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Götter der Nacht

Titel: Götter der Nacht
Autoren: Pierre Grimbert
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E in Zü gibt seinen Namen nur seinesgleichen preis. Und seinen Opfern, kurz bevor er sie tötet.
    Hier ist der meine.
    Ich bin Judikator Zamerine, Anführer der Boten Zuïas in den Oberen Königreichen. Sechs der reichsten Länder der bekannten Welt stehen unter meiner Macht. Ich befehlige vierhundert Männer, die mit dem heiligen Hati bewaffnet sind und den Tod nicht scheuen. Vierhundert der besten Kämpfer, die bis in die verlassensten Winkel der bekannten Welt für Angst und Schrecken sorgen.
    Nicht einmal Könige wagen es, mir zu trotzen. Sie zittern vor Zuïas Urteil. Sie zittern vor mir.
    Ich hielt mich für den mächtigsten Herrscher nördlich des Mittenmeers. Das war ein Irrtum.
    Ich glaube, dass mein Herr und Meister ein Gott ist.
    Oder zumindest eine Inkarnation. Eine Inkarnation Zuïas natürlich, wenngleich sich mein Meister über diese Vermutung lustig macht. Er mag sich dessen nicht bewusst sein, aber er ist ein Instrument in den Händen der Göttin, genau wie ich. Davon bin ich überzeugt.
    Davon muss ich überzeugt sein …
    Meine Verwundbarkeit lässt sich nur schwer ertragen. Mein Meister verfügt über jeden, wie es ihm beliebt. Er ist unverwundbar. Er kann Gedanken lesen. Er ist imstande, einen fremden Körper zu beherrschen. Er tötet mit einer leichten Berührung - mit nichts als einem kurzen Blick.
    Das ist keine Legende. Ich habe es selbst erlebt.
    Er hätte einen Sklaven aus mir machen können, einen von Zehntausenden Unglücklichen, die er in seinen Gefangenenlagern zusammenpfercht. Ich zog es vor, sein Verbündeter zu werden.

    Ich habe ihm mein Wissen zur Verfügung gestellt. Mein Einfluss in den Oberen Königreichen kommt ihm gelegen. Unser gemeinsames Auftreten sichert seine Herrschaft über die Horde Barbaren, aus der seine Armee besteht. Unsere Armee.
    Ich habe mich bewährt, und mein Meister weiß sich erkenntlich zu zeigen. Er hat mir eine Leibgarde zugeteilt, bis mein Gehilfe mit meinen besten Männern zu uns stößt. Bald werden einhundert Boten an einem Ort versammelt sein. Eine solche Zusammenkunft habe ich seit der Prüfung im Lus’an nicht mehr erlebt.
    Mein Meister hat mir eintausend Sklaven geschenkt. Ich versuche, sie nach dem Gesetz Zuïas zusammenleben zu lassen. Das ist ein interessantes Experiment. Ich glaube, es sind noch knapp über sechshundert Männer übrig.
    Mein Meister hegt große Pläne. Was er vorhat, übersteigt das Verständnis gewöhnlicher Sterblicher. Greift er eine Stadt an, brennt er sie restlos nieder. Bestraft er einen Verräter, wird der Mann mehrere Dekaden lang auf dem Dornenrad gefoltert. Alles, was er in Angriff nimmt, erreicht er auch. Ohne Zaudern, ohne jede Schwäche.
    Mein Meister weiß genau, was er will, selbst wenn er kein Wort darüber verliert. Niemand ist so verschwiegen wie er. Ich kenne nicht einmal sein Gesicht.
    Ich kenne nur seinen Namen. Er heißt Saat.
     
     
     
    Der König der Guori stand nicht gerade in dem Ruf, besonders umgänglich zu sein. Wie so oft bekam der Arkarier Ossrok, der die Söldnerflotte des Schönen Landes befehligte, seinen Zorn zu spüren.
    »Das war nun wirklich keine Heldentat«, empörte sich der König. »Schon wieder haben einige Ahnungslose die
Heilige Insel betreten. Und das, obwohl Ihr angeblich so wachsam seid!«
    »Usuls Insel wird seit mehr als zwei Monden nicht mehr bewacht«, wandte der Söldner zaghaft ein. »Wie Ihr es angeordnet habt, Majestät.«
    »Ich habe nie befohlen, die Patrouillen einzustellen!«, herrschte ihn der König an. »Ich habe Euch nur angewiesen, Euch etwas unauffälliger zu verhalten. Wagt es ja nicht, das Gegenteil zu behaupten!«
    Ossrok verbiss sich die Antwort, obwohl sein Lohnherr die Unwahrheit sagte. Eigentlich sollte die Heilige Insel in Vergessenheit geraten, und so ankerten nun keine Schiffe mehr vor ihren Ufern. Nur eine einfache Fregatte segelte jeden Tag an dem Eiland vorbei, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war - und um die Bestien zu füttern, die den Ort bewachten. Doch diesmal hatte die Besatzung der Fregatte Spuren von ungebetenen Besuchern entdeckt.
    »Bestimmt sind die meisten der Eindringlinge tot«, sagte der Söldner und zwang sich, zuversichtlich zu klingen. »Mit etwas Glück konnte vielleicht einer von ihnen entkommen, was erklären würde, warum wir ihr Schiff nicht gefunden haben. Meine Männer haben sich natürlich nicht bis ins Innere der Insel vorgewagt, aber ich wette, dass sie dort mehrere Leichen gefunden hätten.«
    »Ihr
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