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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel
Autoren: Sally Cheney
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losließ, trat sie kräftig zu. Carstairs schlug um sich, um sich zu wehren, und ging dann zu Boden. Sie rangen miteinander unter wildem Ächzen und Keuchen.
    Desmond dachte, er würde wahnsinnig über dem vergeblichen Bemühen, in der Finsternis etwas zu erkennen.
    Jemand stöhnte auf.
    Aus der Pistole löste sich ein Schuss.
    Und danach war es totenstill.
    „Marianne?“, flüsterte Desmond.
    Jetzt hörte er jemand schwer atmen. Er selbst war es nicht, aber wer dann?
    „Carstairs? Sind Sie es?“, fragte Desmond noch einmal, ganz leise, da er die Antwort fürchtete.
    „Ich … ich glaube, er ist tot.“
    Das war Mariannes versagende Stimme. Erleichtert und glücklich sank Desmond gegen die Wand und dankte demütig seinem Schöpfer. „Bist du unverletzt?“, erkundigte er sich.
    „Er hat mich nicht getroffen, wenn du das meinst. Aber ich kann … ich kann ihn nicht von mir … herunterbekommen!“
    Sie bäumte sich ein letztes Mal auf und schüttelte den Alten ab. Jetzt kroch sie zu Desmond und umschlang seine Füße, dann seine Hüften, seine Brust, bis sie schließlich sein geliebtes Gesicht zwischen ihren Händen hielt.
    „Bist du es wirklich?“, fragte er.
    „Ich bin es. Ich bin hier. Wir leben. Soweit ich sagen kann, sind Rachel und Bernie am Leben. Ich glaube, sogar der junge Tom Moffit hat es überstanden.“
    Desmond wurde von den Ketten zurückgehalten, aber er hatte genug Spielraum, um sich im Dunkeln auf Marianne zuzuneigen und ihre Lippen zu finden. Er küsste sie, doch dies war weder der Kuss eines Vormunds für sein Mündel, noch lag darin die verzehrende Leidenschaft, mit der er Marianne schon zweimal umarmt hatte. Dieser Kuss war zärtlich, nicht fordernd. Trotz seiner Erfahrung hatte Desmond noch nie eine Frau auf diese Weise geküsst.
    Seit Marianne in sein Leben getreten war, hatte er sich von Londons Spieltischen abgewandt, um auf Kingsbrook zu leben, und zu seinem eigenen Erstaunen festgestellt, wie viel Freude und Genugtuung ihm diese Veränderung bescherte. Den Weg des Lehrberufes hatte er gezwungenermaßen eingeschlagen, und dann hatte das Unterrichten seinem Leben einen Sinn gegeben. Und nun wünschte er sich, den Rest seines Lebens mit dieser Frau zu verbringen. Sie war sein einziges, wahres Glück.
    Marianne spürte davon etwas, während er sie küsste, und als Peter sich von ihr löste und sprach, klang seine Stimme rau.
    „Ich liebe dich“, flüsterte er. „Ich hatte solche Angst, dich für immer verloren zu haben und dir meine Liebe niemals gestehen zu können.“
    „Um dein Gewissen zu erleichtern, erlaube ich dir, mir das in den kommenden fünfzig Jahren so oft zu sagen, wie du möchtest“, erklärte sie ihm und lächelte glücklich.
    „Aber wie …?“ Das letzte Bild, an das er sich erinnerte, bevor die Kerze verlosch, war der Lauf der Pistole gewesen, die Carstairs direkt auf Marianne gerichtet hatte.
    „Ich habe ihn erstochen. Mit dem Blech, das Brewster gefunden hat.“
    Aber immer noch war Desmond an die Wand gekettet. Widerstrebend durchsuchte Marianne die Taschen des Toten und fand Carstairs’ Schlüsselbund. Nun endlich konnte sie Peter befreien.
    Die vordringlichste Aufgabe war jetzt, die Verwundeten zu versorgen und hier herauszubringen.
    Desmond erklärte Marianne, bei der Schussverletzung an seinem Bein handele es sich um eine oberflächliche Fleischwunde, und bestand darauf, dass sie ihm half aufzustehen. Gemeinsam holten sie Hilfe für Brewster und den angeschossenen Tom. Den ersten Menschen, der ihnen auf der Straße begegnete, schickten sie, um Bernie Nahrung und Wasser zu bringen, und erfragten von ihm die Adresse eines Arztes.

    Als sie Dr. Manleys Praxis erreichten, war diese geschlossen, doch der Arzt wohnte im ersten Stock und reagierte auf ihre lauten Rufe. Er hörte sich ihre Geschichte an und erklärte sich bereit, mit Marianne in die East Coventry Lane zurückzugehen. Aber zuerst befahl er Mr Desmond, sich in seiner Krankenstube hinzulegen.
    Nachdem er Desmond beigepflichtet hatte, die Wunde sei ungefährlich, säuberte und verband er sie, obwohl der Patient heftig widersprach und darauf bestand, der Arzt solle sich sofort um die schwerer Verletzten kümmern. Dr. Manley hörte nicht auf ihn und weckte sogar seine Haushälterin, damit sie etwas Suppe für den Gentleman aufwärmte und dafür sorgte, dass er so viel Wasser bekam, wie er nur trinken mochte.
    Im Keller angekommen, untersuchte er den jungen Tom Moffit und erklärte, er schwebe nicht
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