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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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geschlafen?«
    »Danke, leider nicht genug. Habe nur etwa sechs Stunden schlummern können – mit Unterbrechungen. Ich wurde die Sorge nicht los, du könntest ausscheren und mich abhängen.«
    Einen Augenblick lang wurde Carter heiß und kalt. Dann machte er sich klar, daß Alf sich nur über ihn lustig machte und daß er ebensowenig geschlafen hatte wie Carter.
    »Schau mal nach rechts«, sagte Alf.
    Dort erhob sich das Kratergebirge. Und – Carter blinzelte und schaute genauer hin – oben auf dem Kamm des Gebirges war eine Silhouette sichtbar, ein menschenähnlicher Schatten vor dem roten Himmel. Mit einer Hand balancierte die Gestalt einen langen, dünnen Gegenstand.
    »Ein Marsianer«, sagte Carter leise. Ohne weiter darüber nachzudenken, lenkte er seinen Buggy auf das Gebirge zu. Im selben Augenblick explodierten zwei Energiegeschosse vor ihm, und er zerrte heftig an den Steuerhebeln.
    »Himmel, Alf, das war ein Marsianer! Wir müssen ihn uns ansehen!«
    Die Silhouette war verschwunden. Es konnte kein Zweifel bestehen, daß die Gestalt vor den Explosionen geflohen war.
    Alf schwieg. Carter schlug seinen ursprünglichen Kurs ein, der ihn am Krater vorbeiführte, und in ihm staute sich eine mörderische Wut.
    Es war elf Uhr. Die Spitzen einer Hügelkette schoben sich über den Horizont.
    »Ich frage mich«, sagte Alf, »was du dem Marsianer wohl gesagt hättest.«
    In Carters Stimme schwang Bitterkeit. »Kommt es darauf jetzt noch an?«
    »Du hättest ihn ja doch nur erschreckt. Wenn wir mit den Marsianern überhaupt Kontakt aufnehmen, dann nur so, wie es von vornherein geplant war.«
    Carter knirschte mit den Zähnen. Auch ohne Lews gewaltsamen Tod war es ungewiß gewesen, wieviel Zeit der sogenannte Übersetzungsplan gekostet hätte. Es war vorgesehen, die Verbindung mit den Marsianern in drei Etappen herzustellen. Erstens sollten Abbildungen der Brunneninschriften zur Erde gefunkt werden, damit die Computer eine Übersetzung vornehmen konnten. Zweitens sollte eine Botschaft in der unbekannten Sprache verfaßt und in der Nähe der seltsamen Krematorien hinterlegt werden, damit die Marsianer sie fanden. Und drittens war dann abzuwarten, bis die Marsianer den ersten Schritt taten.
    Aber woher wollte man wissen, daß die Schrift an den Brunnenwänden nur in einer Sprache gehalten war und dazu noch in einer Sprache, die für die Marsianer auch heute noch Gültigkeit besaß? Eine Sprache kann sich in Jahrtausenden sehr verändern. Und wieso sollten die Marsianer überhaupt an den seltsamen Wesen interessiert sein, die sich in ihren leuchtenden Ballons versteckten? Ganz abgesehen von der Frage, ob sie die Schrift ihrer Vorfahren überhaupt lesen konnten! Es gab also viele Fragen, die noch offen waren.
    »Du bist doch unser Sprachenfachmann …«, begann Carter.
    Keine Antwort.
    »Alf, wir haben darüber gesprochen, ob Lew für die Gruppe wichtig gewesen ist, und wir haben auch über meine Bedeutung für das Team gesprochen. Aber was ist mit dir? Ohne dich werden wir die Brunnentexte niemals übersetzen können.«
    »Das möchte ich bezweifeln. Die CalTech-Computer tun sowieso die Hauptarbeit, und meine Notizen sind jedermann zugänglich. Also was?«
    »Wenn du mich weiter verfolgst, wirst du mich noch zwingen, dich zu töten. Kann es sich die Gruppe leisten, dich zu verlieren?«
    »Das wirst du nicht fertigbringen. Aber ich werde dir ein Angebot machen. Es ist jetzt elf Uhr. Gib mir zwei von deinen O-Tanks, und wir werden zur Kuppel zurückkehren. Zwei Stunden vor der Stadt steigst du in meinen Buggy um, und ich fahre dich auf meinem O-Gestell weiter. Dann kannst du auf einen ordnungsgemäßen Urteilsspruch rechnen.«
    »Glaubst du, daß sie mich freisprechen werden?«
    »Nicht, nachdem du auf deiner Flucht so rücksichtslos vorgegangen bist. Die Sache mit der Kuppelhülle war hart, Jack, das wird man dir nie vergeben.«
    »Warum gibst du dich nicht mit einem Tank zufrieden?« fragte Carter. Wenn Alf darauf einging, hatte er immer noch zwei Stunden Zeit, wenn er hinter Alf zur Stadt zurückkehrte. Er wußte jetzt, daß er die Kuppel ein zweites Mal einreißen mußte. Er hatte keine andere Wahl.
    »Nichts zu machen«, erwiderte Alf. »Ich würde mich nicht sicher fühlen, wenn ich nicht wüßte, daß dir zwei Stunden vor unserer Rückkehr die Luft ausgeht. Und du willst doch, daß ich mich sicher fühle, nicht wahr?«
    Es hatte keinen Sinn. Es war besser, beim alten Plan zu bleiben. Sollte Alf doch ruhig in einer
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