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Hexenspuk in Wokingham

Hexenspuk in Wokingham

Titel: Hexenspuk in Wokingham
Autoren: Othmar Franz Lang
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machte zwar Anstalten, sich zu erheben, aber Goody war schneller. „Bleib nur sitzen“, rief sie. „Wahrscheinlich ist es Cedric.“
    An der Tür stand leider nicht Cedric, sondern eine Frau. Mittelgroß, mit langem blondem Haar, wasserblauen Augen, und als sie anfing zu sprechen, fand Goody, sie habe viel Zucker in der Stimme.
    „Oh“, flötete sie, „ich habe mich wohl geirrt. Hier wohnt nicht Mr. Punch, der Psychologe?“
    „Doch“, erwiderte Goody, „aber er ist im Moment abwesend.“ Und bei sich dachte sie, das ist bestimmt die Tante in der ersten Reihe links, die ihm so besonders aufmerksam zuhört.
    „Kann ich etwas ausrichten?“
    „Er hat versehentlich seinen Kugelschreiber auf meinem Tisch liegenlassen, und da es kein billiger ist, dachte ich...“
    „Sie können ihn mir geben, ich werde ihm ausrichten, daß er da ist. Der Kugelschreiber.“
    Plötzlich boxte etwas Nasses und Kaltes in Goodys Kniekehle, so daß sie einknickte. Es war Well, der Bobtail. „Oh“, rief Goody, „das ist Well. Wenn Sie mir den Kugelschreiber geben und dann langsam Weggehen, tut er Ihnen gar nichts, nur wenn Sie schnell Weggehen, schnappt er.“
    Die blonde Dame befolgte den Rat, und Goody kehrte zu ihrem Vater zurück. Der hatte schon wieder jenen Glanz in den Augen, den Goody kannte.
    „Ich bin wieder da“, sagte Goody.
    „Richtig“, sagte Mac, „da bist du ja wieder. Hatte es nicht eben geklingelt?“
    „Ja, aber es war nichts Besonderes. Sie hat nur einen Kugelschreiber gebracht, den du auf ihrem Tisch liegengelassen hast.“
    „Wie sah sie aus?“
    „Ich hab sie mir nicht genau angesehen. Ihre Stimme fand ich ’nen Stich zu süß.“
    Mac sah enttäuscht aus. Er nahm noch eine Schnitte Brot, strich sich Butter drauf und schien vergessen zu haben, eine Scheibe Schinken aufzulegen. Als er das Butterbrot gegessen hatte, holte er sich eines seiner Bücher und steckte die Nase hinein.
    „Noch eine Tasse Tee?“ Goody mußte zweimal fragen, ehe er brummte und nickte.
    Den Rest des Abends fühlte sich Goody sehr vernachlässigt. Mac las und brummte oder grunzte nur hin und wieder. Sie räumte den Tisch ab und spülte dann das Geschirr, das in mehreren Tagen zusammengekommen war. Die zwei Puddingtöpfe versteckte sie im Besenschrank, weil Mac ja nicht alles wissen mußte. Zumindest nicht so genau. Es interessierte ihn ja auch nicht. Wäre nicht Well gewesen, der immer, wenn sie Geschirr spülte, herunter in die Küche kam, hätte sie überhaupt keine Ansprache gehabt.
    „Da bist du ja“, sagte sie, als Well sich unter den Küchentisch plumpsen ließ. „Endlich. Mit dem da drinnen kannst du heute überhaupt nichts anfangen. Hat wieder mal ’ne Frau im Kopf. Kenne ich, ist nur eine vorübergehende Sache. Na, du hast sie ja gesehen, hat die dir vielleicht gefallen?“
    Well guckte verständnislos.

     
    „Siehst du“, fuhr sie fort, „mir auch nicht. Nicht ein bißchen. Und dann diese Stühmme!“
    Well, der bis zu diesem Zeitpunkt auf dem Bauch gelegen hatte, den Kopf zwischen den Vorderpfoten, richtete sich auf, als sie die Stimme der Kursteilnehmerin nachahmte. Dann hielt er den Kopf schief, weil da etwas anderes war. Die Tür zum Garten hinaus war aufgesprungen, und der kühle mit vielen Gerüchen gemischte Abendwind drängte in die Küche herein. Unter den Düften mußte aber einer sein, der Wells Mißfallen erregte. Er stand auf, sträubte sein zotteliges Fell, so gut er das fertigbrachte, und knurrte.
    Goody wurde ein bißchen unheimlich zumute. Sie war sonst nicht ängstlich, aber dieses plötzliche Aufspringen der Tür, der kühle Lufthauch, und da war jetzt plötzlich sehr stark ein ganz bestimmter Duft, und zwar der Duft von Jasmin.
    Das alles wäre nicht so schlimm gewesen, hätte Well jetzt nicht den Kopf geschüttelt und mit den Vorderpfoten versucht, etwas von seiner Nase wegzubekommen. Wahrscheinlich mochte er diesen Geruch nicht.
    Bevor sich Goody jedoch noch eingehender mit dieser seltsamen Erscheinung befassen konnte, fiel die Tür zum Garten wieder ins Schloß. Well stierte durch die Fransen vor seinen Augen in die Richtung des Geräusches, bis er sich wieder beruhigt hinsacken ließ.
    „Goody!“ rief Mac vom Kaminzimmer aus. „Goody, was ist denn das?“
    Sie lief schnell hinüber und fragte, was los sei.
    „Was ist denn das für ein aufdringlicher Parfümgeruch? Wo hast du den her?“
    „Den hab ich gar nicht von irgendwoher, der kam vom Garten herein.“
    „Aber wir haben im
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