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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht
Autoren: Sharon Ashwood
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aus Rauch und Energie. Sie mussten nicht atmen.
    Er trat noch dichter an sie heran und tippte sie sanft mit der Schwertspitze an.
    Nichts. Nun legte er seine Waffe ab und kniete sich neben die Tote. Die Szene kam ihm seltsam bekannt vor. Ihre Menschengestalt war jung und hübsch. Das lange helle Haar fiel wie ein Seidenumhang um sie herum, schimmernd im Fackelschein. Zögernd berührte er die Haut in ihrem Nacken.
    Sie war kalt. So kalt wie seine eigenen blutleeren Hände, und sie roch vollkommen falsch. Erschrocken rollte er sie auf den Rücken. Die Leiche zeigte die typische Schlaffheit einer erst seit kurzem Toten.
    Alessandro erstarrte schockiert.
Sie ist menschlich!
    Sie war in ihren ursprünglichen, lebendigen Zustand zurückversetzt worden. Die mächtige Kollision zwischen dem Portal und Hollys Erdmagie hatte sogar Geneva gereinigt.
    Wie gut ihr das getan hatte, war fraglich. Ihr Hals wies eine klaffende Wunde von einem Fehlwandlerbiss auf. Wahrscheinlich war sie getötet worden, ehe sie auch nur eine Chance hatte, zu begreifen, was mit ihr geschah.
    Geneva war das letzte Opfer der Fairview-Mörder, die sich nur blonde schöne Mädchen ausgesucht hatten. Sie wurde von denselben Kreaturen ermordet, die vorher getötet hatten, um sie heraufzubeschwören. Sie hielt sogar das Orpheus-Abzeichen in der Hand.

[home]
31
    H olly tastete den Eingang zu der Kammer ab. Dort war eine Tür, die sie zudrückte. Auf das Beste hoffend, versuchte sie es mit ihrem Kerzenlichtzauber. Hier fühlte ihre Magie sich anders an, merkwürdig, als würde sie versuchen, mit der falschen Hand zu schreiben. Entsprechend brauchte sie einige Anläufe, aber schließlich klappte es.
    Ein Dutzend schwarze Stumpenkerzen flammten auf, die den gesamten Raum ausleuchteten. Holly schnappte nach Luft. An den Wänden hingen Gobelins mit Silberstickereien von abstrakten Vögeln und anderen Tieren. Der Raum war riesig, die Decke hoch und mit drapierten Seidenschals geschmückt. Es standen Sofas und Sessel dort sowie ein Himmelbett in einer Ecke, auf dem schwarze Samtkissen mit Goldbordüren aufgehäuft waren. Ein Geigenkasten stand auf einem mit Goldblatt verzierten Bücherregal, und in einem kahlen Mauerwinkel plätscherte ein Wasserfall über die Steine in ein wuchtiges Marmorbecken, von dem aus er irgendwohin in den Boden ablief.
    Das Ganze war von einer dicken Staubschicht bedeckt. Wer immer hier gewohnt hatte, musste seit langem fort sein. Holly hatte Lor und die Höllenhunde kennengelernt, die Brutalität der Wächter und ihrer Wölfe gesehen, und nun bot sich ihr ein anderes Gesicht der Burg: luxuriöse, weihrauchgeschwängerte Melancholie.
    Als Erstes sicherte sie sorgfältig die Tür mit Schutzzaubern. Danach wirkte sie einen Reinigungszauber – teils, weil sie einen sauberen Raum haben wollte, in dem sie sich ausruhen konnte, vor allem aber, um sich einen magischen Halt in der Burg zu schaffen, und Haushaltszauber waren ziemlich sicheres Übungsmaterial. Sie hatte sie noch nie zuvor ausprobiert, aber da sie jetzt schmerzfrei zaubern konnte, stünden sie fortan ganz oben auf ihrer Favoritenliste.
    Nachdem sie alles gesäubert hatte, versuchte sie es mit einigen Verteidigungszaubern. Sie würde ihr neues Refugium nicht verlassen, ehe sie einen anständigen Schuss zustande brachte. Schließlich wartete draußen dieser Wolf.
    Der Aufschub war eine Wohltat. Endlich hatte Holly einen Moment zum Nachdenken – aber welcher Moment war eigentlich gerade? Donnerstag? Freitag? Nacht oder Tag?
So viel zu meiner ersten Semesterwoche!
Ihre Ziele – der feste Freund, das Geschäft, das College – waren auf ein einziges zusammengeschrumpft, nämlich, lebend und mit intakter Seele und selbstbestimmtem Willen nach Hause zu kommen.
    In den letzten paar Tagen war sie mit dem Schwarzen Raub infiziert, von Omara ausgetrickst worden und hatte Bens paranoiden Verrat durchschaut.
Aber ich habe gewonnen. Ich habe mir meine Erinnerungen und meine Magie wiedergeholt, Geneva kräftig in den Arsch getreten und sowohl Macs Kuss als auch Alessandros Biss neutralisiert. Ich bin echt nicht schlecht!
    Und das war noch nicht alles.
Ich habe mich verliebt. Richtig ernsthaft unsterblich verliebt.
    Sich dafür gleich einen Unsterblichen auszusuchen, war natürlich nicht besonders klug. Das hatte sie von Anfang an gewusst. Er hatte ihr ihren Willen geraubt. Sie markiert. Was auch immer sein Grund dafür gewesen war – es machte sie
wütend
. Und ihr war gar nicht bewusst
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