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Hexenspuk in Wokingham

Hexenspuk in Wokingham

Titel: Hexenspuk in Wokingham
Autoren: Othmar Franz Lang
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Besen nicht, trotzdem sah sie sofort in dem Besenwinkel in der Küche nach. Und da fehlte nicht nur der Roßhaarbesen, sondern auch der Reisstrohbesen, und als sie auf die Terrasse guckte, wo sie den Reisigbesen immer zwischen Dachrinne und Hausmauer einklemmte, war auch dieser verschwunden.
    Mrs. Sloane erbleichte und bat Goody inständig, nichts von den verschwundenen Besen zu erzählen. Niemandem, keinem einzigen Menschen im Dorf.
    Goody versprach es.
    „Ja, wie kommst du eigentlich darauf, nach unserem Besen zu fragen?“
    „Ganz einfach, Ma“, antwortete Cedric, „ihr Besen ist auch verschwunden.“
    „Nein!“ Mrs. Sloane hielt sich mit drei Fingern der Rechten den Mund zu.
    „Doch“, bestätigte Goody ganz ruhig. „Und furchtbar stark nach Jasmin hat es auch bei mir gerochen.“
    „Entsetzlich! - Christopher!“
    „Was ist denn, Jessie?“ fragte Mr. Sloane, als er aus dem Haus auf die Terrasse trat.
    „Jetzt weiß es das ganze Dorf“, flüsterte Mrs. Sloane.
    „Was?“
    „Das mit deiner Verwandten Periwinkle.“
    „Wieso?“
    „Bei Goody ist ein Besen verschwunden.“
    „Ach, Goody erzählt das gewiß nicht herum.“
    „Unsere drei sind auch weg.“
    „Du erzählst das sicher auch nicht herum, wie?“
    „Aber wenn die Besen in ganz Wokingham verschwunden sind, was dann?“
    „Vielleicht sind Besendiebe unterwegs. Es gibt so Leute, die stehlen nur etwas Bestimmtes. Die sind glücklich, wenn sie viele Besen zusammengeklaut haben.“
    „Ach, wenn es nur das wäre, Christopher“, seufzte Mrs. Sloane.
    Goody kam sich bei dem Gespräch ziemlich überflüssig vor und sagte, sie müsse jetzt gehen. Auf dem Heimweg konnte sie sich ein wenig Zeit lassen. Die Dorfstraße war jetzt menschenleer. Der Tag verabschiedete sich langsam. Im Westen war noch rötlicher Schimmer, am östlichen Himmel sickerte die Nacht ein. Es war die Stunde der Fledermäuse. Schade, dachte Goody, daß Silvie, die Fledermausforscherin, auf Urlaub ist. Mit der könnte ich jetzt reden. Nicht gerade über Fledermäuse, aber über explodierte Weinflaschen, verschwundene Besen und Jasmingeruch. Silvie würde ihr alles ausreden und von Zufällen sprechen. Aber das war es wohl nicht, nicht diesmal. Bei Silvie gab es viel zuviele Zufälle. Eigentlich war alles, was sie nicht erklären konnte, reiner Zufall. Wie bei Mac. Zufall, sagte er immer nur, wenn zum Beispiel in der Küche eine Tasse vom Tisch fiel, ohne daß jemand in der Küche war. Nicht mal Well. Aber Vater war eben nur Psychologe. Er gab gute Ratschläge zur Kindererziehung, oder sagte man besser nur, er gab Ratschläge zur Kindererziehung? Denn ob sie gut oder schlecht waren, war eine andere Frage.
    Ach ja, sie hatte es schon schwer. Mit solchen Gedanken nach Hause zu gehen und keine Lösung zu finden. In spätestens einer Stunde würde Mac sie ins Bett schicken, und dann würde sie daliegen, mit offenen Augen, und an die funkelnagelneuen Töpfe denken müssen, die sie aus dem Besenschrank geholt hatte, und an den verschwundenen Besen natürlich auch.
    Da war sie endlich an ihrem Haus. Mac hatte im Wohnzimmer Licht gemacht. Man konnte ihn am Tisch sitzen und lesen sehen. Eine Weile stand sie da und betrachtete ihren Vater, wie er so am Tisch saß, das Buch vor sich, und sicher alles übrige vergessen hatte. Sie und Anne, die immer noch bei Tante Henrietta war, und Well, der wahrscheinlich wieder oben in Goodys Bett lag.
    Sie versperrte die Haustür hinter sich und dann auch die Küchentür zum Garten hinaus. Guckte nochmals in den Besenschrank ohne Besen, befühlte die zwei blitzblanken Töpfe, pfiff leise zwischen den Zähnen und trat dann in das Zimmer zu Mac.
    „Hallo“, sagte sie, und als Mac nicht reagierte: „Hallo, Mac!“
    Da zuckte er zusammen und sah von seinem Buch auf. „Ach, Goody.“
    Sie war sicher, er hatte gar nicht gemerkt, daß sie weggewesen war, aber es war nutzlos, ihm das vorzuwerfen. Mac war eben Mac. Lind im Grunde wollte sie ihn nicht viel anders. Ein Vater, der nicht alles merkt, war ein angenehmer Vater.
    „Mac“, begann sie von neuem. „Was ist das, eine ominöse Person ?“
    „Wie?“ fragte er erst einmal, um Zeit zum Nachdenken zu haben. „Eine ominöse Person?“
    „Genau das.“
    „Ominös“, fuhr Mac fort, „warte mal, das kommt aus dem Lateinischen. Omen heißt Zeichen, Vorzeichen, Vorbedeutung, und ominös kannst du für unheilvoll, anrüchig und auch bedenklich nehmen. Eine ominöse Person verspricht nichts Gutes, vor
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