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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht
Autoren: Sharon Ashwood
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hatte. Alessandro hob sein Schwert.
    Die Tür krachte unter der Wucht von Magie auf, die von draußen auf sie geschleudert wurde. Es war Omara, schick gewandet in einen Nadelstreifenhosenanzug und Pumps mit eckigen Absätzen.
    »Ich konnte es fühlen«, sagte sie leise. »Ich habe es auf meiner Zunge geschmeckt wie dunklen Wein. Schon vorher dachte ich mir, du könntest erwählt worden sein, aber diesmal ist es wahr.« Sie blickte von Holly zum Bett und zu Alessandros nacktem Oberkörper. Ihr Gesichtsausdruck war unbeschreiblich: der eines bass erstaunten Kindes. Oder der einer sehr eifersüchtigen Königin. In Omaras Miene spiegelten sich Liebe, Verlust und Berechnung. Gier.
    Trotz ihrer neu entdeckten Macht bekam Holly für einen kurzen Moment Angst.
    Omara sah Alessandro an. »Als du nicht aus der Burg zurückkamst, musste ich feststellen, dass du mir zu viel bedeutest und ich dich nicht hierlassen konnte. Du warst verwundet.« Die Worte schienen ihr im Hals stecken zu bleiben. »Dein Blutgeruch machte es leicht, dich zu finden.«
    Alessandro senkte sein Schwert. »Zu gern würde ich dir glauben, dass du wirklich aus diesem Grund gekommen bist. Realistischer jedoch wäre wohl die Vermutung, dass es sich für eine siegreiche Königin nicht gut macht, wenn sie nach der gewonnenen Schlacht ihren besten Krieger im Stich lässt. Würde das bekannt, wäre es beim nächsten Mal ungleich schwieriger für dich, Hilfe zu rekrutieren.«
    Omara wandte den Blick ab. Anscheinend fand sie etwas an dem Gobelin höchst spannend. Ihr Profil war vollkommen – ignorierte man das schwache Beben ihrer Lippen. »Ich bin durchaus zärtlicher Gefühle fähig. Unterschätze mich nicht!«
    »Das tue ich nie.«
     
    Bald standen die drei draußen vor der hölzernen Bogentür in der Seitengasse. Nach der feuchtkühlen Burg duftete die Seeluft reiner und besser denn je.
    Holly bewunderte die Tür. Sowohl innerhalb als auch außerhalb der Burg schien sie um einige Blocks von Genevas Portal verschoben. Eine unerwartete Wendung, wenngleich keine schlechte. Eine Tür in einer verlassenen Seitengasse ließ sich leichter kontrollieren als eine, die mitten in der Luft über dem Spielfeld hing.
Wie nett vom Universum, diesen Designfehler selbständig zu korrigieren!
    Holly schob den Riegel vor, die freie Hand flach auf dem Eisenbeschlag. Sie konnte die Macht unter der physischen Oberfläche fühlen. Dort befand sich auch Elaines Magie … und Genevas. Sie alle hatten ihre Spuren in der Matrix hinterlassen, die eine Passage zwischen ihrer Welt und der Burg formte.
    Omara stand einige Schritte entfernt und beobachtete Holly. Ihr Blick war kritisch und mürrisch zugleich. »Dein permanentes Portal ist eine sehr kluge Lösung, aber es darf auf keinen Fall unbewacht bleiben.«
    »Ich weiß«, entgegnete Holly, die es eigentlich nicht scherte, was Omara meinte. Sie strich mit beiden Händen über das kalte Eisen, bis sie das Holz erreichte. Die Magie der Tür erkannte ihre, leckte förmlich an ihr wie ein aufgeregter Welpe. Der Kraftsturm fuhr durch ihren Körper, den einen Arm hinauf und den anderen wieder hinunter in einer Art stummer Begrüßung.
    Holly sog sie in sich auf und überlegte, was sie tun sollte. Die Tür eröffnete ihr ein ganzes Reich an Möglichkeiten. Leute, die gerettet werden mussten. Monster, die wahrlich für immer eingesperrt bleiben sollten.
    Holly hatte ihnen Zugang zu ihrer Welt verschafft. Wollte sie die Verantwortung dafür übernehmen, wer hier hindurch durfte?
    Alessandro stand dicht bei ihr, jederzeit für sie da, falls sie ihn brauchte, schwieg aber. Die Entscheidung lag allein bei ihr.
    Holly wandte sich zu Omara um. »Ich werde die Torwächterin sein. Immerhin habe ich das Tor gebaut.«
    Die Königin neigte den Kopf zur Seite. »Gut. Es ist, wie es sein soll, aber bedenke, dass die meisten, die du dort findest, nicht heraus dürfen! Dieses Gefängnis wurde aus einem Grund erschaffen, und die Wächter sind neidisch auf ihre Schützlinge. Du kannst nicht allein entscheiden, wer durch diese Tür geht und in unserer Welt wandelt. Nun, da die Burg nur einen Schritt entfernt ist, betreffen ihre Angelegenheiten uns alle, Menschliche und Nichtmenschliche gleichermaßen.«
    Holly nickte. Sie fühlte das Gewicht von Omaras Blick auf sich, dann auf Alessandro, dann auf ihnen beiden zusammen. Lichtjahre schienen sie von der gestrengen winzigen Königin zu trennen, die vollkommen allein dastand.
    Der Moment endete abrupt, als hätte
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