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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett
Autoren: Franziska Gehm
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sich ein, um ihnen Fotos zu zeigen. Die Dame hieß Liselotte Schilbnic. Sie klang sehr nett. Silvania und Daka beschlossen, sie zusammen mit Helene und Ludo noch am gleichen Nachmittag zu besuchen.
    Ludo hatte eine Vorahnung. Es war keine gute Vorahnung. Genau genommen, war es eine sehr finstere Vorahnung. Wie eine kalte Schlange war sie seinen Rücken hinaufgekrochen. Doch er sagte nichts. Zum einen sagte er grundsätzlich sehr selten etwas. Zum anderen waren Silvania und Daka so voller Hoffnung, endlich Ali Bin Schick auf die Spur zu kommen und endlich ihre Wünsche reklamieren zu können, dass er sie nicht ernüchtern wollte.

Der Mann
ohne Nummer
    D aka klopfte an die Tür, an der ein einfaches Namensschild ›L. Schilbnic‹ verkündete. Vor der Tür lag eine Fußmatte mit einem Schaf darauf, das in eine Sprechblase »Willkommen" blökte. Wie der Eingang zu einer Wahrsagerwohnung, fand Daka, sah das schon einmal nicht aus. Aber Liselotte Schilbnic hatte am Telefon auch nicht gesagt, dass sie mit Ali Bin Schick zusammenwohnte. Nur, dass sie ihn kannte.
    Silvania stand hinter ihrer Schwester. Sie hielt sich einen kleinen Fächer vor den Mund. Ihre Eckzähne wuchsen mittlerweile so schnell, dass sie mit der Dentiküre nicht mehr hinterherkam. Eigentlich hatte sie an die Tür klopfen wollen, doch dann war ihr in letzter Sekunde eingefallen, dass sie dabei womöglich die Tür einschlagen würde. Also hatte sie ihrer Schwester den Vortritt gelassen.
    Damit sie sich weder Helene, Ludo, Daka noch sonst einem Menschen vor Heißhunger an den Hals warf, hatte sie sich von ihrem Papa drei Blutampullen geholt, der darüber sehr erfreut gewesen war. Endlich, meinte er, war seine Tochter auf den Geschmack gekommen. Er trank mit ihr gleich im Keller zusammen eine Blutampulle auf Ex. Schnappobyx! Die anderen beiden Ampullen steckte Silvania für den Notfall ein. Erst, als Silvania und Daka das Haus verlassen hatten, fiel Mihai Tepes ein, dass er für seine Töchter einen Termin bei Frau Dr. Gerlinde Zunder machen wollte. Er setzte sich auf seinen Sarg, gab einen Schuss Karpovka in eine Blutampulle und beschloss, dass die Sache mit dem Arzttermin bis morgen Zeit hatte. Seine Töchter waren gesund – das sah doch jeder Vampir! Mit diesem Gedanken ließ sich Herr Tepes in den Sarg gleiten und schloss den Deckel. Kurz darauf erklang ein leises Schnarchen.
    Während Mihai Tepes also im Keller des letzten Reihenhauses im Lindenweg friedlich schlief, öffnete sich vor seinen Töchtern die Tür mit dem Namensschild ›L. Schilbnic‹. Eine kleine, vollschlanke Frau mit graublonden Haaren und einer gold gerahmten Brille erschien. »Ah, da seid ihr ja.«
    Daka hielt das Phantombild hoch. »Wir kommen wegen des verschwundenen Wahrsagers.«
    Die Frau nickte mehrmals hintereinander. »Kommt herein.« Sie führte die Besucher in ein Zimmer, das Wohnzimmer und Küche zugleich war. Die Küche war nur ein kleines Eck und auch das Wohnzimmer war nicht viel größer als das Zimmer der Zwillinge. Die Schrankwand war voller Bücher und Pokale. Auf der Fensterbank reihte sich ein Blumentopf an den nächsten.
    Helene versuchte zu erkennen, was auf den Pokalen stand.
    »Die sind alle vom Judo«, sagte Liselotte Schilbnic. »Ist aber schon lange her.« Sie deutete auf einen Tisch, um den drei Stühle standen. »Ich habe leider nicht genug Platz für alle. Ich wusste ja nicht, dass eine halbe Schulklasse anrückt.« Frau Schilbnic holte ein dickes Fotoalbum aus einem Schrank. Sie legte es auf den Tisch und setzte sich. »So, dann will ich euch mal euren verschwundenen Wahrsager zeigen.«
    Silvania und Daka setzten sich neben Frau Schilbnic. Silvania wedelte vor Aufregung ununterbrochen mit dem Fächer. Daka zupfte an einer Haarsträhne.
    Liselotte Schilbnic schlug eine Seite auf, in die sie vorher ein Lesezeichen gelegt hatte. Auf der Seite war ein großes Porträtfoto. Es war schwarz-weiß und zeigte einen Mann ungefähr Mitte dreißig. Der Mann hatte eine kleine, runde Nase, ein kleines Kinn, volle Lippen und schmale Augen, die schelmisch funkelten. Ein paar dunkle Strähnen fielen ihm in die Stirn.
    Silvania vergaß vor Schreck, den Fächer hochzuhalten.
    Daka blieb der Mund offen stehen. »Da...da... das ist er!«
    Silvania, die sich wieder gefangen hatte und den Fächer wieder vor den Mund hielt, nickte. »Kein Zweifel. Es fehlt nur die Brille.«
    »Und der Turban«, sagte Daka.
    Silvania betrachtete das Foto genau. »Und vielleicht fehlen noch
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