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Liebe vor der Kamera

Liebe vor der Kamera

Titel: Liebe vor der Kamera
Autoren: Carter Brown
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Vater«, bemerkte ich.
    »Sie war wahrscheinlich viel
glücklicher, als wir noch in dem hinterwäldlerischen, kleinen Universitätsstädtchen
in Kansas lebten«, sagte er nachdenklich. »Als das Buch herauskam, änderte sich
unser Lebensstil. Marisa gefiel das neue Leben nicht. Ich glaube, es erbitterte
sie, daß sie mich plötzlich mit all diesen neuen Menschen teilen mußte, die in
unser Leben traten. Sie ist ein Einzelkind, und seit dem Tod ihrer Mutter
standen wir beide einander sehr nahe. Es ist wahrscheinlich in erster Linie
meine Schuld. Ich merkte erst was los war, als es schon zu spät war .«
    »Zu spät ?« fragte ich, ihm pflichtschuldig das Stichwort zum Fortfahren liefernd.
    »Vor einem halben Jahr ist sie
einfach davongelaufen«, erklärte er. »Sie hinterließ mir nur einen kurzen
Brief, in dem sie schrieb, da ich sie offensichtlich nicht mehr brauchte,
wollte sie sich ihr eigenes Leben aufbauen .« Er
musterte das glühende Ende seiner Zigarre. »Man könnte es beinahe Ironie des
Schicksals nennen. Sie beherzigte nur die Ratschläge, die ich in meinem Buch
und später so großzügig in unzähligen Interviews gegeben habe. Wenn der Vogel
flügge ist, muß er das Nest verlassen und selbst für sich sorgen, niemand lernt
je aus den Fehlern anderer — und so weiter und so weiter, ad nauseam .«
    »Sie unternahmen also nichts,
nachdem sie Ihr Haus verlassen hatte ?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Was hätte ich denn unternehmen
können, ohne mich noch mehr zum Narren zu machen? Sie ist erwachsen,
zweiundzwanzig Jahre alt. Ich hoffte immer, sie würde mit der Zeit die Dinge
etwas weniger schwer nehmen und sich wieder melden — anrufen oder wenigstens eine
Postkarte schreiben. Doch der Film hier, der mir anonym zugeschickt wurde, ist
das erste Lebenszeichen, das ich seit ihrem Verschwinden erhielt .«
    »Wie Sie schon sagten«, brummte
ich, »sie ist erwachsen. Ich kann sie also nicht daran hindern, etwas zu tun,
was sie tun will .«
    »Ich bitte Sie ja auch nur
festzustellen, ob sie diese Filme macht, weil es ihr Vergnügen bereitet, oder
ob sie irgendwie dazu gezwungen wird«, erklärte er.
    »Ich kann es versuchen«,
erwiderte ich ohne Begeisterung. »Ein halbes Jahr ist eine lange Zeit. Hatte
sie irgendwelche besonders guten Freunde ?«
    »Die hat sie alle in Kansas
zurückgelassen«, antwortete er. »Genau wie ich. Seit wir von dort weggezogen
sind, hatte ich immer so viel zu tun, daß ich gar nicht die Zeit hatte, mich um
sie zu kümmern, sie zu fragen, ob sie glücklich ist. Ich bildete mir ein, die
große, neue Wohnung und der Luxus, den wir uns plötzlich gestatten konnten,
müßten sie automatisch glücklich machen .«
    »Oh«, sagte ich mit Gefühl,
»wenn Sie nur geahnt hätten, was in ihr vorging .«
    Sein Gesicht überzog sich mit
Röte, dann lachte er widerstrebend.
    »Ich verabscheue Leute, die mir
demonstrieren, daß ich nicht unfehlbar bin, weil sie leider immer recht haben. Nein, von besonders nahen Freunden weiß ich
nichts. Ich habe keine Ahnung, was sie unternommen haben könnte, nachdem sie
von hier weggegangen ist .«
    »Auf dem Prospekt über die
Filme ist aber doch sicher die Adresse des Vertriebs angegeben«, bemerkte ich.
    »Wilsons Sex-Shop am Sunset
Strip«, antwortete er prompt. »Ich wäre am liebsten gleich selbst hingefahren,
aber dann überlegte ich mir, daß es gescheiter ist, die Sache von einem
Fachmann erledigen zu lassen. Sie genießen in Hollywood einen ausgezeichneten
Ruf, Mr. Holman. Man hat mir gesagt, daß Sie ein Mann sind, auf den man sich
verlassen kann .« Er lächelte unfroh. »Und mein Problem
gehört, finde ich, zumindest noch in die Außenbezirke der Filmindustrie .«
    »Mitten ins Zentrum, so wie die
Dinge im Moment liegen«, erwiderte ich. »Sagen Sie, gab es für das Verschwinden
Ihrer Tochter einen besonderen Anlaß ?«
    »Einen besonderen Anlaß?« Er
runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das ?«
    »Nun, eine heftige
Auseinandersetzung vielleicht?«
    »Nein«, antwortete er kurz.
»Nichts dergleichen.«
    »Also gut, ich werde sehen, was
sich machen läßt. Aber Ergebnisse kann ich nicht garantieren, und meine Zeit
ist teuer .«
    Er nickte. »Das weiß ich, und
ich bin Ihnen verbunden für Ihre Offenheit, Mr. Holman. Meine Managerin wird
schon einen Weg finden, um die Ausgaben von der Steuer — « Er brach ab, als die
Tür zum Wohnzimmer geöffnet wurde und eine Frau eintrat.
    Sie mußte etwa um die Dreißig
sein, mit lohendem, blondem Haar und
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