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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche
Autoren: Jude Deveraux
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Brand setzen konnte, ihr Aufmerksamkeit schenkte — ihr, einer dicken alten Magd —, war eine Sache, aber daß er sich so benahm, als wäre sie die einzige Frau, die bei ihm Beachtung fand, eine ganz andere.
    Sie entriß ihm ihre Hand. »Ich bin keine Närrin, Mr. Montgomery«, sagte sie. »Sie verschwenden bei mir nur Ihre süßen Worte. Vielleicht sollten Sie Ihr Bemühen, jemanden in Versuchung zu bringen, lieber bei einer jüngeren und dümmeren Person, als ich es bin, fortsetzen.«
    Sie hatte ihn damit ernüchtern wollen; aber er lächelte nur, zeigte wieder das Grübchen in seiner Wange und meinte augenzwinkernd: »Es tut gut, zu wissen, daß ich eine Versuchung für Sie bin.«
    Abermals spürte Nellie, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß. Sie drehte sich von ihm weg und eilte zum Haus zurück, gefolgt von Mr. Montgomery.
    Im Hause herrschte das reinste Chaos. Ihr Vater war inzwischen heimgekommen, und anstatt dort anzutreffen, was er erwartete — seine zwei Töchter, die seinen Gast unterhielten —, fand er nur ein leeres Haus vor. Anna hatte sich wie gewöhnlich verdrückt. Terel und Nellie ließen sich nicht blicken, und von seinem hochgeschätzten Gast war auch nichts zu sehen.
    Nellie kam wie eine Dienstmagd durch die Seitentür, und hinter ihr Mr. Montgomery, der zwei Schüsseln mit geputzten Bohnen trug. Und im selben Moment erschien auch Terel oben auf der Treppe, und sie trug kein Abendkleid, wie ihr Vater das gewünscht hatte, sondern ein gewöhnliches Alltagskleid. Charles Grayson kam die Galle hoch.
    »Schau dich an!« schnaubte er leise. »Schaut euch beide an! Nellie, ich würde einen Dienstboten feuern, wenn er sich in diesem Kleid vor einem Gast zeigte. Und was hast du dir eigentlich dabei gedacht, unseren Gast wie ein Küchenmädchen zu behandeln?« fauchte er, auf die Schüsseln mit den Bohnen zeigend.
    Ehe Nellie etwas sagen konnte, schob sich Mr. Montgomery zwischen sie und ihren Vater — fast so, als wollte er sie beschützen. »Miß Grayson hat mir die Güte erwiesen, sich zu mir zu setzen, als ich so unverschämt war, eine Stunde vor der verabredeten Zeit ins Haus zu kommen.«
    Nellie hielt die Luft an, denn da war ein harter Klang in Mr. Montgomerys Stimme, als wollte er ihrem Vater einen Tadel versetzen. Niemand redete mit Charles Grayson in diesem Ton.
    Ehe ihr Vater ihm eine Antwort geben oder Mr. Montgomery noch etwas sagen konnte, kam Terel schon die Treppe herunter. In ihren Augen war dieser Glanz, den sie beim Anblick eines schönen Mannes anzunehmen pflegten.
    »Was hat das denn alles zu bedeuten?« sagte Terel mit ihrer besten Ein-schöner-Mann-ist-im-Zimmer-Stimme, während sie auf Mr. Montgomery zuging. »Bitte, vergeben Sie uns, Sir«, fuhr sie fort, den Kopf züchtig gesenkt, während sie durch die Wimpern zu ihm hochsah. »Wir sind sonst nie so unfreundlich zu Gästen.« Und keinen Moment den Blick von seinem Gesicht abwendend, fuhr sie fort: »Wirklich sehr ungezogen von dir, Nellie, daß du keinem gesagt hast, daß Mr. Montgomery bereits im Haus ist. Wenn ich das gewußt hätte, wäre ich sofort hierhergeeilt, um selbst für Ihre Unterhaltung zu sorgen, statt mit meiner Wohltätigkeitsveranstaltung fortzufahren. So hatte ich nicht einmal Gelegenheit, mich entsprechend für Sie anzuziehen. Darf ich Ihnen das abnehmen?«
    Terel nahm ihm die beiden Schüsseln aus den Händen und schob sie Nellie zu. »Warum hast du mir nicht gesagt, daß er jung und hübsch ist?« zischelte sie. »Hast du etwa versucht, ihn für dich zu behalten?«
    Nellie bekam keine Gelegenheit mehr zu einer Antwort, da Terel nun Mr. Montgomerys Arm nahm und ihn zum Eßzimmer führte.
    Nellie drehte sich um und begab sich in die Küche. So viel zu ihrem Nachmittagsflirt, dachte sie bei sich. So viel zu der Versicherung eines hübschen Mannes, daß er niemals zu flirten pflegte. Obwohl sich Nellie sagte, daß sie mit all dem gerechnet hatte, fühlte sie sich plötzlich sehr, sehr hungrig — so hungrig wie noch nie in ihrem Leben.
    Auf der Anrichte stand die Biskuitrolle, die sie für den Nachtisch vorgesehen hatte — ein locker gebackener Teig, den sie mit Marmelade bestrichen, zusammengerollt und dann mit einem Zuckerguß versehen hatte. Nellie überlegte gar nicht, was sie da tat. Sie machte sich auch nicht erst die Mühe, sich einen Teller zu besorgen und eine Gabel. Es dauerte keine zwei Minuten, und die Platte mit der Biskuitrolle war leer.
    Danach stand sie da und starrte die Zuckergußreste
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