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Atem

Atem

Titel: Atem
Autoren: Daniel Hertlein
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Unverbundener Affengeist
     
    Warum fühlen wir uns oft so unverbunden?
    Weil wir einen Affengeist kultiviert haben. Damit ist dieser unruhige Geist gemeint, der sich seiner Aufmerksamkeit nicht gewahr ist. Einmal hüpft die Aufmerksamkeit dahin, dann mal dorthin ... dann bleibt sie irgendwo hängen ... und wir erkennen nicht einmal, wo sie hinhüpft und wo sie hängt.
    Manchmal können wir das Hüpfen des Affen im Körper spüren. Wir denken dies und die Schulter wandert nach oben, wir denken das und der Bauch zieht sich zusammen ... es ist ungefähr so, als würde der Affe in uns herumhüpfen und mal da und dort ziehen, greifen und festhalten.
    Obwohl wir die Welt der Formen untersucht und festgestellt haben, dass sich alles permanent verändert und dass wir leiden, wenn wir an Formen anhaften, tun wir es dennoch.
    Da wir über so viele Jahre einen Affengeist kultiviert haben, ist es unglaublich schwer, den Geist des Verbundenseins hervorzubringen.
    Aus diesem Grund machen wir alles Mögliche: wir verbiegen den Körper, halten ihn über einen langen Zeitraum ganz still, arbeiten mit Energien, rezitieren Mantras (2), üben uns in Achtsamkeit, atmen, schreiben und lesen dieses Buch ...
    All diese Formen haben den Sinn, diesen einen Geist des Verbundenseins zu entdecken, der bereits immer schon da ist.
    Das heißt nicht, dass wir uns schlecht fühlen sollten, weil wir einen Affengeist kultiviert haben – ganz im Gegenteil, wir begrüßen ihn mit voller Akzeptanz und lassen ihn mit Hilfe unseres wahren Verstehens in Liebe gehen.
     
     
     
    Mein Geräusch
     
    Die Buddhisten sprechen von dem Prozess des Erscheinens: etwas taucht auf. Und was geschieht?
    Da gibt es zum Beispiel ein Geräusch, das unsere Aufmerksamkeit anzieht. Sofort benennen wir es, bewerten und vergleichen es ... ein vertrautes Bild geht damit einher, ein Gefühl ... und so machen wir uns das Geräusch zu eigen und bringen es in unsere eigene Welt.
    Die Formen unserer Praxis unterstützen uns dabei, immer wieder aus dieser kleinen Welt herauszufallen, damit wir uns in einer Yogischen Welt wiederfinden können – in einer Welt der natürlichen Aktivität und des Verbundenseins.
     
     
     
    Mikrokosmos
     
    Wenn ihr sitzt, mag ein Bild erscheinen, ihr lenkt die Aufmerksamkeit dorthin – also weg vom Atem hin zu diesem Bild – ihr gebt dem Bild Energie und es setzt eine bestimmte Dynamik ein. Ihr stellt das Bild in einen Kontext, vergleicht, bewertet, analysiert ... holt sämtliche Inhalte hervor. Ihr fühlt eure Dynamik und spürt, wie euer Körper darauf reagiert.
    All das könnt ihr entdecken. Aber das ist noch keine Achtsamkeitspraxis. Ihr kultiviert lediglich einen beobachtenden Geist, der sich den Wahnsinn anschaut, den ihr lebt. Dieser Geist hat unglaublich viele Informationen – über eure persönliche Geschichte, eure kleine persönliche Welt, euren Mikrokosmos. Nicht mehr und nicht weniger.
    Aber durch diese Art des Beobachtens verlasst ihr eure persönliche Wirklichkeit nicht. Darum braucht ihr etwas, das euch woanders hinbringt – und das ist der Atem.
     
     
     
    Der Akt des Modellierens
     
    Immer, wenn etwas in eurem Geist erscheint, könnt ihr bemerken, wie schnell eure Vorstellungen sich einschleichen – wie ihr das, was kommt, formt und dadurch euren Geist modelliert.
    Mit einem modellierten Geist könnt ihr nur ganz bestimmte Dinge erleben und nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten denken. Dann erlaubt euch, yogische Praxis mit hineinzuwerfen, indem ihr euch nicht auf dieses Modellieren ausrichtet und euch nicht in dieser begrenzten Sicht bewegt. Kehrt zurück zum Atem, um Bedingungen zu schaffen, damit der modellierte Geist wieder in den ursprünglichen Geist fließen kann. Übt das immer wieder.
     
     
     
    In unserer Praxis versuchen wir immer wieder, das, was in unserem Geist auftaucht, sein zu lassen – um so den ursprünglichen Geist bewohnen zu können.
     
     
     
    In der eigenen Welt sitzen
     
    In was für einer Welt sitzt ihr?
    Wir sitzen alle auf eine gleiche Art – und wir sitzen zusammen. Und dennoch sitzt jeder auf seine einzigartige Weise und es kann sein, dass wir nicht in derselben Welt sitzen, obwohl wir zusammen sitzen.
    Bemerkt, wie sich diese Welt, in der ihr jetzt gerade sitzt, anfühlt. Ist sie lebendig?
    Seht, ob ihr in dieser Welt immer wieder auf dasselbe trefft – auf dieselben Bilder, auf dieselben Gedankenkreisläufe. Vielleicht „schenkt“ sie euch auch die Illusion, ihr wärt sicher und
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