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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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zu haben, er lag nur noch etwa vierhundert Meter zurück.
    Um fünf Uhr war Carter am Fuß der Berge angelangt.
    Sie waren zu hoch, um sie mit einem Satz zu überspringen. Dafür fand Carter auf den ersten Blick mehrere Stellen, wo sein Buggy zwischenlanden konnte, während die Pumpen den Drucktank für einen neuen Sprung füllten. Aber weshalb eigentlich?
    Es war besser, wenn er auf Alf wartete.
    Plötzlich wurde ihm bewußt, daß Alf gerade darauf am sehnlichsten wartete. Mit Carter aufzuschließen, neben seinem Buggy zu halten, sein Gesicht zu beobachten, bis er genau wußte, was ihn erwartete. Und ihn dann aus einer Entfernung von wenigen Metern erbarmungslos niederzuschießen.
    Die Hänge waren nicht sehr steil. Carter atmete tief ein - und stellte dabei fest, wie schlecht die Luft trotz der Reinigeranlage bereits geworden war. Dann schaltete er den Kompressor ein.
    Die Marsluft ist unvorstellbar dünn, doch sie ist komprimierbar. Der Buggy erhob sich in die Höhe, wobei sich Carter so weit wie möglich nach hinten lehnte, um das Gewicht der inzwischen geleerten O-Tanks auszugleichen und um die Gyroskope, die nur für den Notfall gedacht waren, so wenig wie möglich zu belasten. Der Buggy stieg weiter, und er neigte das Fahrzeug, in der Absicht, es schließlich am flachen Hang aufzusetzen und ausrollen zu lassen. Es gab freie Stellen genug, es durfte nicht schwer sein, einen geeigneten Landeplatz zu finden.
    Ein Energiegeschoß explodierte vor seinen Augen. Carter biß die Zähne zusammen und bekämpfte den Impuls, sich umzudrehen. Er neigte den Buggy nach hinten, um den Flug zu verlangsamen. Der Kompressordruck sank.
    Er landete wie eine Daunenfeder sechzig Meter über der Wüste. Als er die Düse abstellte, war das Heulen der Stabilisatoren zu hören, die er abschaltete und auslaufen ließ. Jetzt blieb nur noch das Geräusch des Kompressors, der den Buggy leise erzittern ließ.
    Alf hatte sein Fahrzeug am Fuße des Hügels verlassen und starrte zu ihm herauf.
    »Nun komm schon«, sagte Carter. »Worauf wartest du noch?«
    »Flieg doch weiter, wenn du Lust hast!«
    »Was ist los? Sind deine Gyros durcheinander?«
    »Etwas in deinem Kopf ist durcheinander, Carter. Nun spring schon.« Alf hob den rechten Arm in Carters Richtung. Aus seiner Hand löste sich ein Blitz, und Carter duckte sich instinktiv.
    Das Geräusch des Kompressors war leiser geworden, ein Zeichen dafür, daß der Tank fast voll war. Aber Carter wäre ein Narr gewesen, wenn er nicht bis zum letzten Augenblick gewartet hätte. Eine Luftjet erreicht die höchste Beschleunigung bereits in den ersten Flugsekunden. Der Restdruck reicht gerade aus, um den Buggy noch ein wenig in der Luft zu halten.
    Alf kletterte bereits wieder in sein Fahrzeug, und gleich darauf sprang auch er.
    Carter setzte zum zweiten Sprung an.
    Diesmal landete er ziemlich hart. Alf stieß ein verächtliches Lachen aus, und Carter stellte fest, daß sich sein Verfolger nicht vom Fleck gerührt hatte.
    Er war auf einen Bluff hereingefallen!
    Aber warum wollte Alf ihn nicht mehr verfolgen?
    Mit dem dritten Sprung erreichte Carter die Spitze des Hügels, und der vierte war der erste Abwärtssprung seines Lebens, und beinahe wäre es sein letzter gewesen. Er hatte sich verschätzt und mußte heftig gegensteuern. Er wartete, bis das unkontrollierte Zittern seiner Hände aufgehört hatte, und legte den Rest des Weges am Boden zurück. Von Alf war nichts zu sehen, als er den Fuß der Berge erreichte und wieder in die Wüste hinaussteuerte.
    Schon senkte sich die Sonne zum Horizont hinab. Blauschimmernde Sterne an einem rotschwarzen Himmel säumten die Hügel hinter ihm.
    Immer noch keine Spur von Alf.
    Plötzlich sprach Alf; seine Stimme klang sanft, beinahe freundlich: »Du wirst jetzt umkehren müssen, Jack.«
    »Darauf würde ich nicht wetten.«
    »Vielleicht doch. Schau mal auf deine Uhr.«
    Es war etwa halb sieben.
    »Hast du die Zeit? Jetzt zähl mal mit. Ich bin losgefahren und hatte für vierundzwanzig Stunden Frischluft dabei. Du hattest zweiundfünfzig Stunden. Macht zusammen sechsundneunzig. Wir beide haben bis jetzt insgesamt einundsechzig Stunden aufgebraucht. Wenn man unsere Tanks zusammenrechnet, bleiben also noch fünfunddreißig Stunden. Jetzt paß auf. Ich habe mich seit einer Stunde nicht mehr von der Stelle gerührt. Irgendwann in den nächsten zweieinhalb Stunden wirst du also meinen Luftvorrat erobern und mich töten müssen, oder umgekehrt. Verstehst du, was ich
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