Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
gewesen, wie wütend, bis sie Zeit hatte, darüber nachzudenken. Tränen brannten hinten in Hollys Kehle.
    Er hatte kein Recht dazu! Schlimmer noch, es liegt in seiner Natur. Er ist herrisch. Ob mit oder ohne Reißzähne: Er ist einer von diesen Typen, die alles am besten zu wissen glauben.
Andererseits stellte Alessandro den ausschlaggebenden Grund dar, weshalb sie überhaupt hier war und wütend werden konnte. Er war aufrichtig. Er beschützte sie. In ihrer ersten Nacht hatte er sich vollkommen zurückgenommen, nur sie verwöhnt. Er hatte sie immer so gut geliebt, wie er es eben konnte. Wie konnte sie ihm nicht verzeihen, dass er sich bemüht hatte, sie zu retten?
    Holly hockte sich auf das Fußende des Bettes und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Das letzte Mal, als sie Alessandro sah, war er verwundet gewesen.
Bitte, Göttin, lass ihn okay sein!
    Holly benetzte sich die Lippen, auf denen sie den Staub aus dem Zimmer fühlte. Er schmeckte bitter wie Asche.
    Er kommt und holt mich.
    Als hätte sie ihn mit ihren Gedanken herbeigerufen, konnte sie Alessandro spüren, der nach ihr suchte, um sie zurück unter seinen Schutz zu bringen. Er war ganz in der Nähe. Auch wenn er ihren Willen nicht mehr beherrschte, existierte die Verbindung zwischen ihnen beiden noch.
Oh, danke, Göttin! Dass er kommt, bedeutet, dass es ihm gut geht.
    Holly gefiel der Gedanke nicht, dass sie Rettung brauchte, aber sie würde gewiss nicht meckern, wenn er mit einer Karte herbeigeeilt kam, die ihr den Ausgang zeigte. Sie löschte die Kerzen und lockerte die Schutzzauber an der Tür, um sie einen kleinen Spalt weit zu öffnen. Die Fackeln, die offenbar genauso langlebig waren wie die Steine, die sie erhellten, brannten mit demselben rauchigen Schein wie zuvor. Holly schlüpfte aus dem Zimmer und schlich sich an die Stelle, an der sich drei Korridore kreuzten. Alessandro musste irgendwo dort sein.
    Aber sie sah ihn nicht. Sie hörte auch keine Schritte, die sich in ihre Richtung bewegten. Und dennoch schien er so nahe. Eilig huschte sie über die Kreuzung in den gegenüberliegenden Gang, wobei sie darauf bedacht war, dass man sie nicht entdeckte. Der Wolf war ihr viel zu gut in Erinnerung.
    Schließlich fand sie Alessandro in einer dunklen Nische,
Das Buch der Lügen
auf seinem Schoß, sein Schwert in der Hand. Er saß zusammengesunken an einer Mauer, sehr blass. Panik regte sich in Holly.
    »Alessandro!«, flüsterte sie, kniete sich zu ihm und nahm seine Hand. Sie war schwer und kalt.
Er ist meinetwegen hergekommen. Er droht zu verbluten, aber er ist trotzdem gekommen.
    Kaum merklich drehte er seinen Kopf und blinzelte mit schweren Lidern. »Ah, da bist du ja!«, brachte er hervor, als wäre sie etwas, das er schlicht verlegt hatte.
    »Ich habe ein Zimmer gefunden, ein sicheres Zimmer«, raunte sie ihm zu, während sie seine Hand wärmte. »Komm, steh auf!«
    Entsetzlich langsam verlagerte Alessandro das Buch und wollte sich aufrichten. Seine Stiefel schabten auf den Steinen, und selbst mit Hollys Hilfe erschöpfte das Stehen ihn sichtlich. Als er sich an die Wand lehnte, bemerkte Holly den Schweißfilm auf seinem Gesicht.
    Sie legte einen Arm um ihn, half ihm, sich aufrecht zu halten. Dabei fühlte sie die klebrige Feuchtigkeit an seiner Seite.
    Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals. »Was brauchst du? Blut?«
    Er schloss die Augen wieder und stützte seinen Kopf an die Mauer. »Nein. Ich riskiere nicht, dich zu beißen. Meine Markierung ist fort, die des Dämons auch. Du bist frei und musst es bleiben.«
    »Denkst du, du kannst mir wieder meinen Willen nehmen?«, entgegnete sie. »So einfach geht das nicht.«
    »Holly, denk nach! Ich bin nicht wert, dass du für mich deine Freiheit opferst. Niemand ist das. Lass mich gehen!«
    »Einen Teufel werde ich tun, Caravelli!« Sie musste sich auf die Unterlippe beißen, die heftig bebte.
    Er sagte nichts, sondern hielt sich stumm an der Mauer fest, als könnte diese allein ihn auf den Beinen halten. Seine Augen wurden dunkler, denn der goldene Glanz schwand zusehends.
    Wie kann ich ihm vertrauen? Er hat seine Kraft benutzt, um mich zu retten, aber damit machte er mich zu seiner Sklavin.
    Die Antwort überraschte sie.
Weil ich meine Magie habe. Ich kann Türen aus mehr als einem Gefängnis schaffen. Ich kann einen Mythos nehmen und ihn real machen.
    Holly stellte sich vor ihm auf Zehenspitzen, presste ihre Lippen auf seine, schöpfte Energie aus den Steinen um sie herum und gab sie in ihren Kuss wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher