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TS 20: Legion der Zeitlosen

TS 20: Legion der Zeitlosen

Titel: TS 20: Legion der Zeitlosen
Autoren: Charles L. Fontenay
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daß sich meine Mutter und mein Vater über Ihren Besuch freuen würden.“
    „Vielleicht“, erwiderte der große Raumfahrer. „Aber vielleicht ginge das jetzt bei mir auch gar nicht.“
    Chaan wollte in das Loch hinabklettern, zögerte dann aber. Er steckte die Hand in die Tasche und zog den Dodekaeder heraus.
    „Sie sollten etwas dafür haben, daß Sie mein Leben gerettet haben“, sagte er ernst zu dem großen Raumfahrer.
    Er legte den Dodekaeder in die Hand des großen Raumfahrers und schlüpfte dann in das Loch zwischen den Baumwurzeln.
    Er war einigermaßen bestürzt, als er feststellte, daß er sich in einer kleinen Höhle befand und auf eine Erdwand blickte. Beinahe hätte er sich umgedreht und wäre in die rote Welt zurückgekrochen. Aber der große Raumfahrer hatte ja gesagt, daß er jetzt zurückkehren müsse, wenn er noch rechtzeitig zum Abendessen kommen wolle.
    Chaan schloß die Augen und erinnerte sich wieder daran, was er im Dodekaeder gesehen hatte. Es war nicht so klar, wie es gewesen war, als er wirklich hineingesehen hatte, aber er konnte sich noch immer vorstellen, wie die Flächen und Kanten darin sich verschoben hatten, und er stellte sich vor, er sähe darin das Bild von den Sparren und Schindeln der düsteren Bodenkammer statt der roten Welt.
    Als er die Augen öffnete, war er wieder in der Bodenkammer.
    Chaan kehrte rechtzeitig zum Abendessen zurück. Vater und Mutter waren über sein schmutziges Äußeres nicht eben erfreut. Chaan suchte es ihnen zu erklären, aber sie verhielten sich so, wie Erwachsene dies eben tun.
    „Du hast zuviele Bücher gelesen und Filme am Fernseher angeschaut“, sagte Mutter ernst.
    „Ich bin froh, wenn die Schule wieder angeht“, meinte der Vater. „Wenn er erst in die Oberschule kommt, dann werden sie ihm schon beibringen, wie das wirkliche All aussieht.“
    Chaan ging noch oftmals in die obere Bodenkammer, doch nie kam er wieder in der roten Welt heraus. Mehr als einmal kam ihm der Gedanke, daß dies vielleicht daran lag, daß er seinen Dodekaeder weggegeben hatte, und er bedauerte beinahe seine Großzügigkeit.

 
2. Kapitel
     
    Die Jahre vergehen schnell auf den Welten, die sich um die Sonnen drehen, und noch schneller in den einsamen Tiefen desAlls. Und so kam eine Zeit, als Chaan Fritag Abschied nahm und eine weinende Frau zu trösten versuchte.
    Der Name der Frau war Illita, und sie war Chaans Frau. Er hatte dieses Abschiednehmen schon viermal erlebt. Es waren vier andere Frauen gewesen, dreimal auf anderen Welten und einmal hier auf Greyhound, dem sechsten Planeten von Sirius A.
    „Als wir heirateten, sagtest du, du liebtest mich“, schluchzte sie und klammerte sich an seinen Schultern fest.
    „Das tat ich auch“, sagte Chaan. „Und ich liebe dich auch jetzt noch.“
    „In vier Monaten werde ich deinen Sohn zur Welt bringen, und du willst ihn noch nicht einmal sehen“, warf sie ihm vor.
    „Ich werde ihn sehen, wenn er ein erwachsener Mann ist“, antwortete Chaan.
    Zornig riß sie sich von ihm los und warf sich weinend auf das Sofa.
    „So benimmt sich die Frau eines Raumfahrers nicht“, tadelte er sanft.
    Sie wandte ihm ihr tränenüberströmtes Gesicht zu.
    „Ich kenne die Frauen anderer Raumfahrer“, antwortete sie. „Ihre Männer kehren immer wieder zu ihnen zurück.“
    „Sie gehören nicht zur Legion der Zeitlosen“, entgegnete Chaan stolz. „Jene Männer fahren auf langsamen Raketenschiffen zwischen den Planeten des Systems, und für sie vergeht die Zeit ebensoschnell wie für ihre Frauen. Als ich das letzte Mal im Planetensystem des Sirius war, warst du noch nicht einmal geboren, und dennoch liegt das für mich weniger als fünf Jahre zurück. Du bist nur zwei Jahre jünger als ich, und dennoch bist du mehr als ein Viertel Jahrhundert jünger. Ich habe meinen Sohn gesehen, der geboren wurde, als ich gerade das letzte Mal Greyhound verlassen hatte, und jetzt ist er älter als du. Er ist sogar älter als ich. Und wenn ich von dieser Reise zurückkehre, dann wirst du alt genug sein, um meine Mutter sein zu können.“
    „Das weiß ich, Chaan“, sagte sie jetzt ganz ruhig. „Deshalb bitte ich dich ja auch, nicht zu gehen. Weshalb willst du denn nicht bleiben?“
    „Ich glaube, das All liegt mir im Blut, Illita“, antwortete er. „Ich habe schon immer das Abenteuer gesucht, schon als kleiner Junge, und ich habe es in der Legion der Zeitlosen gefunden. Ich habe noch auf keiner Welt ein Leben gefunden, das sich mit diesen
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