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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel
Autoren: Sally Cheney
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einen Schritt zurück! Der erste, der sich rührt, liegt sofort neben meinem jungen Freund auf dem Boden.“
    Carstairs kam näher, und seine vier Gefangenen wichen zurück. Marianne blieb so weit hinten, dass sie jetzt neben Tom Moffit stand. Aus dem Augenwinkel sah sie eine leise Bewegung, und sie hörte ihn schwer atmen.
    „Na, was haben wir denn da?“, rief Carstairs aus. „Was für eine nette Runde. Du. Dich kenne ich nicht.“ Er deutete mit der Pistole auf Rachel, die aus ihren kurzsichtigen Augen wie hypnotisiert auf die Mündung starrte. Carstairs lächelte kalt. „Je mehr, desto fröhlicher die Gesellschaft, sage ich immer.“
    „Lassen Sie die jungen Damen gehen, Carstairs“, fiel Desmond ein.
    Carstairs konzentrierte sich wieder auf Desmond, den er allerdings, egal zu wem er sprach, die ganze Zeit über nie ganz aus den Augen gelassen hatte.
    „Sie gehen lassen?“, fragte er ungläubig. „Und so eine glückliche Viersamkeit zerstören? Da wäre ich ja verrückt.“
    Daran allerdings bestand kein Zweifel.
    „Sie können Kingsbrook haben“, sagte Desmond. „Von meinem Vater können Sie nicht erwarten, dass er Lösegeld für mich schickt, aber Kingsbrook ist mein persönliches Eigentum, und Sie können alles nehmen – das Haus, die Ländereien. Ich bitte gar nicht darum, dass Sie mich freigeben, aber lassen sie die jungen Damen gehen.“
    „Oh.“ Carstairs schüttelte bedächtig den Kopf. „Ich finde, hier geht es schon lange nicht mehr um Geld oder Besitz. Desmond, im Leben eines Menschen kommt eine Zeit, da wird die Rache zum wertvollsten Gut. Sie haben alle meine Unternehmungen dichtgemacht, eine nach der anderen: den Geldverleih, den Mädchen-, Waffen-, Drogen- und Elfenbeinhandel. Aber meinen Hass haben Sie mir nicht nehmen können. Oh, ich besitze immer noch meinen Hass“, zischelte der Alte.
    Die vier jungen Leute achteten jetzt kaum noch auf die Waffe in Carstairs’ Hand, sondern sahen nur in sein Gesicht, ein Gesicht, dessen Züge in schrecklicher Weise verzerrt waren.
    „Umdrehen. Nach hinten, ganz ans andere Ende“, befahl Carstairs und wedelte mit der Pistole.
    Gehorsam wandten sie sich um und gingen den Weg, den sie gekommen waren, zurück. Carstairs folgte ihnen mit der schwach leuchtenden Kerze. Desmond hatte Marianne die Hand auf den Rücken gelegt, und Rachel stützte Bernie. Wieder auf der anderen Seite angekommen, dort, wo die Ketten und Handschellen hingen, befahl Carstairs ihnen stehen zu bleiben.
    „Ich weiß nicht, wie ihr diese Handschellen aufbekommen habt, aber wir wollen doch sichergehen, dass ihr dies nicht noch einmal schafft.“ Mit der Schuhspitze stieß er die Kette an. „Marianne, die legst du Mr Desmond wieder an. Und du da, fessele den jungen Mann.“
    Den Damen blieb nichts anderes übrig, als den Männern von Neuem die Fesseln um die Handgelenke zu schließen. Rachel murmelte pausenlos vor sich hin: „Ach, Bernie, es tut mir leid. Es tut mir so leid.“
    „Was machst du da?“, knurrte Carstairs. Plötzlich stand er über dem Mädchen und dem geschwächten jungen Mann und hielt Rachel die Pistole unter die Nase.
    „Ich … mache … die Handschellen fest“, stammelte Rachel.
    „Ich glaube, du probierst einen deiner kleinen Tricks. Aus dem Weg!“
    Ängstlich wich Rachel zurück, und Carstairs stellte die Kerze auf den Boden, packte die Kette, an denen die beiden Handfesseln befestigt waren und zerrte heftig daran, sodass Bernie auf den Boden schlug. Vor zwei Wochen wäre Carstairs dazu nicht in der Lage gewesen, denn da hatte Bernie noch zwanzig Pfund mehr gewogen und hätte die Kraft gehabt, sich zu widersetzen.
    Rachel schrie entsetzt auf und sprang Carstairs an. Sie dachte weder an die Folgen noch daran, dass sie, selbst wenn sie völlig außer sich war, kaum eine Bedrohung für Carstairs darstellte. Der Alte drehte sich zur Seite und versetzte Rachel einen Kinnhaken, sodass sie ebenfalls zu Boden ging.

    Ihm machte das nicht mehr aus, als nach einer Fliege zu schlagen. Das Einzige, was er empfand, war ein kurzes, befriedigtes Zucken, als seine Faust auf die zarte Haut des Mädchens traf. Es gab einen dumpfen Laut, als Rachel mit dem Hinterkopf auf den harten Lehmboden aufschlug und reglos liegen blieb.
    Von Grauen erfüllt, sah Marianne zu, wie Carstairs mit ihren Freunden umsprang. Zugleich aber war sie gegen ihren Willen dankbar dafür, dass Carstairs für eine Weile von ihr abgelenkt war, während sie Peter Desmond die Handschellen
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