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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel
Autoren: Sally Cheney
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anlegte.
    Sie schob die Schließe in die eisernen Manschetten, drückte sie aber nicht so fest zu, dass das Schloss zuschnappte. Lautlos gab sie Desmond ein Zeichen, indem sie zuerst in seine Augen und dann nach unten auf die Handfesseln blickte.
    Unerwartet legte Carstairs’ Klauenhand sich um Mariannes Schulter. Grob stieß er sie aus dem Weg und griff nach den Handschellen, um sie zu überprüfen. Als sich beide Fesseln öffneten, verzog er die schmalen Lippen zu einem hämischen Grinsen.
    „Was haben wir denn da?“, zischte er. „Noch einen kleinen Schlaukopf?“
    Carstairs hielt Desmond die Pistolenmündung an die Brust und ließ die Handschellen zuschnappen. Aber er tat es schnell, denn er stand nicht gern so nahe vor diesem Mann, selbst wenn er gefesselt war und mit einer Waffe in Schach gehalten wurde. Er schloss die Fesseln fest. In wenigen Stunden schon würden sie Desmond furchtbare Qualen bereiten, aber Peter Desmond glaubte nicht, dass er sich darum noch zu sorgen brauchte.
    Als der Alte Marianne von Desmond weggestoßen hatte, war sie zu Rachel gegangen. Sie kniete neben ihrer Freundin und nahm ihre Hand, aber Rachel öffnete die Augen nicht. Und dann zog etwas anderes Mariannes Aufmerksamkeit auf sich.
    „Ganz schön gerissen, Marianne.“ Höhnisch lächelnd, stand Carstairs über ihr. „Was für eine raffinierte Hexe du doch bist. Und so tapfer, so unerschrocken. Du wolltest deinen Liebhaber befreien, nicht wahr? Und jetzt? Was denkst du jetzt?“
    Verängstigt beobachtete sie ihn. Ihr Instinkt riet ihr fortzulaufen. Carstairs hatte die Kellertür offengelassen, und sie sann verzweifelt darüber, wie sie fliehen könnte.
    Daran, es zu probieren, hinderte sie nicht nur der Umstand, dass Carstairs die Pistole auf sie richtete. Sie wollte nicht von Desmonds Seite weichen. Und sie mochte Rachel nicht im Stich lassen. Keinen von ihnen würde sie hier unten zurücklassen und versuchen, sich selbst zu retten.
    Mit einem Mal packte Carstairs zu, griff in ihr Haar und zerrte ihren Kopf nach hinten, bis es wehtat. Er beugte sich zu ihr hinunter und brüllte ihr ins Gesicht: „Wer soll dich retten? Er? Der wird bald tot sein. Oder? Ich glaube, ich werde ihn am Leben lassen, an Ketten aufgehängt wie eine Rinderhälfte beim Schlachter, damit er zusieht, wie ich dich nehme. Wie ich dir diese Kleider vom Leib reiße, bis du dich nackt da hinten zusammenkauerst.
    Du wirst zittern wie ein frisch verwundetes Reh. In der kalten Luft werden deine Brustspitzen sich aufrichten. Aber wird das wirklich die Kälte sein, oder vielleicht doch Begehren, was meinst du? Hast du manchmal im Bett gelegen und dir vorgestellt, meine Hand würde über deinen Körper gleiten? Vielleicht hast du niemals so wie ich darüber nachgedacht, welch süße Qual glühende Kohlen oder ein scharfes Messer verursachen können, aber heute Nacht sollst du all das erfahren, während er dort hängt und zusieht und die anderen tot oder sterbend um dich herumliegen.“
    Die Augen des Alten hatten einen glasigen Ausdruck angenommen. Gierig leckte er sich die Lippen mit seiner belegten Zunge, streckte dann die Hand aus und strich mit einem knochigen Finger über Mariannes Wange, ihr Kinn und ihren Hals. Er umfasste ihre Brüste, die sich vor Angst heftig hoben und senkten.
    „So fest, so vollkommen“, murmelte er. Ohne Vorwarnung verschwand der Glanz in seinen Augen, und ein Ausdruck rasender Wut trat an seine Stelle. Er hob den Arm und schlug das Mädchen nieder. Schwer stürzte Marianne zu Boden, ihr Mundwinkel war aufgerissen und blutete. Sie drehte sich auf den Bauch und versuchte wegzukriechen, aber Carstairs holte mit dem Fuß aus und trat ihr in die Rippen.
    Marianne krümmte sich, aber als ihr Angreifer sie packen wollte, erscholl hinter Carstairs ein Schrei wie von einem wilden Tier, sodass sich ihm die Nackenhaare sträubten.
    Carstairs fuhr herum, und Desmond ging wie ein wildgewordener Stier auf ihn los. Panisch, ziellos feuerte der Alte um sich, doch die Ketten, die Desmond festhielten, retteten auch sein Leben. Die Kugel, die für sein Herz bestimmt war, glitt ab und traf ihn stattdessen in denOberschenkel.
    „Fort von mir!“, kreischte Carstairs und richtete, um besser zielen zu können, die Pistole mit beiden Händen auf Desmond, der, als die Kugel traf, gestürzt war. „Noch einen Mucks, und ich schieße Sie in das andere Bein. Oder vielleicht in den Arm …“ Er hielt Desmond die Pistole an den Ellbogen. „Aber ob Sie das
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