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Herz im Spiel

Herz im Spiel

Titel: Herz im Spiel
Autoren: Sally Cheney
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unterband ihr Klopfen. „Kannst du die Tür öffnen, junger Mann?“, fragte er.
    „Wer ist das? Sind Sie das, Mister? Wie kommt’s denn, dass Sie sich da mit den jungen Damen eingesperrt haben?“
    „Nein, ich bin nicht Horace Carstairs. Er hat uns hier eingeschlossen“, rief Desmond.
    „Ist das der Mann, den Sie gesucht haben, Miss?“, fragte der Bursche.
    „Allerdings“, antwortete Marianne. „Das sind die beiden Herren, die wir zu finden hofften, obwohl wir nicht ahnten, dass sie gefangen gehalten wurden.“
    „ Zwei Männer? Ich dacht’, Sie wären bloß hinter ’nem Dicken mit roten Haaren her“, meinte Tom.
    „Mr Brewster ist hier zuletzt gesehen worden, und ich hatte den Verdacht, Mr Desmonds Verschwinden habe mit seinem …“, begann Marianne, doch Desmond unterbrach sie ungeduldig.
    „Hör zu“, sagte er streng. „Carstairs hält uns hier unten gefangen. Er hat vor, Brewster und mich umzubringen. Noch hat er keine Ahnung, dass die jungen Damen hier sind, aber wenn er sie findet, erwartet sie vielleicht Schlimmeres als der Tod. Kannst du uns helfen zu fliehen?“
    „Ich weiß nicht, Sir. Ich weiß es wirklich nicht“, antwortete Tom. Zum ersten Mal wurde ihm der Ernst der Lage klar, und er klang ziemlich ernüchtert. „Ich kann den Riegel aufkriegen, aber dann ist immer noch das Schloss da. Den Schlüssel seh’ ich nirgendwo.“
    „Carstairs“, stöhnte jemand in der Dunkelheit auf. Das war das erste Mal, dass Bernie etwas zu der Diskussion beitrug, und Marianne war erleichtert, seine Stimme zu hören. Sie klang schwach und krächzend, aber er schien bei klarem Verstand zu sein.
    „Der Alte?“, rief der Junge. Er hatte nicht ganz verstanden.
    „Ja“, antwortete Desmond. „Carstairs hat den Schlüssel. Er trägt ihn in der Tasche. Als er herunterkam, haben wir gesehen, wie er ihn hineingesteckt hat.“
    „In der Tasche, sagen Sie?“, wiederholte der Bursche nachdenklich. „Ja nun, was ist Tom Moffit, wenn nicht ’n prima Langfinger, wie? Ich bin allererste Klasse. Wenn alles, was Sie brauchen, ’n Schlüssel aus der Tasche vom Alten ist, dann sind Sie schon so gut wie draußen.“
    Toms Schritte entfernten sich, und plötzlich schrie Bernie auf, viel lauter als eben. „Licht!“, rief er. „Wir brauchen Licht hier unten!“

    Rachel bedeutete ihm zu schweigen, aber sie hörten, wie Tom von der Treppe aus mit einem deutlichen „Geht klar!“, antwortete.
    Mit einem Mal war es still, und der Keller erschien ihnen finsterer als zuvor.
    „Wie lange ist er schon fort?“, wisperte Rachel.
    „Nur ein paar Minuten. Er hat noch nicht genug Zeit gehabt“, antwortete Desmond ruhig.
    „Was meinst du, schafft er das?“, fragte Marianne ängstlich.
    „Er glaubt es jedenfalls“, antwortete Desmond. An seiner Stimme hörten sie, dass er lächelte, und der fröhliche Klang ließ die anderen wieder hoffen.
    Sie verfielen erneut in Schweigen und lauschten angestrengt auf jeden Laut von draußen.
    Plötzlich nahm Marianne aus dem Augenwinkel ein Glitzern war. „Sieh doch!“, flüsterte sie.
    „Scheint, als hätte Tom eine Kerze mitgebracht, Bernie“, rief Desmond leise über Mariannes Kopf hinweg.
    Dann hörten sie wieder ein leises Scharren auf der anderen Seite der Tür.
    „Bist du das, Tom?“, fragte Desmond.
    „Ja“, antwortete der Junge.
    „Hast du den Schlüssel?“, wollte Marianne wissen.
    „Der ist hier.“
    Sie hörten ein Knarren von Metall auf Metall, und gleich darauf das unverkennbare Schnappen des Schließmechanismus.
    Die Tür öffnete sich nach innen, sodass sie zurückweichen mussten, doch ehe sie sich um die Öffnung scharen konnten, brüllte der Junge: „Aufpassen!“
    Daraufhin stürzte er durch die Tür, gefolgt von einem Lichtblitz und dem ohrenbetäubenden Knall eines aus nächster Nähe abgefeuerten Schusses.
    Der Junge fiel der Länge nach, mit dem Gesicht voran, auf den Boden. Von Entsetzen erfüllt, blickte Marianne von ihm zu der Gestalt, die immer noch an der Tür stand. Sie hielt die Kerze in der einen und die Pistole in der anderen, und im Widerschein des Lichtes funkelten die Augen hasserfüllt.
    Horace Carstairs.

20. KAPITEL
    Rachel kreischte auf, und Brewster taumelte rückwärts. Desmond duckte sich, als setze er zum Sprung an, aber Carstairs drehte den Lauf der Pistole so, dass er direkt auf Desmonds Brust wies.
    „Zurück!“, befahl er. Desmond blieb stehen, und Carstairs beschrieb mit der Waffe einen Halbkreis vor ihm. „Alle
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