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Liebe vor der Kamera

Liebe vor der Kamera

Titel: Liebe vor der Kamera
Autoren: Carter Brown
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blaßblauen Augen
unter schweren Lidern. Ihr großer Mund wirkte eher entschlossen als sinnlich,
trotz der vollen, aufgeworfenen Unterlippe. Sie trug ein hautenges, schwarzes
Satinkleid mit tiefem V-Ausschnitt, dessen Spitze bis weit in die Grube
zwischen ihren Brüsten hineinreichte. Ein Bein schräg vor das andere gestellt,
blieb sie stehen, und unter dem gespannten Satin hob sich röntgenklar die
Kontur ihres Schenkels ab. Erst musterte sie den Projektor, dann mich,
schließlich Claude Vargas.
    »Entschuldige«, sagte sie mit
tiefer, kehliger Stimme. »Ich wußte nicht, daß du heute deinen Herrenabend hast .«
    »Ich dachte, du wolltest erst
gegen Mitternacht wieder hier sein ?« Vargas machte
keinen Versuch, die Gereiztheit zu unterdrücken.
    »Das Stück war mehr als mäßig.
Da bin ich nach dem ersten Akt gegangen .«
    Sie schritt zum nächsten freien
Sessel und setzte sich. Der Duft ihres Parfüms nahm mir beinahe den Atem.
Aufdringlich.
    »Ich bin Gail Corinth«, sagte
sie zu mir. »Da Claude offensichtlich nicht die Absicht hat, uns miteinander
bekanntzumachen .«
    »Rick Holman«, versetzte ich.
    Sie schnitt eine Grimasse.
    »Nicht gerade melodisch. Sind
Sie vielleicht zufällig homosexuell, Mr. Holman? Ich meine, es gab schon
Abende, da habe ich mir wirklich meine Gedanken über Claude gemacht .«
    »Hör’ auf, Gail«, fuhr Vargas
sie an. »Wenn du es genau wissen willst, wir hatten eine geschäftliche
Besprechung und waren fast fertig, als du kamst .«
    »Ja, dann gehe ich jetzt wohl
am besten«, warf ich ein.
    »Aber nein, Mr. Holman, bleiben
Sie doch noch .« Die Rotblonde gönnte mir ein
einladendes Lächeln. »Claude macht uns sicher gern einen Drink. Dann können wir
uns ein wenig besser kennenlernen. Ich weiß ja bis jetzt nur, daß Sie ein
homosexueller Geschäftsmann sind. Ihre Persönlichkeit muß noch interessantere
Seiten haben. So langweilige Menschen kann es gar nicht geben .«
    Ich blickte Vargas an. Er sah
aus, als würde er gleich einen Schlaganfall bekommen.
    »Wie sind Sie denn zu der Dame
gekommen ?« erkundigte ich mich. »Im Glückshafen
gewonnen?«
    »Ich habe Gail gebeten, meine
Frau zu werden«, erwiderte er steif. »Aber sie ist nicht begeistert von dem
Vorschlag .«
    »Wie reagierte denn Ihre
Tochter auf den Einfall ?« erkundigte ich mich.
    »Ah!« Die Blondine zeigte
anklagend mit dem Finger auf mich. »Ich beginne klar zu sehen. Sie, Rick
Holman, sind der Ritter ohne Furcht und Tadel, der hoch zu Roß davon jagen und
das edle Fräulein aus den Klauen des schnöden Grafen Porno retten wird .« Sie lächelte triumphierend. »Damit ist alles erklärt, der
Projektor ebenso wie Claudes Gereiztheit über mein ungelegenes Erscheinen .«
    »Schön, dann trinken wir eben
noch einen«, meinte Vargas seufzend. »Was möchten Sie, Mr. Holman ?«
    »Bourbon auf Eis«, sagte ich.
    Er klappte den Barschrank auf
und hantierte eine Weile mit Flaschen und Gläsern. Das Lächeln auf dem Gesicht
der Blondine verblaßte, und ihre Finger begannen, rhythmisch auf die Armlehne
des Sessels zu trommeln.
    »Es war sehr unbedacht und
rücksichtslos von Claude, Sie zu beauftragen, ohne vorher mit seiner Managerin
zu sprechen«, bemerkte sie. » Die Managerin bin
zufällig ich, falls Sie das nicht wissen sollten. Ich muß mich mit einem
Schützling herumplagen, der immer noch ein halber Idealist ist. Daß seine
Tochter sich für pornographische Filme hergeben könnte, weil es ihr Spaß macht,
sich vor der Kamera zu produzieren, ist ein Gedanke, den er sich gar nicht
gestattet. Claude ist ein liebenswerter Mensch, im Bett besser als der
Durchschnitt, aber keinesfalls darf man ihn in den Regen hinauslassen, wenn ich
nicht da bin, ihm die Überschuhe anzuziehen und seine Hand zu halten .«
    »Ist das Ihre Ansicht ?« fragte ich sie. »Daß Mr. Vargas’ Tochter in Pornofilmen
mitwirkt, weil es ihr Spaß macht ?«
    »Entweder das, oder sie will
dem Herrn Papa eine Lektion erteilen«, erwiderte Gail Corinth. »Der böse Papi
hat sich einfach eine andere Frau gesucht, folglich muß er bestraft werden. Wie
konnte er nur nach einer anderen Frau Verlangen haben, obwohl sein engelhaftes
Töchterchen da war, ihn zu hegen und zu pflegen und völlig zu beherrschen ?«
    Vargas brachte uns die Drinks
und setzte sich wieder.
    »Mir ging es darum«, erklärte
er, während er sein Glas zwischen den Händen hin und her schob, »daß Mr. Holman völlig unbeeinflußt an die
Sache herangeht. Das hast du jetzt unmöglich
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