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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett
Autoren: Franziska Gehm
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sich Jacobs Augen vor. Sie waren glasklar und hellgrau wie ein Winterhimmel, aus dem es jeden Moment schneit. In wenigen Minuten würden sie sich wiedersehen. Bei dem Gedanken tobte ein Schneesturm in Silvanias Bauch.
    Sie hatte Jacob vorgeschlagen, den Unterricht aktiver zu gestalten. Statt bei ihr zu Hause zu sitzen, sollte die Nachhilfe heute auf dem Jahrmarkt stattfinden. Silvania hatte einen guten Grund, die Nachhilfe auf den Jahrmarkt zu verlegen. Es war besser, wenn ihre Eltern Jacob nicht so schnell wiederbegegneten. Und auch Jacob war nicht wild darauf, in den Lindenweg 23 zu kommen. Bei der letzten Nachhilfe hatte es einen ... nun ja, einen kleinen Zwischenfall gegeben, bei dem ein mausfressender Cousin, eine fliegende Tante und ein angriffslustiger Onkel eine nicht ganz unbedeutende Rolle gespielt hatten.
    Aber es gab noch einen weiteren Grund, warum Silvania Jacob um eine Nachhilfestunde auf dem Jahrmarkt gebeten hatte. Sie stellte sich Englischnachhilfe auf dem Jahrmarkt unheimlich romantisch vor. Silvania könnte zu Jacob sagen: »Let's take a ride on the Wilde Maus.« Sie könnten zusammen Riesenrad fahren. Die Stadt würde ihnen zu Füßen liegen, doch es würde sie nicht interessieren, weil sie nebeneinandersaßen und mit... na ja, Nachhilfe beschäftigt waren. Jacob könnte eine Rose für Silvania schießen und in der Geisterbahn, wenn sie sich eng aneinanderkuschelten, würde es passieren: Statt Present Perfect gab es den Perfect Kiss. Yessss!
    Allerdings gab es ein kleines Problem. Silvania war nicht alleine auf die Idee mit dem Jahrmarkt gekommen. Genau genommen, ganz ehrlich, in wirklicher Wirklichkeit war sie gar nicht darauf gekommen, sondern Daka. Daka hatte gute Ideen. Manchmal. Allerdings bedeutete das in dem Fall, dass Daka mit auf den Jahrmarkt kommen würde. Helene und Ludo hatte sie auch Bescheid gesagt. Sie waren die besten Freunde der Zwillinge. Und die Einzigen, die bis auf ihre Eltern und Oma Rose wussten, dass Daka und Silvania Halbvampire waren. Dafür kannten die Zwillinge auch die Geheimnisse von Helene und Ludo. Helene versteckte hinter ihren langen blonden Haaren ein Hörgerät, liebte nächtliche Ausflüge zum Friedhof und bemalte sich gerne die Arme mit Monstern und Spinnen. Ludo konnte in die Zukunft sehen. Leider nur undeutlich. Er konnte auch mit Toten reden. Aber das glaubten nur er und sein Opa.
    Normalerweise würde Silvania sich darauf freuen, mit ihrer Schwester, Helene und Ludo auf den Jahrmarkt zu gehen. Sehr sogar. Aber wie sollte es da zum Perfect Kiss kommen? Ein Kuss, bei dem ihre Schwester zusah, konnte nicht perfekt sein. Silvania drehte das Handy um und las sich Jacobs SMS auf dem Kopf stehend durch. Vielleicht war eine geheime Botschaft verborgen. Silvania runzelte die Stirn. Sie streckte die Zunge heraus. Sie konnte nichts erkennen.

Treffpunkt
Springbrunnen
    J acob Barton kramte in der Hosentasche nach seiner Uhr. Er zog sie mit ein paar Fusseln und einem zusammengeknüllten Stück Kaugummipapier heraus. Er sah auf die Anzeige. 14:58 Uhr. So pünktlich war er bis jetzt noch nie zur Nachhilfe erschienen. Er stand vor einem Imbissstand namens Werners Waffeln in der Nähe des Springbrunnens, an dem er seine Nachhilfeschülerin treffen sollte. Silvania Tepes. Sie war die ungewöhnlichste Nachhilfeschülerin, die Jacob jemals gehabt hatte. Sie kleidete sich ungewöhnlich. Sie erzählte ungewöhnliche Sachen. Und sie hatte eine ungewöhnliche Familie. Die war nicht nur ungewöhnlich, sondern sogar unheimlich. Jacobs rotblonde Haare standen auf seinen blassen Armen jetzt noch zu Berge, wenn er an Silvanias Onkel dachte.
    Er steckte die Uhr wieder ein und zog die Ärmel seines graublauen Kapuzensweatshirts herunter. Dann wickelte er sich den rot-blau gestreiften Schal um den Hals, steckte die Hände in die Hosentaschen und drückte den Rücken durch. Er hoffte, sein Kreuz würde dadurch breiter wirken.
    »Waffel?«, brummte es hinter Jacob.
    Jacob drehte sich um. Waffelwerner lehnte sich aus der Bude und grinste Jacob fragend an. Er hatte grau melierte Haare. Auf seinem Doppelkinn wuchsen Bartstoppeln. Seine Nase sah aus wie eine kandierte Kirsche. Jacob schüttelte den Kopf. »Ich warte nur auf jemanden.«
    Waffelwerner nickte. »Klarokowski.«
    Jacob spürte, dass ihn Waffelwerner noch immer musterte. Langsam drehte er sich abermals um.
    Waffelwerner grinste. »Biste dir sicher?«
    »Was?«
    »Dass de keene Waffel willst.«
    Jacob nickte. »Später
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