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Hexenspuk in Wokingham

Hexenspuk in Wokingham

Titel: Hexenspuk in Wokingham
Autoren: Othmar Franz Lang
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nicht, daß Mac ein Gläschen zu viel im „Unicom“ getrunken hatte. Er hatte überhaupt nicht getrunken, stellte sie etwas später fest, als sie mit ihrer Nase in die Nähe seines Mundes kam.
    Goody stellte Wasser für den Tee auf und seufzte glücklich. Beim Wasser konnte sie sicher sein, daß es ihr nicht anbrennen würde. Dann deckte sie den Tisch, wobei sie Mac immer so unauffällig wie möglich aus den Augenwinkeln musterte.
    Eine Weile stand er vor dem Spiegel in der Diele und betrachtete sich, streckte den Kopf nach vorn, um irgend etwas in seinen Augen oder auf seiner Nase ganz genau zu sehen. Dann blickte er streng, und schließlich lächelte er, fletschte die Zähne, trat etwas zurück, wölbte den Brustkasten nach vorn und sagte: „Na ja.“
    Nach dem ersten Schluck Tee begann er sich sichtlich wohl zu fühlen, allerdings nicht an dem Tisch, an dem er saß, sondern weit fort, irgendwo, wo Goody nicht hingucken konnte.
    „Mac?“ fragte sie leise, obwohl sie wußte, daß er in diesem Augenblick nicht mal einen Schuß gehört hätte. So war er schon früher gewesen, als Goodys Mutter noch lebte, bevor Anne auf die Welt kam.
    Keine Antwort.
    „Mac?“ fragte sie etwas eindringlicher.
    Nichts! Der liebe Mac glotzte Löcher in die Luft, lächelte ohne jeden Grund vor sich hin, und Goody hatte genug Erfahrung, um zu wissen, wie es um ihren Vater stand. Er hatte in seinem derzeit laufenden Kurs, in dem es in der Hauptsache um milieugeschädigte Kinder ging, eine Frau sitzen, die ihn anhimmelte.
    „Mac!“ rief sie so streng, daß er zusammenfuhr. „Ich bin zwar noch nicht erwachsen“, fuhr sie fort, „aber so klein, daß du mich nur mit einem Mikroskop sehen könntest, bin ich auch wieder nicht. Da werkelt man den ganzen Tag im Haus und freut sich darauf, daß du heimkommst, und dann sitzt du da, machst große Augen und siehst einen überhaupt nicht. Was ist denn los mit dir?“
    Mac schien geknickt. „Entschuldige, Goody, ich war gerade in Gedanken. Wolltest du etwas von mir?“
    „Ich wollte nur, daß du da bist, wo du sitzt, und nicht in Gedanken bei einer weit entfernten schmachtenden Lady.“
    „Wie kommst du nur darauf, daß ich an eine Frau...“
    „Wie ist sie denn? Groß oder klein, lang oder kurz, dünn oder dick? Dunkel oder blond?“
    „Das weiß ich alles nicht, ich merke nur, daß sie mir sehr aufmerksam zuhört. Sie sitzt links vorne, in der ersten Reihe. Man spürt das, wenn man etwas erklärt, von welcher Seite besondere Aufmerksamkeit kommt. Sie hat eine sehr angenehme Stimme.“
    „So“, sagte Goody spitz. „Könntest du sie vielleicht einen Augenblick vergessen, denn ich möchte dich etwas fragen.“
    „Sprich nur, ich bin völlig da.“
    „Du hast jetzt schon das dritte oder vierte Mal die leere Tasse zum Mund geführt. Darf ich dir Tee eingießen, damit es einen Sinn hat?“
    „Ja, bitte, Goody.“
    „Cedric hat ein kleines Problem. Seine Eltern bekommen Besuch, den sie nicht haben wollen, eine Frau. Was kann sie für einen Beruf haben? Cedrics Mutter mag sie nicht im Haus haben und auch nicht in Scott’s Gasthof.“
    „Sie wird eine Verwandte von Cedrics Eltern sein, schätze ich. Es gibt viele Verwandte, die Verwandte nicht mögen, Tante Henrietta zum Beispiel in Sidmouth mag Tante Abigail in Brighton nicht. Und wir mögen ja Abigail auch nicht. Das hängt nicht mit dem Beruf zusammen.“
    „Aber Cedric sagt, seine Eltern wollen nicht, daß herauskommt, welchen Beruf dieser Besuch hat. Sie sei eine unmögliche Person. Welchen Beruf kann eine unmögliche Person haben?“
    „Ach, da gibt es viele Möglichkeiten, Engelchen. Ich hatte einmal..., als ich studierte, also, da wohnte ich bei einem sehr netten, bescheidenen älteren Ehepaar, die wollten mir auch nicht den Beruf der jüngeren Schwester der Frau sagen. Bis ich dahinterkam, daß sie in einem Beerdigungsinstitut arbeitete. Wie gesagt, da gibt es viele Möglichkeiten.“
    „Cedric sagt, ihr Brief strömt ganz starken Jasmingeruch aus. Sagt dir das nichts?“
    „Sie wird ein bißchen viel Parfüm verwenden, denke ich.“
    „Ich habe seine Eltern selbst gesehen, sie sehen verzweifelt aus. Morgen soll der Besuch kommen. Am Nachmittag.“
    „Vielleicht ist sie sehr streitsüchtig. Oder, das kann es natürlich auch sein, sie beaufsichtigt in irgendeinem Gefängnis weibliche Strafgefangene. Es gibt viele Leute, die nicht gerne darüber sprechen.“
    Ehe Goody etwas erwidern konnte, klingelte es an der Tür. Mac
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