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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Kuppelhülle wieder fest gespannt, und das unerträgliche Pfeifen der eindringenden Atemluft war zu einem müden Seufzen abgeklungen. Major Shute löste die Klemmvorrichtung an seinem Hals und hob den Helm ein wenig an, bereit, ihn sofort wieder herabzudrücken, wenn die Luft zu dünn sein sollte.
    Aber es war alles in Ordnung. Er setzte den Helm ab und signalisierte seinen Männern mit hochgerecktem Daumen.
    Regel. Die zwölf Männer in der Kuppel hatten gewußt, daß die Luft in Ordnung war. Doch wo Männer im freien Raum zusammenarbeiteten, bildeten sich sehr schnell neue Regeln, und es war einer der am strengsten beachteten Bräuche, daß der jeweilige Leiter einer Gruppe seinen Helm als letzter schloß und als erster wieder öffnete.
    Jetzt stiegen die Männer langsam aus den Anzügen und widmeten sich wieder ihren Pflichten. Einige machten sich in der Küche zu schaffen, um das durch die entweichende Luft verursachte Durcheinander zu beseitigen und eine Mahlzeit zu bereiten.
    Shute winkte Lee Cousins im Vorbeigehen zu. »Lee, könnte ich dich einen Augenblick sprechen?«
    »Natürlich, Bürgermeister.«
    Shute hatte es aufgegeben, gegen diesen Spitznamen zu protestieren.
    »Ich möchte dich um deine Hilfe als Schriftsteller bitten«, sagte er. »Ich muß einen Bericht über die Ereignisse hier erstatten, wenn wir wieder in Reichweite der Erde sind, und dieser Bericht soll sitzen. Ich möchte dich bitten, mir bei der Abfassung zu helfen, damit die Sache auch wirklich überzeugend klingt.«
    »In Ordnung. Laß mal sehen.«
    Die zehn Straßenlampen der Kuppelstadt leuchteten auf und trieben die Dunkelheit zurück, die draußen hereingebrochen war. Cousins folgte dem Major zu dessen Bungalow und erhielt dort das Manuskript.
    Langsam wog er es in der Hand. »Schwer«, sagte er. »Lohnt sich vielleicht, es zu kürzen.«
    »Tu dir keinen Zwang an, wenn du etwas Überflüssiges findest.«
    »Du kannst darauf wetten, daß ich etwas finde«, grinste Cousins. Er ließ sich auf das Bett fallen und begann zu lesen.
    Zehn Minuten später blickte er auf. »Vielleicht solltest du es nicht so direkt aufziehen. Ich nehme an, du hast keine festen Beweise für ähnliche Vorkommnisse in der Raummarine?«
    »Nein.«
    »Das heißt, wir müssen diese Passagen ein wenig allgemeiner fassen, ohne den Argumenten die Schlagkraft zu nehmen. Ich könnte vielleicht einige passende Zitate dazu beisteuern.«
    »Gut.«
    Kurze Zeit darauf sagte Cousins: »Eine Menge Schulen in England haben inzwischen gemischten Unterricht, und es werden in jedem Jahr mehr.«
    »Ich weiß. Aber das augenblickliche Problem hat mit Männern zu tun, die in ihrer Jugend aus reinen Jungenschulen hervorgingen.«
    »Dann mußt du das deutlicher herausstellen. Übrigens, bist du auf eine Gemeinschaftsschule gegangen?«
    »Nein.«
    »Kummer in dieser Beziehung?«
    »Etwas. In jeder Klasse gab es einen oder zwei. Die Älteren fielen in der Regel über die her, die ihnen verdächtig waren.«
    »Hat es geholfen?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Cousins las weiter. Schließlich war er fertig und legte das Manuskript zur Seite. »Das wird einen höllischen Wirbel geben«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    »Das Schlimmste daran ist deine Drohung, die Sache eventuell an die Zeitungen zu geben. Ich an deiner Stelle würde diesen Satz völlig streichen.«
    »Du an meiner Stelle würdest ihn stehenlassen«, erwiderte Shute. »Die Verantwortlichen des Projekts WARGOD wußten sehr wohl, auf was sie sich da einließen, und sie haben die Gefahren bestimmt nicht verkannt. Aber sie zogen es vor, uns dieses Risiko aufzubürden, anstatt es mit der Öffentlichkeit aufzunehmen. Es gibt Hunderte – vielleicht Tausende – von Vereinigungen in den USA, die die Sache der Moral auf ihre Fahnen geschrieben haben, der Moral, wie sie sie sehen. Und diese Klubs würden sich wie die Habichte auf eine Regierung stürzen, die den Versuch unternähme, eine gemischte Mannschaft auf den Mars oder sonstwohin in den Raum zu schicken. Ich sehe im Augenblick nur eine Möglichkeit, die Regierung zum Handeln zu zwingen, und das ist diese kleine Drohung.«
    »Ich gebe mich geschlagen. Du hast recht, die Drohung könnte wirken.«
    »Sind dir sonst noch Dinge aufgefallen, die man streichen müßte?«
    »O natürlich. Ich werde den ganzen Text noch einmal mit einem Rotstift durchgehen. Du redest zu viel, du gebrauchst zu viele Worte, die zu lang und zu allgemein sind. Stellenweise wirst du mehr Einzelheiten bringen
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