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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht
Autoren: Sharon Ashwood
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Hausgebrauch, Kinderzauber quasi. Ich verscheuche Geister und finde Verlorenes. Magie für Große, also Geisterbeschwörung und dergleichen, ist nicht meine Spielwiese.«
    Alessandro schien zuversichtlich. »Dann siehst du es dir an? Aus reiner Gefälligkeit, versteht sich.«
    »Natürlich. Was soll ich sagen? Magie ist ein Riesenspaß, bis einem der Kopf wegfliegt.« Das war nur halb im Scherz gesprochen. Ihr letzter Ausflug in die Welt der Magie für Große hatte ihre Energie nachhaltig beeinträchtigt – ungefähr so wie bei einem Quarterback, der sich das Knie ruinierte.
    »Danke, das weiß ich sehr zu schätzen.«
    »Ist mir ein Vergnügen. Übrigens, ich wäre jetzt so weit.« Holly rieb sich die verschwitzten Hände an ihrer Jeans ab. Wie immer hatte sie Lampenfieber.
    Alessandro stieß die Pforte mit seinem Fuß auf. Die alten Eisenangeln quietschten. Beide blieben stehen und warteten ab, ob etwas geschah. Aber das Haus war still.
    Vampire brauchten keine Einladung, um ein verfallenes Anwesen zu betreten. Holly beobachtete ihn. Sein Haar wippte bei jedem seiner fließenden Schritte mit. Dann folgte sie ihm langsam und konzentrierte sich auf ihren sechsten Sinn. Alessandro konnte sich um die greifbaren Feinde kümmern, sie sich um die anderen.
    Holly fühlte die Präsenz des Hauses vor ihnen, die wie ein Raubtier lauerte, nicht geduldig im eigentlichen Sinne, aber willens, sie näher kommen zu lassen. »Dieses Haus ist nicht bloß
fast
fühlend«, stellte sie leise fest. »Es ist bei vollem Bewusstsein.«
    Alessandro drehte sich nicht zu ihr um. »Also dürfte es ein fairer Kampf werden.«
    »Es geht doch nichts über positives Denken«, murmelte Holly. »Ich für meinen Teil ziehe es vor, wenn meine Bösen blöd sind.«
    Halb vergrabene Pflastersteine führten im Zickzack auf die Vorderveranda zu. Grasbüschel streiften Hollys Knöchel, und auf dem moosig-schmutzigen Untergrund verursachten ihre Sohlen knirschende Rutschgeräusche, die nicht unbedingt dazu taugten, ihre Nerven zu beruhigen. Sie konnte verfallendes Obst unter den Apfel- und Birnbäumen riechen, die in den Gartenecken standen. Niemand hatte das Fallobst eingesammelt.
    Sie waren beinahe an der Veranda, als das Haus sich regte. Ein Flüstern ging durch das Gras und die Blätter.
Warum bringst du den Toten zu mir? Schick den Vampir fort! Ich habe keine Verwendung für ihn.
    »Ganz genau«, erwiderte Holly murmelnd. Vampire waren die ideale Verstärkung. Nichts wollte sie jemals auffressen.
    Der Boden erbebte, ein kurzes verärgertes Vibrieren.
    Alessandro war sofort an Hollys Seite. »Was war das?«
    »Es weiß, dass wir kommen.« Holly reckte ihren Kopf und betrachtete das Verandageländer. Symbole von Talismanen waren in das morsche Holz geschnitzt, aber ihre Magie war schon seit langem verebbt.
    Alessandro sah Holly erwartungsvoll an.
    »Es ist sicher«, erklärte sie. »Na ja, ziemlich sicher jedenfalls.«
    Leder raschelte, als Alessandro die Verandastufen hinaufstieg. Er bildete einen großen breiten Schatten in der Dunkelheit. Oben angekommen, zog er eine schwarze Taschenlampe aus der Manteltasche. Für ihn war sie überflüssig, aber Holly konnte ein bisschen mehr Licht nicht schaden. »Hast du die Schlüssel?«
    »Die brauchen wir nicht. Es will, dass ich hereinkomme.« Ihre Schritte auf den Verandadielen waren ungleich lauter als seine – menschlich laut eben.
    Ja, komm herein, nur herein!
Sie fühlte ein ungeduldiges Ziehen, als hätte jemand sie am Jackenkragen gepackt. Holly stemmte sich dagegen, doch ein plötzliches Reißen ließ sie nach vorn stolpern.
    Alessandro fing sie ab und zog sie mit starken Händen an seine Seite. Ihre Schulter kollidierte mit harten Muskeln, und das kalte Metall seiner Mantelknöpfe kratzte an ihrer Wange. Einen Moment lang hielt er sie fest, bis sie wieder sicher stand.
    »Es glaubt offenbar, es könnte mich herumschubsen!«, flüsterte sie angesäuert.
    »Nun, es hat dich noch nicht zurückschubsen gesehen.«
    Komm rein, komm nur, komm!
Die Lockrufe kamen von allen Seiten, innerhalb und außerhalb ihres Kopfes, denn aus der einen Stimme wurden unzählige, so dass das chaotische Flüstern an Hollys Konzentration zehrte. Bedeutungen zerbröselten, und jede Logik fiel in sich zusammen.
    Holly hielt sich an Alessandros Arm fest, damit er ihr Halt gab, atmete tief ein und biss die Zähne zusammen. Währenddessen beschwor sie den Zorn, der gleich unter ihren Gedanken brodelte. Die Scherben ihrer
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