«, sagte er.
    »Wirklich?« Alfs Stimme klang, als wäre ihm nichts gleichgültiger als dieses Gespräch.
    »Du hast auch einen Extratank mitgenommen.«
    »Bestimmt nicht, Jack.«
    »Einer Sache im Leben bin ich mir ganz sicher, Alf – du bist nicht der Typ, der sich sinnlos opfert. Also gut. Ich gebe auf. Fahren wir zurück.«
    »Nein.«
    »Wir hätten noch drei Stunden Zeit, um den Marsianer zu finden.«
    Ein Energiegeschoß explodierte hinter Carters Buggy. Er seufzte. Spätestens um zwei Uhr mußte er umkehren – und dann erwartete ihn das Todesurteil.
    Wenn ich jetzt umkehren würde …?
    Es wäre ganz einfach. Alf würde auf mich schießen.
    Aber vielleicht geht sein Schuß daneben. Wenn ich mich weiter so von ihm jagen lasse, bin ich ganz bestimmt verloren.
    Carters Stirn wurde feucht, und er verfluchte sich. Aber er wagte es nicht. Er brachte es nicht fertig, sich der Waffe Alfs auszuliefern.
    Um zwei Uhr ragte die Hügelkette in voller Größe vor ihnen auf. Die fernen Gipfel waren überraschend deutlich zu erkennen; sie waren verwittert und zerklüftet, und die Wüste leckte mit ihren Sandzungen an ihnen, als sei sie begierig, ihnen den Rest zu geben und sie zu sich herabzuziehen.
    Carter blickte sich sehr oft um. Die Zeiger seiner Uhr bewegten sich unaufhaltsam voran. Eine Minute nach der anderen verging, und Carter beobachtete ungläubig den Buggy,
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