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Ein Kuss für die Ewigkeit

Ein Kuss für die Ewigkeit

Titel: Ein Kuss für die Ewigkeit
Autoren: MARGARET MOORE
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1. KAPITEL
    In den Midlands, 1204
    „Ich glaube, ich wäre verrückt geworden, wenn ich noch einen Augenblick länger in diesem Wagen hätte sitzen müssen“, erklärte Lady Elizabeth d’Averette, während sie ihre Röcke anhob, um mit raschen Schritten den Weg zum mit Moos überwachsenen Flussufer zurückzulegen.
    „Meint Ihr nicht, wir sollten besser bei den Männern bleiben?“, fragte ihre Dienerin Keldra und schaute besorgt zu der Eskorte aus Soldaten in Kettenhemden. Die Männer waren ganz in der Nähe von ihren Pferden abgestiegen, und so wie es ihnen zu eigen war, scherzten und fluchten sie untereinander, während sie ihre Tiere zum Wasser führten oder vom saftigen Gras fressen ließen.
    Einige von ihnen holten Brotstücke aus ihren Satteltaschen oder tranken einen Schluck Ale. Lediglich der Anführer der Gruppe, Iain Mac Kendren, tat nichts dergleichen, sondern stand einer Statue gleich da. Die Tatsache, dass er den Kopf mal hierhin, mal dorthin drehte, war der einzige Hinweis darauf, dass er lebte und wachsam seine Umgebung beobachtete.
    „Gestern Abend hörte ich den Gastwirt von einem Dieb erzählen, der hier in der Gegend Reisenden auflauert“, fuhr Keldra verängstigt fort. „Ein riesiger Kerl, brutal und Furcht einflößend!“
    Lizette, wie Elizabeth von ihren Schwestern in Averette genannt wurde, reagierte mit einem mitfühlenden Lächeln. Keldra war erst fünfzehn und nicht ans Reisen gewöhnt.
    Kein Wunder, dass jede Geschichte über einen Dieb ihr Angst einjagte, ganz gleich, wie unsinnig oder übertrieben die auch sein mochte. „Ein Schankmädchen beschrieb ihn als einen sehr gut aussehenden Dieb“, erwiderte sie. „Sie sagte auch, dass er eine Frau nicht ausraubt, wenn die ihm einen Kuss gibt. Für mich klingt das nach einer Begebenheit aus dem Lied eines Minnesängers. Doch dieser Dieb kann noch so fürchterlich sein, wir haben fünfzig Mann, die uns bewachen, Iain Mac Kendren nicht zu vergessen. Ich würde also sagen, wir sind hier wohlbehütet.“
    „Das will ich hoffen“, flüsterte Keldra, als sorgte sie sich, der Dieb könnte sie belauschen.
    Froh darüber, nicht länger in dem beengenden, stickigen Wagen sitzen zu müssen, nahm Lizette ihr silbernes Diadem und den seidenen Schleier ab, dann kauerte sie sich am Flussufer hin. „Solange er mir einen Kuss raubt, aber weder meine Kleider noch meinen Schmuck, könnte mir das Ganze vielleicht sogar gefallen.“
    „Oh, Mylady, das würde es ganz sicher nicht!“, rief Keldra entrüstet aus, was nur deutlich machte, wie wenig sie in Wahrheit über ihre Herrin wusste.
    Lizette schöpfte mit den Händen ein wenig kaltes Wasser aus dem Fluss und trank einen Schluck davon, ehe sie antwortete. „Wärst du nicht bereit, einen gut aussehenden Schurken zu küssen?“
    „Nicht, wenn er ein Gesetzloser ist!“
    „Also ich würde ja eher einen gut aussehenden Gesetzlosen küssen als irgendeinen Höfling, der vielleicht noch glaubt, ich wollte ihn heiraten“, betonte Lizette, während sie sich aufrichtete.
    Grundsätzlich genoss sie die Gesellschaft von Männern, und sie mochte das lockere Hin und Her beim Schäkern. Sie beneidete sie um deren zwanglose Kameradschaften, aber vor allem beneidete sie die Männer um ihre Freiheit.
    Die Ehe war dagegen ein ganz anderes Thema.
    Für die meisten Frauen bedeutete diese Bindung eine Form von Sicherheit, doch nachdem sie die Ehe ihrer Eltern miterlebt hatte, teilte Lizette diese Einstellung nicht.
    „Ich besitze keinen Schmuck, Mylady“, stellte Keldra klar und bückte sich ebenfalls, um aus dem Fluss zu trinken. „Er könnte mich dazu zwingen , dass ich ihn küsse!“
    „Gegen den eigenen Willen geküsst zu werden, ist allerdings tatsächlich unangenehm“, musste Lizette aus eigener Erfahrung zugeben. Mehr als einmal waren übereifrige Heiratskandidaten auf der Suche nach einer wohlhabenden Braut nach Averette gekommen und hatten versucht, die jüngste und mutmaßlich unschuldigste Tochter des Lords zu verführen. „Natürlich möchte ich eigentlich keinem Dieb begegnen“,fügte sie an und lauschte dem Gesang der Vögel, als gäbe es für sie auf der Welt keinen Grund zur Sorge. „Das wäre zweifellos beängstigend.“
    So wie der Zwischenfall, als ein betrunkener Adliger sie in der Kapelle in Averette in eine Ecke drängte und sie erst in Ruhe ließ, nachdem sie ihm endlich versprochen hatte, sich später an einem abgeschiedeneren Ort mit ihm zu treffen. An ihrer Stelle war aber ihre
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