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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht
Autoren: Sharon Ashwood
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fühlergleich in Holly ein – suchende Fühler, die sich in ihr Fleisch gruben. Sie glitten an ihren Nervenbahnen entlang, schossen ihre Beine hinauf und tauchten tief in ihre Eingeweide.
    Die Strategie des Hauses war wohldurchdacht. Hollys Versuch, die anderen aus dem schwarzen Schleim zu retten, hatte sie viel Energie gekostet, und sie glich nun einer flackernden Glühbirne, deren Laufzeit zu Ende ging.
    Entsetzen blockierte Hollys Denken, machte sie blind vor Angst. Sie musste … musste …
Oh, mein Gott
! Vor lauter Panik drohte sie zu zerbrechen.
    Okay. Okay. Denk nach!
Die erste Kältewelle war bereits in ihr.
    Schutzschilde!
Im Geiste beschwor sie das Bild von Ziegelmauern herauf.
Hart, solide, stark.
Doch es war zu wenig und zu spät. Die Energie des Hauses schlängelte sich unzähligen Krakenarmen gleich durch ihren Schutz und machte ihre Schilde zunichte.
    Sie steckte in ernsten Schwierigkeiten.
    Schwerelosigkeit übernahm, während ihr Herz langsamer zu schlagen schien und ihr Blut zu träge wurde, um es bis in ihr Gehirn zu schaffen. Sie fühlte, dass ihre Knie nachgaben, nur kamen sie ihr vor, als gehörten sie jemand anders. Holly trieb davon, aus ihrem Körper heraus, auf dass er kopfüber in die tödliche Schwärze fiel.
    Sie konnte weder atmen noch sich bewegen. Sie war ein Eisblock, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Fußboden lag. Jemand zerrte hinten an ihrer Jacke und wollte sie nach oben reißen. Aus weiter Ferne glaubte sie Alessandro auf Italienisch fluchen zu hören. Aber sie war sich nicht sicher, denn sie erkannte die Worte nicht. Er packte ihre Arme und wollte sie befreien. Seine Finger streiften ihr Handgelenk, Haut auf Haut. Die Berührung wirkte wie ein Funke an trockenem Zunder. Hollys Sinne öffneten sich und wurden von seinem Raubtierhunger geflutet, von einem durchdringenden primitiven Überlebenswillen.
    Sie schaffte es, ihre Augen aufzumachen, konnte jedoch keinen Laut von sich geben. Und der Funke, stark wie er war, flackerte bedenklich. Das Haus fraß sie schneller auf, als sie es abwehren konnte.
    »Verdammt, Holly! Kämpfe!« Alessandros Stimme klang schroff, ja, regelrecht aufgebracht.
    Als würde ich mich nicht schon mit aller Kraft wehren!
    »Holly! Hörst du mich? Kämpfe!«
    Vampire! Dauernd brauchen sie das ganz große Drama. Was für Hysteriker!
    Hollys Furcht wurde dunkler und von kochender Wut überlagert. Sie musste alle Kraft, die sie noch besaß, zu einem dichten Strahl bündeln. Nur weniges überlebte die volle Energieladung einer zornigen Hexe.
    Sie konzentrierte sich auf ihre größten Kräfte, kollidierte aber prompt mit dem Hindernis ihrer alten Verletzung, einem undurchsichtigen, undurchdringbaren Narbengewebe, an dem sie nicht vorbeikam. Jedenfalls nicht, ohne sich mit ihm zusammen in Stücke zu reißen.
    Super!
Magie für Große war schwierig. Holly hätte sie beschwören können, doch es hätte teuflisch weh getan. Das machte keinen Spaß, nur lautete die Alternative Tod durch Schleim, und das wäre schlicht peinlich.
    Wie wär’s mit ein bisschen Rock’n’Roll, Bruchbude? Ich rocke, und du rollst im Lastwagen gen Sondermüll?
    Du hast keine Kraft mehr
, flüsterte das Haus.
Du bist vollkommen ausgelaugt.
    Kälte legte sich über ihr verwundbares Inneres. War es das Haus oder einfach nur Angst?
    Dann pass mal gut auf!
Holly begann, ihre große schwarze Magie anzurufen. Der Zauber fügte sich zusammen, baute sich auf und schwoll an wie Dampf in einem Drucktopf. Holly spürte die Kraft, die sich in ihr bewegte, gleich einer Schlange, die an ihren Knochen entlangschlich.
    Alessandro ließ sie los, so dass sie seine muskulösen Arme nicht mehr fühlte. Sicher hatte der Vampir gemerkt, dass sie jetzt endlich etwas unternehmen wollte.
    Die Kraft kam schnell, rauschte lodernd einen Tunnel hinunter. Es war, als würden ihre Eingeweide sich langsam von innen nach außen stülpen, und der Schmerz tobte so grell wie neues Kupfer. Hitze rauschte ihren Rücken hinauf, entflammte Stellen, die eben noch eiskalt gewesen waren, und brachte ihre Haut zum Kochen. Lichtbögen wanden sich in parallelen Linien über ihre Arme. Sie glühte, bis die zarten Knochen in ihrer Hand lediglich Schatten in einer pinkfarbenen Hülle bildeten.
    Holly zerriss mit ihrer Energie die Magie des Hauses, was bedeutete, dass ein Feuertornado über ihre Nerven hinwegfegte. Plötzlich strahlte Licht auf, dem ein Knall folgte und dann der Duft eines Sommergewitters.
    Die schwarze Masse
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