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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel
Autoren: Sally Cheney
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Nichts auf.
    Solange ihr Mann Peter aufsuchte, war Mrs Desmond zu Dr. Manley gegangen, und während sie sich mit dem Arzt besprach, kehrte Marianne zurück. Die beiden tauschten belanglose Bemerkungen aus und warteten gespannt auf das Ergebnis der Begegnung im Krankenzimmer.
    Endlich öffnete Mr Desmond die Tür und winkte seine Frau herein. Mrs Desmond nahm Marianne bei der Hand und zog sie mit.
    „Mein Lieber, ich möchte dir Miss Marianne Trenton vorstellen. Sie ist …“ Mrs Desmond zögerte. Um Zeit zu gewinnen, schloss sie erst einmal die Tür.
    „Miss Trenton ist meine Verlobte“, sagte Peter. Er war neben seinen Vater getreten und streckte Marianne jetzt die Hand entgegen. „Wir werden so bald wie möglich heiraten.“
    Mr Desmond nahm die schmalen Finger des Mädchens in seine kräftige Hand und lächelte. Marianne fand ihn gar nicht so Furcht einflößend, und er konnte sich nicht erklären, wie seine Frau jemals etwas Schlechtes von dieser charmanten jungen Dame hatte denken können.
    Mit einem Mal wurde die Zimmertür aufgerissen.
    „Na sicher will Mr Desmond mich sehen. Sie können Ihre Nadeln erst mal in jemand anderen reinpiken“, rief der Besucher laut über die Schulter, ehe er sich grinsend zu den Menschen im Raum umdrehte. „Wen haben wir denn da Mr Desmond? Miss Marianne?“
    „Vater, Mutter, gestattet mir, euch Tom Moffit vorzustellen“, sagte Desmond.
    Der Junge riss sich die Mütze vom Kopf, trat vor und nickte dem Ehepaar freundlich zu.
    „Tom Moffit? Dann sind Sie der junge Mann, der meinen Sohn gerettet hat?“, fragte Mrs Desmond. Sie sprach leise und vornehm, und einen Moment lang versagte angesichts der Tatsache, dass so eine feine Lady ihm ihre Dankbarkeit ausdrückte, die übliche Dreistigkeit des jungen Moffit.
    „Ich hab’ nicht viel gemacht, Ma’am“, stammelte er. „Wenn ich mich richtig erinnere, hab’ ich die meiste Zeit auf dem Boden gelegen und vor mich hingeblutet.“
    „Wenn es darum geht, ein Lob anzunehmen, ist Tom ebenso bescheiden wie bei seiner Belohnung“, sprang Marianne dem Burschen bei.
    „Wirklich?“, fragte Mrs Desmond, und ihre Stimme klang nicht im geringsten ironisch.
    Tom fühlte sich auf unerklärliche Weise geschmeichelt und reckte sich stolz. „Mr Desmond will mich bilden, aber ich sag’ zu ihm, was zum Teufel soll ich mit soviel Gelehrsamkeit? Auf der Straße würden sie mich auslachen. Und dafür, dass ich meinen Namen schreiben kann, verdien’ ich keinen Penny mehr, wenn ich mit den Jungs auf der Walze bin.“
    „Wenn du lesen und schreiben könntest, würdest du vielleicht eine ehrliche Arbeit finden“, meinte Desmond.
    „Und wer soll wohl Leute wie Tom Moffit anstellen?“, erkundigte sich der Junge spöttisch.
    „Tatsächlich werde ich selbst in einigen Monaten einen Sekretär brauchen“, meinte Mr Desmond.
    „Die Arbeit würden Sie mir geben?“, fragte Tom.
    „Wenn du lesen und schreiben und ein bisschen rechnen könntest“, erwiderte Mr Desmond.
    Tom grinste von einem Ohr bis zum anderen. „Sieht so aus, als würd’ ich doch Unterricht bei Ihnen nehmen, Mr Desmond“, rief er, lachte und schüttelte den Kopf. „Was hab’ ich mir bloß eingebrockt, als ich mich mit euch feinen Leuten eingelassen hab’?“

    „Ich versichere dir, dass dir das neue Leben besser gefallen wird, als du jetzt denkst“, meinte Peter, nahm Mariannes Hand und sah ihr lächelnd in die Augen.
    Knapp drei Wochen später wurden Peter Desmond und Marianne Trenton getraut.
    Sie heirateten in Reading. Desmonds Eltern wäre es lieber gewesen, die Hochzeit ihres Sohnes hätte in Birmingham stattgefunden, aber Peter hatte auf Reading bestanden, damit seine Studenten und die Kollegen von der Fakultät dabei sein konnten.
    Unmittelbar darauf kehrten Peter und seine schöne junge Braut nach Kingsbrook zurück. Mrs Desmond, die eine kluge Frau war, hatte ihrem Sohn erklärt, sie und sein Vater würden ihnen nicht folgen, sondern von Reading aus direkt nach Birmingham zurückfahren. Mrs Desmond wollte, dass ihre beiden Männer sich trennten, ehe sie sich wieder in die Haare gerieten, was, wenn sie nicht sofort auseinandergingen, mit Sicherheit eintreten würde.
    Für den Tag, an dem das glückliche Paar heimkehrte, hatte Mrs River eine kleine Gesellschaft arrangiert, damit die Nachbarn den beiden gratulieren konnten.
    Das Fest war ein großer Erfolg. Jedermann lachte und scherzte. Man bekam fast den Eindruck, die Ehe zwischen Mr Desmond und seinem
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