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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett
Autoren: Franziska Gehm
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Scherz.« Liselotte Schilbnic hielt inne, schüttelte den Kopf und fuhr dann leise fort: »Kai starb vor gut zehn Jahren bei einer Herzoperation. Ich war damals im Krankenhaus dabei. Wisst ihr, Kai und ich haben uns als Geschwister immer sehr gut verstanden. Da wir beide keinen Partner hatten, kümmerten wir uns umeinander. Ich vermisse ihn sehr.« Liselotte Schilbnic sah einen Moment auf einen unbestimmten Punkt und lächelte. »Aber was euren verschwundenen Wahrsager betrifft – es tut mir leid, da kann ich euch nicht weiterhelfen. Wahrscheinlich ist es nur ein Mann, der meinem Bruder sehr ähnlich sieht.«
    »Vielleicht ... vielleicht hat Kai einen Zwillingsbruder, von dem niemand etwas weiß«, überlegte Silvania laut.
    »Das halte ich für sehr unwahrscheinlich«, sagte Liselotte Schilbnic und nahm wieder das Fotoalbum zur Hand. Sie blätterte durch die Seiten. Auf den meisten Fotos waren zwei Personen zu sehen. Sie und ihr Bruder. »Kai und ich waren Zwillinge. Ich habe noch nie von einem zweieiigen Zwilling gehört, der nebenbei noch ein eineiiges Geschwisterchen hat. Außerdem«, sagte Frau Schilbnic und zog die Augenbrauen hoch, »... wäre mir vermutlich aufgefallen, wenn ich noch einen Bruder gehabt hätte.«
    Daka und Silvania nickten. Sie kannten sich mit zweieiigen Zwillingen bestens aus. »Etwas merkwürdig ist es allerdings schon.« Frau Schilbnic nahm das Phantombild in die Hand und betrachtete es nachdenklich. »Vor allem, weil Kai sich als Kind für sein Leben gerne verkleidet und Dompteur, Zauberer oder Stuntman gespielt hat. Am liebsten aber hat er Wahrsager gespielt. Doch das ist vermutlich auch nur ein Zufall.«
    Ludo zog eine Augenbraue nach oben.
    Silvania wurde hellhörig. Sie glaubte nicht an Zufall. Nur an Schicksal. Ihre Romane waren voller schicksalhafter Begegnungen, schicksalhafter Wendungen und schicksalhafter Liebesschwüre. Allerdings lebten die Figuren in den Romanen meistens noch. Waren sie tot, dann war ihr Schicksal besiegelt.
    Liselotte Schilbnic reichte Daka das Phantombild zurück und lächelte. »Ich hoffe, ihr findet euren verschwundenen Wahrsager und er kann eure Wünsche rückgängig machen.«
    »Danke«, sagte Daka, faltete das Phantombild zusammen und steckte es in die Tasche. Sie machte dabei ein Gesicht, als hätte sich gerade vor ihrer Nase eine Seekuh auf die letzte freie Rettungsboje gesetzt.
    Kai Schilbnic war tot. Aber wo war Ali Bin Schick?
    Kaum hatten die vier Freunde den Wohnblock von Frau Schilbnic verlassen (Silvania konnte es sich nicht verkneifen, die letzten drei Stufen bis zum Ausgang zu flopsen), zog Ludo sie in eine Hofeinfahrt.
    »Was ist los?«, fragte Daka verwirrt.
    »Psst!«, machte Ludo. Er sah sich nach allen Seiten um. Die vier Freunde steckten die Köpfe zusammen. Wenn Ludo etwas zu sagen hatte, war es meistens wichtig.
    »Hast du vorausgesehen, wo wir Ali Bin Schick finden?«, fragte Silvania.
    Ludo schüttelte den Kopf. »Wir haben ihn schon gefunden.«
    Helene, Daka und Silvania sahen sich nach allen Seiten um.
    »Wo?«, fragte Helene.
    »Überlegt doch mal: A-L-I B-I-N S-C-H-I-C-K. Das ist ein Anagramm von ...?« Ludo blickte die Mädchen auffordernd an.
    »Anna wer?«, fragte Daka.
    »Anna was?«, fragte Silvania.
    »Anna wie?«, fragte Helene.
    »Ein Anagramm ist, wenn man die Buchstaben eines Wortes so umstellt, dass ein neues Wort entsteht. Zum Beispiel kann man mit den Buchstaben des Wortes ,Chaos' auch ,Ach so!' bilden«, erklärte Ludo.
    Daka nickte langsam. »Oder man kann aus ,Sarg' auch ,Gras' machen.«
    »Genau.« Ludo nickte.
    »Und Ali Bin Schick steht dann für ...«, überlegte Silvania laut. »... bin Lisa Chick?« Sie sah die anderen verwirrt an. Wer war Lisa Chick?
    Ludo schüttelte den Kopf. Er gab es auf. »Ali Bin Schick ist ein Anagramm von Kai Schilbnic.«
    Helene, Silvania und Daka gingen die Buchstaben in Gedanken durch. Es stimmte. »Aber Kai Schilbnic ist tot!«, sagte Helene.
    »Er kann nicht der Wahrsager gewesen sein«, sagte Daka.
    Ludo wiegte den Kopf. Er hatte wieder seinen Strudelblick. Der hatte nichts mit Apfelstrudel zu tun. Nein, seine ockerfarbenen Augen wirkten unendlich tief und man hatte das Gefühl, von ihnen wie von einem Strudel in den Abgrund gezogen zu werden. »Manche Tote sind unruhig. Sie zieht es immer wieder auf die Erde«, sagte er leise.
    Die drei Mädchen warfen sich vielsagende Blicke zu. Ludo hatte ihnen gesagt, dass er mit Toten reden konnte und ihn die unruhigen Geister der
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