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Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Titel: Demor - Einfach bösartig (German Edition)
Autoren: Nicholas Vega
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Dem Tod so nahe
     
    »Demor! Lord Demor!«, hallte es durch die Gruft. Die Wassertropfen an den Gesteinswänden vibrierten unter den Worten.
    Die Knochenfinger des untoten Zauberers bewegten sich in den gepanzerten Lederhandschuhen und verursachten ein schabendes Geräusch an den Armlehnen. Müde blickte er auf. »Wer wagt es, mein Reich zu betreten?«
    Keine Antwort. Stattdessen Schritte auf Steinboden, unterbrochen vom Plätschern vereinzelter Wasserlachen, in die Wanderschuhe oder Stiefel hineintraten.
    Demor sog scharf die Luft ein und sein Brustkorb hob sich. Eindringlinge. Er konnte ihre Arroganz förmlich riechen. Abermals rückten ihm Todesmutige zu Leibe. Weshalb kamen sie diesmal? Einer Jungfrau zuliebe? Wegen Gold oder eines seiner unschätzbaren Artefakte? Oder einfach nur, weil man erneut seinen Tod herbeisehnte?
    Ein Lacher zischte durch seine Zähne, doch ein Hustenanfall erstickte ihn. Mit der Leichtigkeit eines gelenkkranken Greises wischte er sich über die Augenhöhlen. Die Atemnot verschlimmerte sich von Jahrhundert zu Jahrhundert. Lungenflügel besaß er bereits seit einem Zeitalter nicht mehr, die chronischen Atembeschwerden waren dagegen geblieben.
    Er stemmte sich aus seinem Thron zu voller Größe auf. Dabei klapperten seine Glieder wie die Perlen einer Gebetskette. Wo blieben seine Schergen? Vermutlich waren sie besiegt oder geflohen.
    Schwächliche Feiglinge! Mit entschlossenem Griff packte er seinen Stab, der neben ihm aufragte und bis über seinen Kopf reichte. Wie einen beständigen Wegweiser hielt er ihn empor – ehern und machtvoll. Zwischen den spiralförmigen Rillen im Griffstück pulsierte es lilafarben. Der Lichtschimmer zerstob zu feinem Nebel.
    Alter Gefährte, dachte Demor, werden wir diesmal glücklicher enden?
    Der Stab antwortete mit violett-weißen Blitzen, die sich vom Schaft zu einem Totenschädel emporschlängelten, dann über einen Ring mit eingelassenem Stern zuckten und an zwei Ringspitzen in die Luft gierten.
    Mit dem Stabende klopfte er auf den Boden.
    Augenblicklich zwängte sich ein dunkelblau behaartes Vieh hinter dem Herrschersitz hervor. Eine lebende Kugel, die ihrem Meister nicht einmal bis zu den Knien reichte. Aus immens weißen Augen starrte sie Demor an und ihr winziger Rüssel wackelte wie ein überflüssiger Fortsatz herum. »Ihr habt gerufen, Meister?«, quiekte das Kugeltier.
    Demor schritt die zwei Stufen von seinem Thron hinunter, gab dem Winzling einen Stups mit dem Stiefel und würdigte ihn keines weiteren Blicks. »Habt ihr die Jungfrau vorbereitet, Wurmspin?«
    Ein Quietschen, als steche man einen Goblin ab, entfuhr dem Diener, was Demor als ein »Ja« wertete.
    »Wir haben alles zu Eurer Zufriedenheit bereitet. Das Mädchen ist in sein durchlässigstes Gewand gekleidet und die Ketten an ihren Gelenken passen vorzüglich.«
    »Wer ist es diesmal? Ich hoffe, dass ihr nicht Rolelia genommen habt? Sie ist ein wahrer Schatz, eine, die weiß, wie man die Knochen eines betagten Mannes in Wallung bringt.« Der Satz vermischte sich mit einem neuerlichen Lacher, gefolgt von einem wiederkehrenden Hustenanfall. Demor hielt sich die rechte Rippe, ein altes Leiden.
    »Nein, mein Herr! Ganz sicher nicht. Wir haben eine zarte Elfe genommen, die Tochter eines begüterten Herzogs.«
    Der Untote fuhr herum. Er riss den goldverzierten, metallenen Mundschutz, der eben noch die Nasenhöhle und die hervorstehenden Zähne bedeckt hatte, zur Seite. »Was sagst du da? Seit wann befinden sich unter den Jungfrauen Elfen?«
    Quietschend senkte Wurmspin seinen Rüssel vollends auf den Boden. »Sie ist ein Neuzugang. Wir dachten …«
    »Ihr sollt nicht denken!«, fuhr Demor dazwischen. »Wenn ihr denken könntet, wäre ich überflüssig. Und das will keiner von uns.« Mit bedrohlicher Haltung trat er an seinen Diener heran und beugte sich über ihn. Das Ende seines schweren, roten Mantels berührte das Fell von Wurmspin, der daraufhin verängstigt zurückwich.
    Mit dem vermutlich jämmerlichsten Quieken, das es kannte, entschuldigte sich das Kugeltier.
    Das Gespräch wurde von Stimmen unterbrochen. Die Schritte der Eindringlinge schallten lauter.
    Demor schaute in den Gang, aus dem die Gruppe auftauchen würde. Plötzlich schepperte es, gefolgt von einem dumpfen Beben und einem kurzen Schrei.
    Das Fallgitter.
    So weit waren sie also gekommen. Er winkelte seinen linken Arm an und hielt die Hand wie eine Kralle nach oben. Ein grünes Licht begann darin zu tanzen. Schleim
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