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Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires

Titel: Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
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Prolog
    Karibischer Ozean, 1656
     
    »Miss Samantha! Steht auf! Schnell! Um Himmels willen, schnell!«
    Sie schlug die Augen auf und bemühte sich, wach zu werden.
    »Was ist denn?«, fragte sie und blinzelte ein paarmal.
    Joe, der Erste Offizier und langjährige Freund ihres Vaters, stand mit Panik im Blick vor ihr.
    Sie setzte sich auf. Angst durchfuhr sie wie ein Blitz. »Was ist los, Joe?«
    Er zog sie am Arm aus der Koje.
    »Piraten, Mädchen!«
    Sie stolperte hinter ihm her. »Was?«
    Seine Antwort wurde vom Einschlag einer Kanonenkugel in der Nebenkabine übertönt. Die Wände erbebten, Holz splitterte, stinkender Qualm breitete sich aus. Samantha schrie auf.
    Joe rannte, sie hinter sich her ziehend, immer drei Stufen
auf einmal nehmend zum Hauptdeck hinauf. Samantha wurde von ihrem langen pfirsichfarbenen Nachthemd behindert, der raue Plankenboden kratzte an ihren Fußsohlen, aber Joe, eine Pistole in der freien Hand, kannte kein Erbarmen.
    Oben angekommen, stieß er mit dem Ellbogen die Tür auf.
    An Deck herrschte wilde Hektik. Die Besatzung der Destiny war bemüht, sich kampfbereit zu machen. Kommandos und Flüche flogen durch die Luft, Pistolenschüsse knallten, Kanonenfeuer donnerte. Der beißende Rauchgestank drang in Samanthas Kehle, und sie hielt schützend die Hand vor Mund und Nase.
    Dunkle Regenwolken griffen wie dicke Finger nach dem Mond. Enterhaken schlugen ihre Krallen in den glänzenden, hölzernen Schiffsrumpf. Der Ozean, ebenso gierig darauf, das Schiff zu erobern wie die Piraten, bockte und schäumte. Samantha wusste, dass diese Nacht das Schicksal der Destiny besiegeln würde.
    Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, und ihre Knie gaben nach. »Joe.« Angst schnürte ihr die Kehle zu, und es kam kaum mehr als ein Flüstern heraus, das im Lärm unterging.
    Joe riss sie hoch. »Bleibt bei mir, Mädchen.«
    Seine Augen, rund wie der Vollmond, starrten sie beschwörend an.
    »Ihr weicht mir nicht von der Seite, verstanden?«
    Samantha nickte. Sie war siebzehn, nicht schwachsinnig.

    Joe hatte sich schon wieder umgedreht, deckte sie mit seinem Körper. Samantha spähte hinter ihm hervor.
    Die Enterhaken hielten die beiden Schiffe Seite an Seite, und Piraten überfluteten die Destiny wie ein Heuschreckenschwarm. Aber Samanthas Vater und seine Mannschaft gaben sich nicht so leicht geschlagen. Auf beiden Seiten wurde geschossen, was die Waffen hergaben. Samantha spreizte die Beine, um sich auf dem rollenden Schiff aufrecht halten zu können. Männer fluchten, schrien vor Schmerz, kämpften um ihr Leben. Nur wenige waren erfolgreich.
    Hilflos sah Samantha Freunde stolpern und fallen, sah ihr Blut die Planken rot färben. Einige sprangen in Panik ins Wasser. Andere wurden über die Schiffswand geworfen. Die Destiny hatte keine Chance. Die Angreifer waren in der Überzahl.
    Verzweifelt hielt Samantha Ausschau. Sie musste ihren Vater und ihre Mutter finden. Und Alicia. Ihre Schwester, erst zwölf Jahre alt, hatte lange, blonde Ringellocken, unschuldige Augen in dem klaren Blau eines Bergbaches, und wenn sie lachte, wurden in ihren Wangen Grübchen sichtbar. Würde auch sie in diesem Meer aus Blut untergehen?
    »Nein, bitte nicht Alicia«, betete Samantha inständig.
    Schließlich entdeckte sie ihren Vater, dessen weißes Nachthemd in der Dunkelheit unheimlich leuchtete, und wagte zu hoffen, dass sie nicht alle verlieren würde, die ihr teuer waren. Ein Geschoss pfiff an ihrem Gesicht vorbei.
Joe stieß einen Grunzlaut aus und schwankte, taumelte rückwärts und riss Samantha bis zur Schiffswand mit.
    Hatten sie Port Royal wirklich erst heute Nachmittag verlassen? War ihre Mutter wirklich erst heute Abend in ihre, Samanthas Kabine gekommen, um ihr einen Gutenachtkuss zu geben? Oh Gott, ihre Mutter!
    Joe fing sich wieder, aber Samantha erkannte an seinem Grunzen, dass er getroffen worden war. Als er sich Samantha zuwandte, schrie sie auf. Sie mochte die ganze Mannschaft, aber Joe gehörte quasi zur Familie. Sein Gesicht war schweißnass, und aus einer Wunde in seiner Brust strömte Blut. Der süßliche Geruch drehte Samantha den Magen um. Plötzlich tauchte hinter Joe ein Schatten auf, und sie rief eine Warnung. Joe fuhr herum und feuerte. Ein Pirat, bunt kostümiert wie ein Narr, stürzte ohne einen Laut zu Boden.
    Samantha ließ den Blick über das Deck gleiten. Überall verwundete oder tote Freunde, manche vor Schmerzen wimmernd, während es mit ihnen zu Ende ging. Ihr war, als erfriere sie
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