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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht
Autoren: Sharon Ashwood
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und richtete den gelben Strahl auf den Hockey-Artikel, bevor er sie fallen ließ. »Was ist nebenan?«
    Vor ihnen klaffte eine breite Öffnung, die ehedem mit Schiebetüren ausgestattet gewesen sein dürfte. Dahinter lag ein längliches Esszimmer, indem sich nichts außer mottenzerfressenen Vorhängen befand, die an einer dicken Eichengardinenstange hingen. Als Alessandro einen Schritt vortreten wollte, hielt Holly ihn am Arm zurück. »Warte! Hier ist etwas.«
    Er stellte seinen Fuß so vorsichtig wieder ab, dass man hätte glauben können, er würde sich durch ein Minenfeld bewegen.
    Aus dem Augenwinkel nahm Holly ein glitzerndes schwarzes Fließen in der Dunkelheit wahr. »Das ist neu.« Sollte sie es direkt ansehen, wäre es fort. »Es ist genau vor uns.«
    »Was?« Er blickte von einer Seite zur anderen, doch obwohl er nachts exzellent sah, entging ihm, was ihre Hexenaugen wahrnahmen.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen. Es sieht aus, als würde jemand den Nachthimmel ausgießen.«
    »Wie bitte?«
    Der Fluss brach durch die Zimmerdecke und rann wie schwarzer Sirup die Wand rechts von Holly hinab. Lichtpunkte fielen – oder stiegen vielleicht auch auf –, mal schneller, mal langsamer in der trägen Flüssigkeit kreiselnd, die sich an der Fußleiste wellte und sammelte. Von dort kroch sie über den Boden, Zentimeter von ihren Füßen entfernt, und floss in die Dielenritzen. Es war unmöglich, zu sagen, in welche Richtung der Fluss strömte: vom Keller zur Decke oder umgekehrt. Irgendwie sah es aus, als verliefe er in beide Richtungen zugleich.
    Was Holly allerdings erkennen konnte, war, dass eine deutliche Aura von Furcht um die funkelnde Schwärze waberte. Ein Prickeln stieg ihr die Schienbeine hinauf, als wäre der Fluss von elektrischer Ladung umgeben, und das stellte nur einen Teil seiner verstörenden Präsenz dar. Es war leicht warm, noch frisch von der Quelle, der es entzogen worden war. Holly hatte keine Ahnung, was passierte, wenn sie da hineintraten, aber gut wäre es ganz sicher nicht.
    »Blut – oder etwas sehr Ähnliches«, raunte Alessandro ihr zu. »Ich kann es riechen.«
    Hollys Magen drehte sich um, denn sein Tonfall war mindestens so unangenehm wie ihre Gedanken. »Es ist kein Blut.«
    »Was dann?«
    »Ich habe von solchen Sachen gehört, die in bösen Hexenhäusern passieren, sie allerdings noch nie gesehen. Ein wirklich übles Haus absorbiert nicht bloß Energie, es greift auch an. Die schwarze Schmiere ist seine … ich weiß nicht … sein Verdauungssystem, tippe ich. Es jagt. Es saugt sechs Leute hier drinnen aus. Was du riechst, ist … ähm … ihr Leben.« Ihre Stimme verlor sich in einem Flüstern.
    »Wo kommt das her?«
    »Von da oben.« Holly zeigte hin. »Oder von unten. Ich weiß nicht, in welche Richtung es verläuft. Da, wo es anfängt, finden wir jedenfalls unsere Opfer.«
    Auf ihre Worte hin versiegte der schwarze Fluss. Sie hatte gesehen, was das Haus sie sehen lassen wollte. Es lutschte seine Opfer leer.
    Wenn es das schon mit gewöhnlichen Menschen tat, was hatte es dann erst mit einer Hexe wie ihr vor?
    Der Energiepegel in der Luft fiel und brachte die Temperatur dem Gefrierpunkt nahe. Die wispernden Stimmen in ihrem Kopf wurden schwächer, als würde das Haus sich zurückziehen, um seinen nächsten Schritt vorzubereiten.
    Das hier war anders als alle bisherigen unkontrollierbaren Häuser, mit denen Holly zu tun gehabt hatte. Normalerweise war das Böse vorhersehbar, hungrig und doof. Hier jedoch handelte es sich um eine Intelligenz mit einem Uniabschluss in Bösartigkeit, die noch dazu ein Vordiplom in ernsthafter Gruseligkeit absolviert hatte, und wie es sich anfühlte, machte sie sich gerade erst warm.
    Wenn diese Präsenz richtig in Fahrt kam, wurde es spannend.

[home]
3
    D ie breite Eichentreppe nach oben war noch von einem festgetackerten Läufer bedeckt, der einen Hauch der Eleganz wahrte, die das Haus früher einmal besessen haben musste. Holly richtete ihre Taschenlampe auf die Stufen. Dort standen ein paar Kartons und Malerzubehör, aber ansonsten schien der Weg frei.
    Die Stimmen waren so gut wie weg, tuschelten nur noch untereinander. Das ignorierte Holly und konzentrierte sich darauf, über eine Rolle Abdeckfolie zu steigen. Dann traf ihr Lampenstrahl etwas. Ein vollgepackter Rucksack lag auf dem kleinen Treppenabsatz, wo der Aufgang eine Biegung nach rechts machte. Komisch, dass die Polizei ihn nicht mitgenommen hatte. Waren sie so sehr von dem Haus
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