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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht
Autoren: Sharon Ashwood
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irgendein Schimmelpilz wachsen. Oder aber es handelte sich um die Spur von irgendetwas, das sie nicht unbedingt treffen wollte. Erschaudernd zog sie ihre Hände zurück und versuchte, das Glitschige unter ihren Füßen zu ignorieren.
    Die Treppe führte steil und in einem unregelmäßigen Bogen nach oben. Dort angekommen, blieb Holly stehen. Sie zählte darauf, dass die Dunkelheit sie verbarg. Langsam und bedacht auf den steilen Abgrund hinter ihr, drehte sie sich um und sah nach unten. Ihr Bauch war kalt und verkrampft.
    Der Wolf schnupperte an der untersten Stufe, als wäre er nicht sicher, ob der mühselige Aufstieg sich lohnte. Aus Hollys Warte stellte er sich als unförmige dunkelbraune Fellmasse mit einem keilförmigen Kopf dar. Er legte eine riesige Pfote auf die Stufe, und Holly hörte das Klackern der sensenscharfen Krallen, das lauter als sein feucht schlürfendes Schnuppern war.
    Ein Wolf müsste doch meine Fährte erschnüffeln können.
Vielleicht hatte dieser hier ja ein Problem mit seiner Nasenscheidewand. Oder er war senil. Falls ja, könnte absolute Stille ihre Rettung sein, und er vergaß womöglich, dass sie da war.
    Sie wagte kaum zu atmen. Hinter ihr, in dem unbekannten Tunnel, war eindeutig das entfernte Heulen des Windes wahrzunehmen. Schmutz und Staub wehten über Hollys Zehen, herbeigetragen von einem Luftzug.
    Sie aber blickte weiter zu dem Wolf. Er hob seinen Kopf, schwenkte ihn von einer Seite zur anderen und stieß ein gelangweiltes Hundejaulen aus. Trotzdem wollte Holly nicht voreilig Hoffnung schöpfen.
    Dann kroch irgendein
Ding
über ihren Fuß. Instinktiv trat sie es weg. Das minimale Klicken, mit dem die gepanzerte Kreatur auf dem Steinboden landete, genügte. Die Ohren aufgestellt, blickte der Wolf mit sündhaft roten Augen geradewegs zu Holly auf.
Hekate!
    Eilig wirbelte sie herum und floh durch die Schatten und Lichtpunkte des langen Korridors. Der Gang machte hinten eine Kurve, so dass sie nicht allzu weit sehen konnte. Zu beiden Seiten gingen Räume ab, und ihre Kraft ließ zusehends nach.
    Holly huschte in einen größeren Raum zu ihrer Linken, wo sie sich in die dunkelste Ecke kauerte. Wie die Luft sich anfühlte, musste die Decke sehr hoch sein, denn es duftete fast frisch.
    Im nächsten Moment roch es nach Wolf. Zwei glühend rote Augen linsten zur Tür herein.
    »Viktor!«, brüllte eine kräftige Männerstimme, deren Echo durch die gemauerten Gänge hallte.
    Der Wolf winselte und tapste rückwärts.
    »Viktor!«
    Nun bellte das Tier, dass Holly eine Gänsehaut bekam. Mit schabenden Schritten entfernte sich das Tier, um dem Ruf seines Herrn zu folgen.
    Holly stemmte sich zitternd an der Wand nach oben. Etwas streifte ihre Wange, und sie sprang zur Seite, schaffte es allerdings, nicht aufzuschreien. Instinktiv schlug sie danach, ehe sie begriff, dass es bloß ein Stück Stoff war. Zugleich bemerkte sie, dass ihre Füße in etwas Weichem einsanken, und sie bückte sich, um es zu ertasten. Ein Teppich.
    Dies hier war keine Kerkerzelle.
     
    Alessandro wanderte mit gezogenem Schwert die Steinkorridore entlang. Seine Kraft schwand rapide, was mittlerweile auch sein Sehfeld beeinträchtigte. Omara hatte recht: Er verlangte sich idiotisch viel ab, aber wie sollte er nicht? Zumal jetzt, da er Hollys Anwesenheit spüren konnte. Das Blutband zwischen ihnen war durch die ungeheure Kraft, die sie durch ihren Körper gelenkt hatte, ausradiert worden, doch eine Verbindung blieb. Er fühlte ihre Präsenz so sicher wie der Ozean die des Mondes.
    Allerdings war es eines, zu wissen, wo sie steckte, etwas ganz anderes, dorthin zu gelangen. Die Burg war ein Labyrinth voller unangenehmer Überraschungen, von denen einige groß und pelzig waren.
    Andere erzählten herbe Geschichten. Alessandro hatte
Das Buch der Lügen
gefunden, das mit zerrissenem, blutverschmiertem Einband in einem Korridor lag. Wenn Pierce vom Campus weggefahren war, wie kam dann das Buch hierher? Wer hatte es genommen? Die Antworten kannte Alessandro nicht. Er hatte das Buch aufgehoben und mitgenommen, denn es könnte durchaus ihr Fahrschein aus der Burg sein.
    Nach etwa einer Stunde Suche entdeckte er eine Frauenleiche, bäuchlings auf den Steinen ausgestreckt. An der Tarnkleidung und dem langen hellen Haar erkannte er, dass es sich um Geneva handelte.
    Er näherte sich ihr langsam, weil er sich nicht auf den äußeren Eindruck verlassen wollte. Sie hatte weder einen Puls, noch atmete sie. Andererseits bestanden Dämonen
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