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Liebe vor der Kamera

Liebe vor der Kamera

Titel: Liebe vor der Kamera
Autoren: Carter Brown
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    Sie war das fleischgewordene
Traumbild pubertärer Phantasien. Die Schönheit ihres üppig gerundeten Körpers
wurde noch betont durch die tiefe Sonnenbräune der Haut. Das blonde Haar fiel
lose um die samtglatten Schultern, während sie sich mit unbekümmerter
Sinnenfreude dem Liebesspiel hingab. Weder sie noch ihre Liebhaberin schienen
Müdigkeit zu kennen; das Spiel dauerte eine Ewigkeit. So lange jedenfalls, daß
schließlich auch der begierigste Voyeur vor Langeweile eingeschlafen wäre.
Endlich trennten sich die beiden und blieben reglos liegen, die Gesichter
einander zugewandt. Die Blondine lächelte mit bebenden Lippen, und ihre
Liebhaberin — die Brünette mit dem Herrenschnitt und der knabenhaften Figur —
erwiderte großmütig das Lächeln.
    Es knackte laut, als der
Projektor ausgeschaltet wurde. Dann flammte eine Tischlampe auf und erhellte
das Zimmer mit sanftem Licht.
    »Er kostet fünfzig Dollar, Mr.
Holman«, sagte Vargas in sachlichem Ton. »Ich habe mich erkundigt, nachdem mein
unbekannter Freund mir den Film geschickt hatte. Dem Päckchen lag übrigens eine
Liste weiterer unterhaltsamer Streifen bei, die zum gleichen Preis zu haben
sind. In mindestens drei von ihnen ist — ich zitiere aus dem Prospekt —
>Marisa, das blonde Biest<, zu bewundern .«
    »Und Sie interessieren sich für
Marisa ?« fragte ich.
    »Sie ist meine Tochter«,
antwortete er steif.
    Er saß da und starrte auf die
weiße Wand, als hoffte er, der Projektor würde von selbst einen weiteren Film
ablaufen lassen, der es ihm ersparen würde, mir Erklärungen zu geben.
    Claude Vargas war nicht nur
Philosoph, er sah auch genauso aus, wie man sich einen Philosophen vorstellt.
Die dichte Mähne silbergrauen Haars, die weit auseinanderliegenden,
durchdringenden, grauen Augen, die schmale, gerade Nase und der Mund, um den
ein Zug nachsichtigen Humors schwebte — all dieses vereinigte sich zu einem
Idealbild, das zu entdecken ein Marktforschungsteam eine Million Dollar hätte
ausgeben können, ohne es zu finden. Ein Blick auf den mit sorgsamer
Nachlässigkeit getragenen Anzug, und man wußte , daß
dieser Geist sich niemals auf die Ebenen eitler Äußerlichkeit herabließ, die
von geringeren Sterblichen bewohnt wurden.
    Nach Jahren der Obskurität an
einer obskuren Universität hatte er sich im Lauf der letzten zwei Jahre zur
nationalen Berühmtheit gemausert. Sein Buch >Homo sapiens ?< hatte auf der Bestsellerliste der Sachbücher rapide die Spitze erklommen und
gehalten, und von da an hatte er keinen Blick mehr zurück getan. Er war der
Liebling der Diskussionsmoderatoren und Showmaster sämtlicher Fernsehstationen
im Lande, und seine ausgedehnten Vortragsreisen brachten ihm Erfolg in
klingender Münze. Ich bemühte mich, ein wenig Bedauern für ihn aufzubringen. Es
ist ja bekannt, daß mit zunehmendem Ruhm auch die Verwundbarkeit wächst, und
Claude Vargas hatte vor kurzem erfahren müssen, daß seine Tochter als Star von
Pornofilmen, zum Genuß im trauten Heim gedreht, große Karriere gemacht hatte.
Nach dem Ausdruck auf seinem Gesicht zu urteilen, war er tief getroffen.
    »Ihre Mutter starb, als sie
noch ein Kind war«, bemerkte er.
    »Wollen Sie mir jetzt eine
psychologische Analyse Ihrer Tochter geben ?« brummte
ich.
    »Nein.« Er fuhr sich müde durch
das Haar. »Sie sollen dafür sorgen, daß das aufhört .« Er wies auf den Projektor. »Es ist ekelhaft .«
    »Falls Sie Angst haben, es
könnte Ihrem Ruf schaden, dann ist es schon zu spät«, erklärte ich. »Der
unbekannte Freund, der Ihnen den Film geschickt hat, plant wahrscheinlich
bereits, darauf einen ganz freundschaftlichen Erpressungsversuch folgen zu
lassen. Und er wird möglicherweise nicht der letzte sein, der auf diesen
gewinnversprechenden Einfall kommt. Ihnen bleibt nur eines — sich damit
abzufinden .«
    »Sie haben mich mißverstanden,
Mr. Holman«, versetzte er. »Es geht mir nicht um meinen Ruf. Ich mache mir nur
Sorgen um Marisa. Ich bin überzeugt, daß sie sich nicht aus freiem Willen für
diese Filme hergibt .«
    »Woher wollen Sie das wissen ?« erkundigte ich mich geduldig.
    »Weil sie ganz einfach nicht so
ein Mädchen ist«, antwortete er und blitzte mich an, als wollte er mich herausfordern,
ihm zu widersprechen. »Ich weiß, ich rede wie ein alberner, weltfremder Vater,
aber es ist wahr. Natürlich hat sie wie alle jungen Leute ihre Dummheiten
gemacht, aber so etwas würde sie niemals tun .«
    »Ich finde, Sie reden wie ein
sehr weiser
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