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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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meine?«
    Carter verstand.
    Alf hatte recht.
    »Hörst du mich, Alf?« fragte er. »Hör mal genau zu.« Und er öffnete die Klappe seines Funkgerätes und ergriff ein Kabel, das er vor einiger Zeit bereits lokalisiert hatte. Er riß es los. Im Lautsprecher knackte es ohrenbetäubend, dann war es still.
    »Alf, hast du das gehört? Ich habe gerade das Peilsignal meines Buggys lahmgelegt. Du wirst mich nicht mehr finden können, selbst wenn du wolltest.«
    »Wer sagt dir denn, daß ich überhaupt will?«
    Carter erkannte, was er getan hatte. Alf konnte ihn unmöglich finden. Nach einer fast endlosen Jagd hatten sich jetzt die Konstellationen verändert. Jetzt war Carter der Jäger und Alf der Gejagte. Alf blieb nichts anderes übrig, als zu warten.
    Im Westen brach die Dunkelheit herein.
     
     
    5
     
    Carter wandte sich unverzüglich nach Süden. Es würde ihn wahrscheinlich mehr als eine Stunde kosten, die Bergkette erneut zu überspringen, denn er hatte nur seine Scheinwerfer, nach denen er sich richten konnte. Die Maschine seines Buggys war zu schwach, um die Steigung auf Rädern zu bewältigen, aber mit etwas Glück konnte er vielleicht auf der anderen Seite zu Tal fahren. Natürlich würde er dann auf die Lichter verzichten müssen. Deimos war noch nicht aufgegangen. Die Sache war also in jedem Fall nicht ungefährlich.
    Es war genauso gekommen, wie Alf es geplant hatte. Carter über die Bergkette jagen. Wenn er angreift, ihn töten, seine Tanks übernehmen und zur Kuppel zurückkehren. Wenn er sich zum Aufstieg entschließt, schafft er es vielleicht nicht. Wenn er es schafft, mach ihm klar, daß er zurückkommen muß. Richte es so ein, daß er bei Dunkelheit wieder über die Berge muß. Und falls er es wie durch ein Wunder wieder schafft, nun, dann ist da immer noch die Energiepistole …
    Für Carter gab es nur eine Möglichkeit, Alf zu überraschen. Er konnte das Gebirge zehn Kilometer weiter südlich überqueren und sich dann Alf von Südosten nähern.
    Oder war Alf auch darauf vorbereitet?
    Das war sowieso egal. Carter hatte keine andere Wahl mehr.
    Als er zum ersten Sprung ansetzte, hatte er das Gefühl, aus einer Raumschiffsschleuse blind in den Weltraum zu springen. Er hatte die Scheinwerfer senkrecht nach unten gerichtet, und im Ansteigen beobachtete er den Lichtkreis, der sich ausbreitete und schwächer wurde. Er neigte den Buggy nach Osten. Zuerst schien sich überhaupt nichts zu bewegen, dann glitt der Hang plötzlich auf ihn zu; jedoch viel zu schnell. Carter legte das Fahrzeug wieder gerade. Nichts geschah. Der Druck der Jet ließ langsam nach, wurde schwächer, während der Hang noch immer ein unbestimmter grauer Fleck unter ihm war, von Dunkelheit eingeschlossen.
    Dann plötzlich raste ihm der Berg entgegen.
    Der Aufprall war schmerzhaft. Carter klammerte sich fest und machte sich darauf gefaßt, daß der Buggy umstürzen und kopfüber den Hügel hinabrollen würde. Doch das Fahrzeug wurde irgendwie in seiner schrägen Lage festgehalten.
    Carter sackte zusammen und vergrub den Kopf zwischen seinen Armen. Zwei große Tränen fielen auf die Gesichtsscheibe seines Helms und verliefen sich. Zum erstenmal bedauerte er es, daß er Lew getötet hatte. Ein Tritt gegen die Kniescheibe hätte den Gegner ebenso wirksam außer Gefecht gesetzt und ihm eine heilsame Lehre erteilt. Er bedauerte es jetzt, daß er den Buggy genommen hatte, anstatt sich sofort zu ergeben und dem Gericht zu stellen; daß er durch die Kuppelwand gerast war und seine Kameraden gefährdet und sich zu Todfeinden gemacht hatte; daß er gewartet hatte, um zu sehen, was geschehen würde, anstatt sofort loszufahren und Alf von vornherein nicht in seine Nähe zu lassen. Er ballte die Fäuste und preßte sie gegen seinen Helm, als er an das Interesse dachte, mit dem er Alfs Schleusenmanöver beobachtet hatte.
    Es wurde Zeit. Carter machte sich auf einen entsetzlichen Sprung gefaßt. Er mußte starten, wobei der Buggy um dreißig Grad nach rückwärts geneigt war …
    Moment mal.
    Da stimmte doch etwas nicht an dem Bild! Alfs Buggy, der sich der Luftschleuse näherte, umgeben von einigen Männern in ihren Raumanzügen … Da war etwas nicht so, wie es sein sollte.
    Aber was?
    Es würde ihm schon einfallen.
    Carter ergriff den Jethebel und machte sich bereit, sofort den Gyroschalter zu betätigen, wenn er in der Luft war.
    Alf hatte sich auf der ganzen Flucht sehr überlegt verhalten und jeden seiner Schritte klug vorausberechnet. Wie war es
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