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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht
Autoren: Sharon Ashwood
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Nur-aus-dem-Augenwinkel-sichtbar-Quatsch mehr. Sie schluckte, um nicht zu würgen. Die schwache Hitze, die sie vorher gespürt hatte, mischte sich mit einem beißenden Geruch, der an vergammeltes Hackfleisch erinnerte.
    Der schwarze Sirup floss über den leicht abschüssigen Dielenboden zur Außenwand, von wo er hinab ins Esszimmer darunter lief. Sechs Körper lagen auf dem Boden, bedeckt von der funkelnden Masse. Ein Opfer hatte anscheinend versucht, aus dem Fenster zu fliehen, der Position seines reglosen Körpers nach zu urteilen. Holly blickte panisch von einem zum anderen, konnte aber nicht erkennen, welcher Ben war.
    Ihm darf nichts passiert sein! Bitte, lass mich nicht zu spät kommen!
    Das Haus seufzte wonnig, während ein Kribbeln Hollys Nacken hinaufwanderte.
    »Ich weiß nicht, ob sie noch leben«, sagte Alessandro leise. »Alles riecht verwest. Was wollten sie hier oben?«
    »Wahrscheinlich haben sie versucht, sich gegenseitig zu retten, und wurden wie die Fliegen am Klebestreifen gefangen.« Hollys Stimme klang hoch und erstickt. Vorsichtig machte sie einen Schritt nach vorn, achtete aber darauf, dass ihre Schuhspitze die schwarze Schmiere nicht berührte. Es hätte auch funktioniert, wäre der Sirup nicht mit einem quatschenden, glibbernden Schlürfen auf sie zugekommen.
    »Kannst du das beherrschen?«, fragte Alessandro.
    Holly streckte ihre Finger aus und gab einen Energieschwall ab. Immerhin wich das Zeug dem dunklen Funkenstrahl aus. Mit heißen klirrenden Energiewellen jagte sie es ein Stück weiter zurück und näherte sich dem ersten Körper, der unweit der Tür lag. Um die Batterie zu schonen, schaltete sie ihre Taschenlampe aus. Das schwache Licht ihrer Magie reichte ihr, um alles zu sehen.
    Ein raschelnder Luftzug ging durch den Raum, als Alessandro zur anderen Seite flog, wobei sein Mantel sich um ihn aufbauschte. Erschrocken duckte Holly sich, aber zum Glück setzten seine Stiefel auf trockenem Boden auf. Die Schmiere hatte die gegenüberliegende Wand noch nicht erreicht.
    Sie fühlte, wie die dunkle Flüssigkeit sich der Stelle zuwandte, an der Alessandro nun stand. Er stupste sie mit dem Ende seiner Taschenlampe an. Prompt schlug der Schleim nach ihm aus, doch Alessandro wich wie ein Matador zur Seite.
    »Pass auf!«, rief Holly. »Was machst du denn?«
    Alessandro tänzelte von dem Zeug weg. Seine Augen glühten gelb. »Es will kämpfen, also beschäftige ich es. Sieh du inzwischen nach, ob es Überlebende gibt!«
    Er beugte sich halb vor und bleckte lächelnd seine Reißzähne. Normalerweise schüttelte es Holly bei diesem Anblick, aber momentan hatte sie andere Sorgen. Sollte der Vampir ruhig mit dem Schleimmonster spielen – sie musste Zivilisten retten!
    Der Gestank von totem Fleisch bildete einen Belag in ihrer Kehle, der sie ebenso zu ersticken drohte wie die Angst, dass ihre Kraft nachließ und sie in dem schwarzen Sirup versank. Die Angst schlug in Panik um, kaum dass sie die Masse von dem ersten Körper gedrängt hatte und sah, was darunter zum Vorschein kam.
    Die Gestalt trug eine Team-Jacke, also wusste Holly, dass es sich nicht um Ben handelte. Das Opfer musste vorher ein kräftiger dunkelhaariger Mann gewesen sein, dessen Knochen nun jedoch von schlaffer Haut umhangen waren, vollständig ausgesaugt. Sein Gesicht war auf dem Eichenboden zerlaufen wie geschmolzenes Wachs.
    Holly gab einen Laut von sich, in dem sie sich selbst gar nicht wiedererkannte, und schrak zurück. Einen Moment lang stand sie schwer atmend da und versuchte, sich zusammenzunehmen, bevor sie sich auf die zweite Gestalt ein Stück weiter zubewegte. War das Ben? Vor lauter Furcht konnte sie nicht klar denken. Was, wenn er nicht hier war? Was dann?
    Ein Schraubenschlüssel segelte durch die Luft und knallte gegen ihre Schulter. Hollys Arm wurde taub, so dass ihr ein Energiestrom aus den Fingern entwich, ähnlich Wasser aus einem kaputten Schlauch.
    »Autsch!« Holly sah sich um.
    »Dort drüben«, sagte Alessandro und zeigte hin.
    In der Ecke stand ein Werkzeugkasten, dessen Inhalt in der Luft schwebte. Der fungierte nun als Waffenarsenal des Hauses. So etwas hatte sie schon gesehen: dämlicher Poltergeist-Unfug, der allerdings schmerzhaft sein konnte.
    Ein Hammer trudelte auf Alessandro zu, der ihn mit einer solch blitzschnellen Bewegung abfing, dass Holly seinen Arm nur verschwommen wahrnahm. Der Vampir benutzte ihn, um eines der Schleimfüßchen wegzuschlagen, die auf ihn zuflossen. Er amüsierte sich
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