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TS 20: Legion der Zeitlosen

TS 20: Legion der Zeitlosen

Titel: TS 20: Legion der Zeitlosen
Autoren: Charles L. Fontenay
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1. Kapitel
     
    Als Chaan Fritag fünf Jahre alt war, gab ihm ein fremdes Wesen einen Dodekaeder.
    Das Wesen war fremd und furchteinflößend, aber als es den Dodekaeder in Chaans kleine Hand legte, leuchteten seine großen und dunklen Augen in einem sanften Licht.
    Der Dodekaeder war sehr klein, etwa zwei Zoll im Durchmesser, und er war durchsichtig. Wenn man in ihn hineinblickte, konnte man nicht nur seine zwölf Flächen sehen, sondern augenscheinlich viel, viel mehr. Es war ein faszinierender Gegenstand. Er funkelte im Licht, und im Dunkeln bildete sich Chaan manchmal ein, er glühte aus sich heraus.
    Als er ein paar Jahre älter war, fragte er seinen Vater nach dem Dodekaeder. Damals hatte er bereits vergessen, wie er dazu gekommen war.
    „Ein weises und freundliches Wesen aus einer weit entfernten Welt hat ihn dir gegeben, Chaan“, sagte sein Vater. „Er war mein Freund, und er kam aus einer sehr, sehr alten Rasse von Geschöpfen.“
    „Weshalb hat er ihn mir gegeben, Vater?“ fragte Chaan.
    „Er sagte, er sähe etwas in deinem Gesicht, das ihn dränge, ihn dir zu geben. Kreels Sprache ist sehr schwer zu verstehen … aber ich glaube, er sagte, du würdest ihn eines Tages verwenden. Sein Volk kennt manchmal die Zukunft.“
    Etwas Derartiges ging über Chaans Begriffsvermögen. Sein Interesse richtete sich auf näherliegende Dinge.
    „Was ist es?“ fragte er zum ersten Mal in all den vielen Monaten, die er ihn besessen hatte.
    „Es ist ein Dodekaeder“, antwortete der Vater. „Du wirst eines Tages lernen, daß ein Dodekaeder ein Körper ist, dessen Oberfläche aus zwölf gleichen Pentagrammen besteht. Was dieses Ding, das Kreel dir gegeben hat, sonst noch ist, das weiß ich nicht.“
    Wie er es auch vorher schon getan hatte, spielte Chaan eine Weile mit dem Dodekaeder und legte ihn dann weg, weil ihn anderes Spielzeug mehr interessierte.
    Chaan war neun Jahre alt, als er den Dodekaeder beim Durchwühlen der Schubladen einer alten Kommode wiederfand.
    Zu dieser Zeit träumte Chaan gerade davon, einmal Raumfahrer zu werden. Er dachte über den Wert nach, den ein solcher Gegenstand für einen Raumfahrer haben könnte, und kam zu der Ansicht, daß der Dodekaeder ein idealer Himmelsglobus wäre, auf dem er den Kurs seines Raumschiffes festlegen könnte.
    Er nahm ihn mit auf den Boden, denn dort oben steuerte er immer sein imaginäres Raumschiff.
    Der Kunststoffhelm seiner Raumfahrerkombination hatte an der Vorderseite ein Licht – im All war es ja schließlich dunkel –, und er schaltete dieses Licht an, sobald er in die hinterste Bodenkammer kroch. Es war eine der Formalitäten, die zu diesem Spiel gehörten.
    Der Dodekaeder war ein schöner Himmelsglobus. Chaan hatte den Centaurus umrundet und überlegte, ob er jetzt einen Routineflug zum Sonnensystem antreten sollte, als ein Raumpirat auf ihn zuschoß und ein Torpedo auf ihn abfeuerte. Das war eine Herausforderung, die kein Kapitän der Centaurus-Patrouilie übersehen konnte. Deshalb nahm Chaan sofort die Verfolgung auf.
    Der fliehende Pirat nahm Kurs auf ferne Regionen. Chaan war ganz sicher, daß er Arcturus ansteuerte, und Arcturus lag um die Ecke, die von den Giebelwänden gebildet wurde. Jenseits dieser Ecke lagen unermeßliche Räume, in denen sich ein Pirat verbergen konnte, und Chaan konnte es nicht darauf ankommen lassen, daß er den Piraten aus der Sicht verlor.
    Entschlossen kroch er unter den Sparren weg in den Raum hinein. Vor sich hielt er den Dodekaeder, der plötzlich aus seinem Inneren heraus zu glühen schien.
    Chaan schaffte schließlich die Umrundung der Ecke.
    Er befand sich überhaupt nicht mehr in einem andern Teil der Bodenkammer. Er tauchte vielmehr zwischen den riesigen Wurzeln eines Baumes in einer mit dichtem Gras bewachsenen und von einer roten Sonne beschienenen Schlucht auf.
    Wäre Chaan älter als neun Jahre gewesen, so wäre er jetzt erschreckt gewesen. Aber Geschichten von Feen und Zauberern waren in ihm noch immer sehr lebendig. Es war offensichtlich, daß die hinterste Bodenkammer ein verzaubertes Land war, das er irgendwie vorher noch nie entdeckt hatte.
    Er stand entschlossen auf, steckte den Dodekaeder in die Tasche und machte sich auf einen Entdeckungsgang.
    Als verzaubertes Land fand er es ziemlich befriedigend. Das Gras und die Blätter der Bäume waren von bläulichem Purpur, der Himmel leuchtete in tiefdunklem Blau, und die Sonne war ungeheuer groß und strahlte hochrotes Licht aus. Es war auch ein wenig
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