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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett
Autoren: Franziska Gehm
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Verstorbenen manchmal sogar um Rat und Hilfe baten. Aber so richtig ernst hatten das die Mädchen nie genommen. Bisher hatten sie noch nie einen von Ludos toten Freunden gesehen. Sie gingen davon aus, dass Ludo die Geistererscheinungen nur erfunden hatte, um eine Erklärung für seine Selbstgespräche zu haben.
    »Na schön«, sagte Silvania. »Wenn Ali Bin Schick tatsächlich der tote Kai Schilbnic ist, wieso können wir ihn dann sehen?«
    »Die Toten entscheiden, wer sie sehen kann und wer nicht. Die meisten bleiben lieber unsichtbar. Sie sehen nicht mehr so appetitlich aus. Aber Ali Bin Schick wollte, dass ihr ihn seht«, erklärte Ludo. »Ich könnte versuchen, mit ihm Kontakt aufzunehmen.«
    »Du meinst, du kannst mit diesem Herrn Schilbnic reden? Mit Kai Schilbnic, der schon seit über zehn Jahren tot ist?«, fragte Helene zur Sicherheit noch einmal nach.
    Ludo nickte.
    Daka und Silvania sahen sich fragend an. Sie hatten noch nie jemanden getroffen, der mit Toten reden konnte. Aber das hieß nicht, dass es solche Menschen nicht gab, oder? Schließlich hatten Ludo und Helene auch noch nie zuvor einen Halbvampir getroffen. Geschweige denn einen echten Vampir. Und jetzt waren sie mit den Tepes-Zwillingen befreundet.
    »Was ist? Soll ich es versuchen oder nicht?«, fragte Ludo.
    Daka zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Was haben wir schon zu verlieren?«
    Silvania nickte. »Wir haben keine andere Wahl.«
    Helene strahlte vor Aufregung. »Einen Toten rufen. Das wird bestimmt klasse.«
    Ludo zog eine Augenbraue hoch. »Na ja ... also manche Geister werden auch mächtig sauer, wenn man sie weckt.«
    Helene, Silvania und Daka sahen Ludo entsetzt an. Seit ihrem letzten Abenteuer auf dem Friedhof des Grauens mit dem Geist des größten Vampirjägers aller Zeiten hatten sie erst einmal genug von schlecht gelaunten Geistern.
    Wobei ein schlecht gelaunter Ali Bin Schick besser war als gar keiner. Doch würde Kai Schilbnic überhaupt erscheinen?

Der Wolkentiger
im Garten
    L udo saß in der hintersten Ecke seines Gartens im Schneidersitz auf dem Rasen. Der Garten der Familie Schwarzer war von hohen Bäumen und einer dichten Hecke umgeben. Frau Schwarzer hoffte, dass die Nachbarn so möglichst lange eine gute Meinung von ihnen behalten würden.
    Vor Ludo lag das Phantombild von Ali Bin Schick. Ludo hatte beide Arme zur Seite ausgestreckt. In der einen Hand hielt er ein hart gekochtes Ei, in der anderen ein krummes Küchenmesser. Im Ei steckte ein Draht, der bis zum Küchenmesser reichte und über Ludos Kopf einen Bogen bildete.
    »Wozu denn das Ei?«, flüsterte Daka, die zusammen mit Silvania und Helene neben Ludo hockte.
    Ludo seufzte. Das war nun schon das dritte Mal, dass die Mädchen seine Zeremonie mit Fragen unterbrachen. »Das Ei ist ein Symbol für das Leben«, flüsterte er zurück.
    Daka zog die Augenbrauen hoch und nickte.
    Endlich kehrte Ruhe im Garten ein und Ludo konzentrierte sich wieder auf das Phantombild.
    »Und wofür steht das Küchenmesser?«, fragte Silvania leise.
    Ludo atmete lautstark aus. Er warf Silvania einen strengen Blick zu. Wie sollte er denn so arbeiten?! »Das Küchenmesser symbolisiert den Tod.«
    »Aha«, sagte Silvania erstaunt. Wussten Millionen von Hausfrauen davon?
    »Bist du dir sicher?«, fragte Helene.
    Ludo ließ Ei und Messer sinken. »Na schön. Eigentlich bräuchte ich eine Sense. Da ich aber keine Sense gefunden habe, habe ich ein krummes Küchenmesser genommen.«
    »Und du meinst, das geht auch?«, fragte Daka.
    »Ich – weiß – es – nicht«, erwiderte Ludo. »Und wenn ihr mich dauernd unterbrecht, werde ich es nie herausfinden.«
    »Oh«, machte Daka.
    »Entschuldige«, sagte Silvania.
    »Mach weiter. Wir sind ganz still«, beteuerte Helene.
    Ludo hob das Ei und das Küchenmesser wieder hoch, blickte auf das Phantombild und atmete lautstark durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus.
    Helene, Silvania und Daka beobachteten ihn genau und atmeten unwillkürlich im Takt mit. Hätte Frau Schwarzer, Ludos Mutter, in dem Moment in den Garten gesehen, hätte sie vermutlich angenommen, ihr Sohn wäre Teil einer Yogagruppe. Sie wäre erleichtert gewesen, dass er endlich ein vernünftiges Hobby gefunden hätte. Nach einer Weile hätte sie sich vielleicht gefragt, wozu er dazu ihr Küchenmesser brauchte. Doch Frau Schwarzer guckte gerade nicht in den Garten. Sie war noch in der Werkstatt, in der sie arbeitete. Vielleicht war es besser so. Denn so sah sie auch nicht, was
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